Spitze Feder

Alice im Gaga-Land

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Sicher kenne viele von Euch das wunderbare Kinderbuch „Alice im Wunderland“ des britischen Autors Lewis Carroll. Laut Wikipedia gilt es „als eines der hervorragenden Werke aus dem Genre des literarischen Nonsens“. Ich wusste zwar bisher nicht, dass es dieses Genre überhaupt gibt, aber das hat nichts zu bedeuten. Ich kann ja nicht jede Kladde kennen, oder? „Alice im Wunderland“ ist jedenfalls 1865 erschienen. Man kann also getrost davon ausgehen, dass, wenn es in Lewis Carrolls Bekanntenkreis je eine echte Alice gegeben hat und er ihr ein literarisches Denkmal setzen wollte, diese heute nicht mehr unter den Lebenden weilt.

Dafür gibt es jetzt eine andere, berühmte Alice, die jedoch nicht aus England stammt, sondern in Gütersloh das Licht der Welt erblickte. Die Rede ist von Alice Elisabeth Weidel. Sie wuchs in Harsewinkel im Kreis Ostwestfalen-Lippe auf. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Harse-Winkel-Ost-West-Falen-Lippe. Oder besser doch nicht. Da würde nämlich das Dorsum linguae derart geschleift, dass einem beim Italiener keine Kugel Schokoladeneis mehr schmeckte.

Man kann nur darüber spekulieren, ob die peinlich provinzielle Abstammung und die damit einhergehende lebenslang anhaftende Schmach, die Gründe dafür sind, weshalb Alice Elisabeth Weidel mittlerweile als fleischgewordene Hysterie durch die politische Landschaft rast und wie die Herzkönigin aus eingangs erwähnten Kinderbuch liebend gern jemandem den Kopf abschlagen lassen möchte. Wobei man ihr aber auch zugute halten muss, dass sie deutlich präziser vorgeht, als ihr literarisches Pendant und in ihren geifernden Statements nicht von „jemandem“ redet, sondern explizit sagt, wen sie meint: nämlich alle Untermenschen…will sagen: die Türken. Das heißt allerdings nicht alle Türken, sondern nur diejenigen, die hier in der Bundesrepublik Deutschland leben und mit ihren Steuern Alice Elisabeth Wendels Diäten mitfinanzieren. Sie selbst zieht es übrigens vor, ihre Steuern, wenn überhaupt, im schweizerischen Biel zu zahlen. Aber das ist bei einer glühenden Patriotin wie Alice Elisabeth Weidel eine andere Baustelle.

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Ich habe null Ahnung, ob man automatisch so strunz-dämlich und dermaßen rotz-arrogant wird, wenn man Volks- und Betriebswirtschaftslehre studiert, an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität in Bayreuth eine von der Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung gesponserte Promotion über die Zukunft des chinesischen Rentensystems schreibt und diese mit summa cum laude abschließt, oder ob sich Alice Elisabeth Weidel ihre stinkende Hirnsülze als Analystin im Bereich Vermögensverwaltung bei Goldman Sachs zugezogen hat.

Wenn man bedenkt, wer alles schon bei dem übelsten, verbrecherischsten Bankhaus auf der Wall-Street, dem Inbegriff des Raubtierkapitalismus, der nicht nur über Leichen geht, sondern mit ihnen richtig Kohle mach, gearbeitet hat, wie José Manuel Barroso, Mario Draghi, Mario Monti und Romano Prodi, um nur einige dieser dünkelhaften, widerlichen, ekelerregenden Strippenzieher zu nennen…man könnte beinahe meinen Lewis Carrolls lustiges Kinderbuch wäre durch eine grausame Konstellation der Gestirne bittere Realität geworden…Alice im Gaga-Land, allerdings völlig unlustig.

Bild: Von © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64460795

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    Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
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    Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 17. September 2020 | Peter Grohmüller 17. September 2020

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