Heute haben wir einen ganz besonderen Tag! Gestern waren die Geschäfte geschlossen und uns stehen zwei Feiertage bevor. Da überkommt den pflichtbewußten Deutschen, vorzugsweise wenn er älteren Baujahres ist, der unverhinderliche Wunsch, sich im Supermarkt zu drängeln. Und sei es nur für einen Becher Magermilch-Himbeerjoghurt oder einen Kopf kaukasischen Blattsalates. Wer ein wenig auf sich hält und sein Deutschtum in besonderer Weise zeigen möchte, der fährt heute einkaufen!
Schon in den Tagen vor Karfreitag konnte man ein allgemeines Rennen, Schleppen und Auspacken beobachten. Die Leute kauften, als gäbe es morgen nichts mehr, als ginge quasi die Welt unter und es bestünde somit die Gefahr vor dem vollen Kühlschrank zu verhungern.
Würden wir selbst vier Wochen nicht einkaufen gehen, wir müßten nicht verhungern und es würde uns an nichts mangeln und wir betreiben noch nichtmal irgendeine Form der geplanten Vorratswirtschaft. Was man so braucht, das haben wir da und ansonsten gibt es halt eben dreimal hintereinander Nudeln.
Käme es aber vor, daß irgendein wichtiger Artikel fehlt und man doch noch an einem solchen Tag einkaufen müßte, dann würde man ja sinnvollerweise alles was man braucht in einem rutsch kaufen.
Nicht so aber unsere Eichhörnchen-Rentner ringsherum. Da wird für drei Becher Joghurt mit dem Auto zum Lidl-Discount gefahren, für einen Kopf Salat zu ALDI und dann nochmal mit dem Fahrrad wegen einiger Kleinigkeiten in den Ortskern.
Vermutlich geht es nur unterschwellig um die Angst, vor der vollen Vorratskammer verhungern zu müssen, sondern auch um die Befriedigung eines tiefen masochistischen Bedürfnisses. Anders ist es nicht zu erklären, daß ausgerechnet ältere Menschen, die über Ostern brav vor Urbi et orbi und Hansi Hinterseer sitzen, sich heute auch noch mit ihrem Auto in die Schlange vor der Billigtankstelle einreihen müssen.
Der ältere Herr von schräg gegenüber fährt in der Woche ungefähr 40 Kilometer, immer nur seine Frau zum Arzt und wieder zurück, sowie diverse Kleineinkäufe.
Weshalb ihn vor Ostern die Panik überkommt, ihm könne das Benzin ausgehen und er müsse ausgerechnet jetzt um einen Cent verbilligt volltanken, das werde ich wohl nie begreifen. Ein älteres Ehepaar, ein paar Häuser weiter, schleppt seit gut einer Woche kistenweise Lebensmittel und vor allem Toilettenpapier nach Hause. „Ist doch bald Ostern“, sagt der Mann zu mir und fügte hinzu: „Da braucht man so einiges.“
Ob sie denn Besuch bekämen, wollte ich wissen und er schüttelte den Kopf: „Am Karfreitag sind wir bei meiner Tochter und Sonntag bis Montag sind wir bei meinem Sohn. Wir sind nur am Samstag zu Hause. Unser Sohn wollte ja, daß wir die ganze Woche nach Ostern bei ihm bleiben, aber das geht ja nicht, am Dienstag müssen wir erst mal einkaufen gehen.“
Leute, kauft ein! Die Welt geht unter!
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