Ich wurde 1959 geboren. 14 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ende der 1950er Jahre ging es in Deutschland wieder aufwärts. Männer konnten mit 600 D-Mark Monatseinkommen eine ganze Familie mit Ehefrau und drei Kindern ernähren, ihre Miete zahlen und auf einen schönen jährlichen Urlaub sparen.
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- Hineingeboren – Wir haben uns das nicht ausgesucht
- Schulkarriere? Nicht die Besten kamen weiter
- Massenandrang überall
- Angebot und Nachfrage
- Partnerwahl und gesellschaftlicher Druck
- Renten- und Vorsorgefrage
- „Danke für nichts“ – die Rentenlüge für eine ganze Generation
- Gesellschaftliche Wahrnehmung
- Die Boomer – die letzte Generation, die noch selbst den Hintern hochbekommen hat
- Bildquellen:
Gute Voraussetzungen, um die Familienplanung auch auf weitere Kinder auszuweiten. In diesen Wohlstandsjahren wurden mehr Kinder geboren, als je zuvor. Die Generation der Baby-Boomer wurde geboren. Sie haben sich nicht mit Gewalt auf diese Welt gedrängt, sondern sie wurden als Entscheidung ihrer Eltern geboren.
Aber kaum eine Generation steht heute so in der Kritik wie die der sogenannten „Boomer“. Oft verspottet, regelmäßig als Sinnbild eines überkommenen Denkens karikiert, müssen sich die heute etwa zwischen 60 und 75 Jahre alten Menschen einiges gefallen lassen. Dabei wird allzu leicht übersehen, unter welchen enormen strukturellen Belastungen diese Generation aufgewachsen ist. Denn wer nach dem Krieg geboren wurde und seine Kindheit, Jugend und berufliche Entwicklung in den 1960er, 70er und frühen 80er Jahren durchlief, war nicht etwa Teil einer goldenen Zeit des Überflusses, sondern wuchs in einer Welt auf, in der Konkurrenz, Verzicht und Enge zum Alltag gehörten.
Hineingeboren – Wir haben uns das nicht ausgesucht
Die Boomer-Generation konnte sich ihre Zugehörigkeit zu diesen geburtenstarken Jahrgängen selbstverständlich nicht aussuchen. Dennoch mussten ihre Mitglieder mit den Folgen eines demografischen Ausnahmezustands leben. Schon im Kindergarten begann für viele der Kampf um Platz und Aufmerksamkeit. Die Gruppen waren überfüllt, die Erzieher überfordert. In den Schulen setzte sich dieser Trend fort – große Klassen mit über 40 Kindern waren keine Seltenheit, sondern eher die Regel. In meinem Gymnasium etwa gab es pro Jahrgang gleich vier solcher Klassen, jede voll bis auf den letzten Platz.
Diese Überfüllung war kein rein organisatorisches Problem, sondern hatte tiefgreifende Auswirkungen auf den Bildungserfolg vieler Kinder. Individuelle Förderung? Kaum möglich. Rücksicht auf besondere Bedürfnisse? Fehlanzeige. Lehrer arbeiteten am Limit, und nicht selten mussten engagierte Schüler ihre Wissbegier auf den Fluren, in überfüllten Fachräumen oder schlicht in Geduld üben. Wer etwas lernen wollte, musste sich durchsetzen – oder eben untergehen.
Selbst bei der Entscheidung über die schulische Laufbahn eines Kindes bestimmten oft nicht Begabung oder Neigung den Ausschlag, sondern schlichte Kapazitätsgrenzen. In einer Zeit, in der die Geburtenraten auf Rekordniveau lagen, mussten Schulleitungen und Lehrer mit einem simplen, aber brutalen Fakt umgehen: Es war schlicht nicht genug Platz für alle da. Gymnasien und Realschulen konnten nur eine begrenzte Zahl an Schülerinnen und Schülern aufnehmen – unabhängig davon, wie viele tatsächlich geeignet gewesen wären.
Schulkarriere? Nicht die Besten kamen weiter
Das führte zu einem stetig wachsenden Druck auf die Lehrkräfte der Grundschulen, die für die weiterführenden Schulen Empfehlungen aussprachen. Die Entscheidung darüber, ob ein Kind auf die Hauptschule oder das Gymnasium ging, war dabei häufig weniger von pädagogischer Überzeugung als von administrativer Notwendigkeit geprägt. Viele Lehrer fühlten sich regelrecht genötigt, den sichereren, weniger umkämpften Weg zu empfehlen – auch wenn das dem Kind womöglich nicht gerecht wurde. Kinder mit großem Potenzial landeten so nicht selten auf der Hauptschule, einfach weil die begehrten Plätze auf dem Gymnasium begrenzt waren. Eine Praxis, die aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar erscheint.
Gleichzeitig hatte dieser Umstand auch eine ungewollt positive Nebenwirkung: Er sorgte für eine breite und solide Basis an Hauptschulabsolventen, die bereit waren – und oft mit großem Erfolg –, ins Handwerk oder in die Industrie zu gehen. Gerade diese Berufsfelder profitierten über Jahrzehnte hinweg von einer Generation, die im wahrsten Sinne des Wortes zupackte und deren beruflicher Werdegang nicht von akademischen Ambitionen, sondern von praktischer Vernunft geprägt war.
Heute hingegen scheint das Bild fast ins Gegenteil verkehrt: Nahezu jedes Kind gilt in den Augen seiner Eltern als potentiell hochbegabt, der Weg ins Gymnasium wird oft schon im Kindergarten vorgezeichnet, und das Handwerk hat das Nachsehen. Wer nicht studiert, wird schnell als abgehängt betrachtet. Die Folge: Schreiner, Elektriker, Installateure – sie fehlen heute an allen Ecken und Enden. Und während man sich damals gegen den eigenen Willen mit einer Lehre im Handwerk abfinden musste, können heute viele Betriebe kaum noch Bewerber finden.
Ein weiterer Beweis dafür, dass die vermeintlich „verwöhnte“ Boomer-Generation in Wahrheit unter strukturellen Engpässen litt, die sich heute ganz anders, aber nicht minder folgenreich zeigen.
Massenandrang überall
Auch an den Universitäten herrschte drangvolle Enge. Vorlesungen fanden in Hörsälen statt, in denen längst nicht alle einen Sitzplatz bekamen. Wer spät kam, fand sich auf der Treppe wieder oder musste sich mit einem Livemitschnitt aus einem Nebenraum zufriedengeben. Abendvorlesungen, Seminare an Samstagen, ein geregeltes Studentenleben war für viele ein organisatorischer Drahtseilakt. Von Bologna, Modulplänen und individueller Studienbegleitung war man noch Lichtjahre entfernt.
Die Berufswahl gestaltete sich für viele Boomer ebenfalls als ein von außen bestimmter Weg. Die freie Wirtschaft konnte dem Ansturm der Absolventen nicht standhalten. Bewerberzahlen im dreistelligen Bereich pro Stelle waren keine Ausnahme, sondern die Norm. Wer einen Berufswunsch hatte, musste oft erleben, wie dieser mit einem lapidaren „Tut uns leid, die Stelle ist bereits besetzt“ beerdigt wurde. Stattdessen wurden viele in Richtung öffentlicher Dienst oder Bundeswehrlaufbahn gedrängt – nicht selten entgegen der eigenen Neigung, einfach weil dort überhaupt noch etwas zu holen war. Der Satz „Man muss nehmen, was man kriegen kann“ war nicht Resignation, sondern bittere Realität.
In einer derart überfüllten Gesellschaft war es auch in allen Bereichen, in denen Wettbewerb eine Rolle spielte, schwer, sich zu behaupten. Selbst gute Leistungen reichten oft nur für einen Platz im Mittelfeld – weil es schlicht zu viele gab, die ebenfalls gut waren. Heute, in Zeiten rückläufiger Geburtenraten und Nachwuchsmangel in fast allen Branchen, genügen oft bereits durchschnittliche Leistungen, um in Spitzenpositionen zu gelangen. Die Boomer hingegen standen mit Hunderttausenden in Konkurrenz – und das in nahezu jedem Lebensbereich.
Angebot und Nachfrage
Auch ökonomisch hatte diese Generation mit einer besonderen Form der Verknappung zu kämpfen. Wo viele etwas wollen, steigt der Preis – das ist ein einfaches Marktprinzip, das damals gnadenlos durchschlug. In der Fahrschule etwa stiegen die Preise pro Fahrstunde binnen kurzer Zeit von 19 auf über 27 D-Mark. Ein kleiner Hinweis auf eine Entwicklung, die sich flächendeckend beobachten ließ: Wohnraum, Studienplätze, Ausbildungsstellen – alles war knapp, alles war teuer. Wer sich zur Ausbildung oder zum Studium eine kleine Wohnung suchte, musste zusehen, wie die Mieten binnen weniger Jahre verdoppelt wurden. Wo zuvor noch 200 Mark reichten, waren plötzlich 400 Mark oder mehr fällig – für eine Studentenbude mit Klo auf dem Gang.
Der Mythos der sorgenfreien Boomer-Generation ist also ein Trugbild. Viele ihrer Vertreter haben sich mühsam durch ein überfülltes, hart umkämpftes Leben gearbeitet. Sie waren Teil einer Gesellschaft, die sie mit Erwartungen überhäufte, aber oft wenig Rücksicht auf individuelle Lebenswege nahm. Dass viele von ihnen heute gut dastehen, liegt nicht an strukturellem Vorteil, sondern an einer enormen Anpassungsleistung und an einer Geduld, die mancher heutigen Debatte gut täte.
Partnerwahl und gesellschaftlicher Druck
Auch in Sachen Partnerschaft und Familiengründung stand die Boomer-Generation unter enormem sozialen Erwartungsdruck. Eine Frau, die mit 25 noch ledig war, galt vielerorts bereits als „übrig geblieben“. Männer wurden spätestens mit Anfang 30 gefragt, wann es denn nun endlich „ernst“ werde. Der Weg schien vorgezeichnet: Heirat, Hausbau, zwei Kinder – möglichst schnell.
Dabei war es keineswegs leicht, einen passenden Partner zu finden. Die gesellschaftliche Freizügigkeit, die spätere Generationen selbstverständlich genießen, war in der Boomer-Zeit noch kaum vorhanden. Viele Ehen wurden aus Pflichtgefühl oder sozialer Erwartung geschlossen – nicht selten unter Zurückstellung persönlicher Wünsche oder Interessen. Der gesellschaftliche Druck war hoch, das Verständnis für alternative Lebensentwürfe gering. Wer sich für ein Leben ohne Kinder oder ohne Ehe entschied, galt oft als Sonderling.
Renten- und Vorsorgefrage
Ein besonders bitterer Punkt ist die Rentensituation. Jahrzehntelang wurde der Generation erzählt, sie solle sich auf eine auskömmliche Rente verlassen können – immerhin hätten sie in das System eingezahlt wie kaum eine Generation vor ihnen. Doch die Realität sieht heute anders aus: Renteneintrittsalter steigen, private Vorsorge wird zum Muss, und viele Boomer erleben, dass ihre Lebensarbeitszeit trotz aller Leistung nicht im Verhältnis zur Versorgung im Alter steht.
Zudem wurden viele Boomer in eine Zeit der politischen Rentenversprechen hineingeboren – das Umlagesystem galt als stabil, Aktien galten als Teufelszeug. Wer sich auf das System verlassen hat, wird nun oft eines Besseren belehrt. Die große Sorge, im Alter nicht gut über die Runden zu kommen, ist für viele Boomer keine diffuse Angst, sondern konkret erlebte Realität.
„Danke für nichts“ – die Rentenlüge für eine ganze Generation
Die Babyboomer – jene sagenumwobene Generation zwischen Wirtschaftswunder und Arbeitsplatzmangel – haben in das deutsche Rentensystem eingezahlt wie kaum jemand sonst. Und zwar nicht ein paar mickrige Jahre mit Teilzeit und Sabbaticals, sondern ein ganzes Erwerbsleben lang. Fleißig, pünktlich, steuergetreu – jahrzehntelang. Jeden Monat floss das Geld brav in die gesetzliche Rentenkasse, in der Hoffnung, eines Tages wenigstens ein bisschen davon wiederzusehen.
Und was bekommen sie heute? Einen Tritt gegen das Schienbein und den Spruch: „Tja, selber schuld – hättet ihr mal privat vorgesorgt.“ Als ob es nicht schon zynisch genug wäre, dass man diese Menschen jahrzehntelang zur Pflichtversicherung gezwungen hat, erzählt man ihnen nun im Brustton technokratischer Herablassung, sie müssten sich bitte mit einer Riester- oder Rürup-Rente behelfen – jenen staatlich aufgeblasenen Rohrkrepierern der Altersvorsorge, die bestenfalls die Versicherungswirtschaft ernährt haben, aber selten einen Rentner.
Doch damit nicht genug. Während andere sich mit 63 leise aus dem Berufsleben schleichen, hieß es für die Boomer: „Schön, dass du dich schon auf den Ruhestand freust – hier ist dein neuer Renteneintrittstermin: 67!“ Das nennt man dann wohl „nachhaltige Sicherung des Rentensystems“. Oder, in schlichteren Worten: Rentenklau mit Ansage.
Und als Dank für all das kommt nun auch noch die nächste Demütigung: Die Boomer seien selbst schuld an der Rentenkrise. Schließlich seien sie viel zu viele. Sie, die jahrzehntelang das System mit Leben (und Beiträgen!) gefüllt haben, gelten heute als Belastung. Als Bedrohung für die Wirtschaft. Als Ursache für Fachkräftemangel, Beitragslücken, Pflegenotstand, Wohnungsnot und vermutlich auch für das Wetter.
Täglich darf man sich im öffentlich-rechtlichen Mahnfernsehen belehren lassen, dass „die Alten“ nun eben gehen müssten, damit „die Jungen“ nicht untergehen. Dabei haben diese angeblich so gefährlichen Renten-Saboteure mehr für dieses Land getan als so manche Kabinettsbesetzung der letzten 20 Jahre.
Es gibt zahllose Fälle, in denen Eheleute gemeinsam ein ganzes Jahrhundert in die Rentenkasse eingezahlt haben. Einhundert Jahre Arbeit, Schichtdienst, Steuern, Versicherungen. Und wie endet das? Mit einem Gang zur Sozialbehörde. Mit Bittschriften für Grundsicherung. Mit Rentenbescheiden, für die sich jede Bananenrepublik schämen würde. Bürgergeld – was für ein Hohn, wenn man sein Leben lang mehr als Bürgerpflicht geleistet hat.
Die große Pointe dieser politischen Farce: Jene, die am lautesten fordern, dass die Boomer sich endlich verpieseln sollen, sind oft dieselben, die mit Lebensläufen voller Orientierungsphasen, Work-Life-Balance-Träumen und Viertelzeitkarrieren der Zukunft entgegentänzeln und sich wundern, warum der Generationenvertrag plötzlich knirscht.
Aber wehe, ein Boomer beschwert sich. Dann heißt es: „Du hast doch vom System profitiert!“ Ja, genau – profitiert. Mit 45 Jahren Arbeit, 20 Jahren Pendeln, 35 Jahren Kinder großziehen und am Ende einem Rentenbescheid, der so niedrig ist, dass man sich damit nicht mal mehr das Fernsehprogramm leisten kann, in dem die eigene Generation zur Volksbedrohung erklärt wird.
Wer so mit einer Generation umspringt, die dieses Land durch schwere Zeiten getragen hat, der braucht sich über Politikverdrossenheit, Altersarmut und Misstrauen gegenüber dem Staat nicht zu wundern. Denn die Wahrheit ist: Die Boomer haben geliefert. Nur das System hat es nicht.
Gesellschaftliche Wahrnehmung
Besonders perfide erscheint der Umstand, dass diese Generation heute oftmals medial als „gierig“, „privilegiert“ oder gar „verantwortlich für die Misere“ gebrandmarkt wird. Dabei haben viele Boomer schlicht das getan, was von ihnen erwartet wurde: gearbeitet, gespart, Kinder großgezogen. Stattdessen sieht man sich nun pauschal als Besitzstandswahrer oder Blockierer des Fortschritts gebrandmarkt – ein weiterer Schlag für eine Generation, die schon mit Überfüllung, Mangel und Wettbewerb sozialisiert wurde.
Die Boomer – die letzte Generation, die noch selbst den Hintern hochbekommen hat
Sie stehen früh auf, machen keine halbe Sache und wissen, wie man ein Loch in die Wand bohrt, ohne erst drei Tutorials zu schauen: Die Boomer. Jene Generation, die heute gern verspottet wird – als alt, unbeweglich, technologiefeindlich, überversorgt. Dabei ist sie womöglich die letzte Generation, die noch wusste, was Anpacken bedeutet.
Die Boomer haben den Müll rausgebracht, bevor man eine App dafür hatte. Sie sind zur Arbeit gegangen, auch wenn der Rücken weh tat – und sie haben ihre Krankenversicherung nicht damit belastet, bei jedem Wehwehchen eine Krankschreibung zu verlangen. Sie haben Kinder großgezogen, Häuser gebaut, Bäume gepflanzt – nicht, um Likes zu kassieren, sondern weil man das eben so gemacht hat. Pflichtbewusstsein nannte man das mal.
Doch heute? Heute wird diese Generation mit Misstrauen betrachtet, als sei sie persönlich verantwortlich für alles, was in diesem Land nicht rund läuft. Klimakrise? Die Boomer! Rentenlücke? Die Boomer! Fachkräftemangel? Natürlich – wieder die Boomer! Am besten wäre es wohl, sie würden sich alle gleichzeitig in Luft auflösen, damit Platz ist für das nächste große gesellschaftliche Experiment.
Aber Moment mal: Wer hat denn all die Systeme aufgebaut, von denen heute noch jeder profitiert? Wer hat jahrzehntelang den Laden am Laufen gehalten – ohne Homeoffice, ohne Genderbeauftragte, ohne Latte Macchiato-Flatrate und Feelgood-Manager? Richtig: die Boomer. Sie haben sich in überfüllte Klassenzimmer gequetscht, sich durch Massen-Universitäten geschoben, Berufe gelernt, die gerade eben erst erfunden worden waren, und in Jobs gearbeitet, bei denen es nie hieß: „Such dir etwas, das dich erfüllt“, sondern: „Such dir etwas, womit du deine Familie ernähren kannst.“
Die Babyboomer haben den Hintern hochbekommen – weil sie mussten. Und das haben sie gemacht, ohne zu jammern, ohne Mental-Health-Pausen, ohne Burnout-Coach, dafür mit einem 14-Zoll-Schreibmaschinenkoffer auf dem Gepäckträger.
Und nun? Nun müssen sie sich anhören, dass sie zu viele sind, zu teuer, zu anspruchsvoll. Dass sie schuld sind an der Misere. Dabei sind sie es, die sich trotz 45 Beitragsjahren mit Renten rumschlagen, von denen ein Berliner Start-up nicht einmal einen Kaffeeautomaten mieten könnte. Währenddessen rufen dieselben Leute, die noch nie einen realen Hammer in der Hand hatten, nach mehr Flexibilität und Teilhabe.
Die Wahrheit ist unbequem: Die Boomer waren keine Influencer, sie waren Leistungsträger. Sie haben sich keine Welt gebaut, die sie heute ausbeutet – sie haben eine Welt aufgebaut, die sich heute viele schönreden, ohne zu begreifen, was es bedeutet hat, sie überhaupt so weit zu bringen.
Also, ein bisschen Respekt wäre angebracht. Nicht, weil die Boomer perfekt waren. Sondern weil sie – im Gegensatz zu manch nachrückender Generation – eben selbst den Hintern hochbekommen haben.
Bildquellen:
- boomer: Peter Wilhelm KI
Hashtags:
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#Baby-Boomer #Babyboomer #Boomer #Generation #Hohn #ungerecht #verkannt
So, jetzt mal Tränchen wegwischen, alles wird gut 😉 lass dir nichts erzählen…
was man den Boomern nicht vorwerfen kann, das sie mit dem goldenen Löffel im A… geboren wurden. Sie haben Chancen ergriffen… Aber was halt nicht so pralle war, das wählen der „wohlstandspolitik“… wo es dem Land gut ging, hätte man schon den Gürtel enger schnallen müssen und politisch/wirtschaftlich vorsorgen/investieren können, so das heute nicht die Straßen, Schulen etc abgerockt sind, investitionssstaus, fehlendes Personal etc. die Regel sind. Egal wo man hin schaut… ja, früher konnte ein man mit einem Job die Familie ernähren, heute ist das ohne geerbtes Haus oder ähnliches kaum noch zu realisieren.
Sei es nun die Energiewende, Verkehrswende… gescheite Schulen, wehrfähiges Militär usw usw das hat alles die Politik der „Boomer“ auf dem Kerbholz… es war ein regelrechtes runterwirtschaften/ausbeuten… Kohle und Gas, Atomkraftwerke… das Bremsen von eautos… wo im kleinen in der Familie Haushalten und schuften angesagt war, hat man der Politik durchgehen lassen das alles verfällt und ausgebeutet wird. Das ist glaube ich auch das was man „den Boomern“ wirklich vorwirft/vorwerfen kann… ansonsten gilt ihnen mein höchster Respekt, was seit dem Krieg aus so wenig alles geschaffen wurde, nur mit Blut, Schweiß und Tränen.
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Muss da immer an diesen Spruch denken:
Harte Zeiten schaffen starke Männer. Starke Männer schaffen gute Zeiten. Gute Zeiten schaffen schwache Männer. Und schwache Männer schaffen harte Zeiten. Zitat von G. Michael Hopf. Der Teufelskreis des Lebens ein sich unendlich wiederholendes Rad
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Ich fürchte wir sehen uns grad mit dem Ende der guten Zeiten konfrontiert. Ich erwarte mir vom Staat nur noch wenig/nichts mehr… und klar, ich frag mich auch warum ich Rentenbeiträge zahle und zusätzlich noch privat vorsorgen soll. Meine Großeltern und meine Eltern bekommen wenigstens noch ne gescheite Rente von der man gut leben kann… was mir in 25 Jahren bevorsteht kann ich nur erahnen.
Ich stimme Dir zu, sehe aber einen Fehler in Deiner Argumentation.
Du schiebst den Boomern die Schuld an gewissen Entwicklungen zu. Da bin ich der Meinung, dass unsere Gesellschaft und die Politik ja mehrgenerationengetragen ist und nicht nur von den Boomern gemacht, gewählt, entschieden wurde.
Ich sehe es eben nicht so, dass die Boomer-Generation die Energiewende, die Schulmisere und den Atomausstieg etc. auf dem „Kerbholz“ haben.
Ich gestehe zu, dass sich viele in dieser Generation auf dem Erreichten ausgeruht haben und nicht viel in die Zukunft investiert haben (materiell und gedanklich). Aber das hat nicht die Auswirkungen zur Folge, vor denen wir heute stehen.
Ich finde Deinen Satz gut, dass wir nicht mit dem goldenen Löffel im Anus geboren wurden. Das trifft nämlich eher auf die nachfolgende Generation und die danach zu. Vergiss nicht, dass wenn ich früher angefangen hätte, ich schon einen Sohn von fast 50 Jahren haben könnte.
Hab ich aber nicht. Meine Kinder sind 31 und 27.
Die haben sich noch nie um irgendetwas Sorgen machen müssen, gehören zur Generation der Erben, wussten schon ab dem 4. Lebensjahr, welches Haus vom Opa sie mal erben und wie hoch das Aktienportfolio des alten Herrn ist.
Meine Kinder hatten nie überzogene Ansprüche, aber für alles, was sie benötigten, war immer Geld da. Ich durfte damals nichtmal in einen Sportverein, weil das 3 Mark im Monat gekostet hätte.
Ich glaube, man kann niemandem die Schuld für irgendwas geben. Vielmehr ist es eine Gemengelage aus Esel und Eis, Du weißt, was ich meine.
Es hat sich eine gewisse Dekadenz eingeschlichen, eine Dekadenz, die uns dazu bringt, uns über Gendern und Trans zu streiten, statt uns den wirklichen Problemen zuzuwenden.
Klar gibt es mehr Wähler als die Boomer (diese sind aber eben auch zahlreich)… aber da gibt es gleich noch zwei Probleme die du selber auch benannt hast: die Nachkriegsgeneration war mit Wiederaufbau beschäftigt, da ging es nicht um Nachhaltigkeit, da musste man sehen wie man aus dem wenigen irgendwas machte um zu überleben. Die Generation danach war die mit dem „goldenen Löffel“, denen es an nichts mangelte, denen aber von „den Boomern“ auch die Politikmüdigkeit anerzogen wurde… die jetzt höchstens noch die afd wählen… die wenigsten wollen einsehen das Nachhaltigkeit kostet, und zwar wird alles dadurch teurer, und wir werden den Konsum runterfahren müssen um das System nicht zu überlasten. Banales Beispiel des Alltags, Fleischkonsum… nachm Krieg kaum aufm Tisch, bei „den Boomern“ quasi jeden Tag verfügbar… Zukunft wird sein das es so richtig teuer wird, wenn man alle Folgen und Schäden auffangen will. Da hilft die Kombination aus weniger Konsum und realistischen Preisen etwas. Ähnlich ist es mit der Arbeit, immer mehr Jobs werden leichter/effizienter, so das weniger Menschen gebraucht werden. Wenn alle die arbeiten wollen, einen Job haben sollen, dann hilft nur das alle etwas weniger arbeiten… da wir dadurch aber nicht mehr erwirtschaften, bedeutet das auch zu entsprechend weniger Lohn… wo wir wieder bei weniger Konsum wären. Einfamilienhäuser werden nicht mehr leistbar, 120qm für das kinderlose Pärchen gehen auch nicht mehr in Anbetracht des Wohnraummangels… wir haben zu dritt auf 75qm gewohnt, das hat auch gereicht. Wir hatten auch nie ein „neues“ Auto, das war einfach nicht drin, genauso wenig wie Wohneigentum.
Viele müssen sich eingestehen das sie den goldenen Löffel aus dem arsch ziehen müssen… Ich gehöre auch nicht zu den erbenden, aber dank zwei Verdienern kommen wir relativ sorgenfrei über die Runden, unsere Kinder haben da bessere Aussichten. Aber eben nur wenn die Politik den Arsch hoch kriegt… und damit mein ich nicht die afd. Das Problem an der Regierung ist immer das gleiche: „jedes Volk bekommt die Regierung die es verdient“. Es müssen wieder Visionäre in die Politik, und nicht die Mängelverwalter die wir derzeit haben.
Ja.
Und nochmal: Es geht nicht um Schuldzuweisungen.
Es geht um Ursache/Wirkung.
Ich will für unsere heutigen Politiker auch nicht verantwortlich gemacht werden 😉
Interessante Theorie, das mit der breiten Basis der Hauptschulabsolventen. Ich kenne das mit der Auswahl in der 4. Klasse auch: Die Kinder der Eltern, die Anwälte oder Ärzte waren, gingen auf’s Gymnasium. Waren die Eltern mittlere Angestellte, war die Realschule angesagt und der Rest ging auf die Hauptschule. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr erscheint mir die Theorie logisch. Gut zwei Drittel der Schüler besuchte die Hauptschule und mit dem Erwerbsleben dieser Generation wurde Deutschland wirtschaftlich erfolgreich. Scheint also was dran zu sein. Gruß von einem Boomer
Freut mich, dass Du meinem Gedankengang folgst.
Diesen Gedanken hatte ich immer schon irgendwie im Hinterkopf, aber zu der Überzeugung bin ich erst vor ein paar Jahren gekommen.
Ich bin im Kopf mal durchgegangen, was die Kinder aus meinem Umfeld damals alle werden wollten und was sie tatsächlich geworden sind. Ganz konkret und aus dem echten Leben gegriffen.
Dachdecker, Kindergärtnerin, Friseuse, Packer auf dem Flughafen, Schreiner, Installateur usw.
Und sie sind nicht nur schon in der Grundschule daran gehindert worden, auf weiterführende Schulen zu gehen, sondern einige von denen haben den Weg auf die Realschule oder das Gymnasium geschafft und konnten dennoch keine Lehrstelle im gewünschten Beruf bekommen.
Das Ganze lief in meiner Heimat, dem Ruhrgebiet, parallel zu den Zechenschließungen, die ebenfalls tausende Arbeiter freisetzten, die ja auch irgendwo unterkommen wollten.
Ein solches Überangebot an Lehrlingen und Arbeitern führt natürlich irgendwo auch dazu, dass die Arbeitgeber sich nicht besonders anstrengen mussten, um Leute zu halten.
Teilweise wurden die Leute sehr schlecht behandelt, es wurden die Arbeitszeitrichtlinien mit Füßen getreten und Sicherheitsbestimmungen einfach ignoriert. Wem das nicht passte, der konnte leicht ersetzt werden.
Das alles hat nun Spätauswirkungen z.B. auch auf die Rente und das Gesundheitssystem.
Wer „nur“ die Hauptschule besucht hat, ist früh in den Arbeitsmarkt eingetreten, ergo ist er früher rentenberechtigt.
Wer unter teils schlechten Bedingungen arbeiten musste, ist im Alter häufiger krank und pflegebedürftig.
Das betrifft sicher nicht die gesamte Boomer-Generation, aber doch einen großen Teil davon. Und genau das wird ihnen nun ernsthaft vorgeworfen. Sie wollen alle früh in Rente, sie sind so unverschämt, auch noch von der Rente leben zu wollen und sie belasten das Pflege- und Gesundheitssystem, weil sie die Frechheit besitzen, krank zu sein und nicht schnell genug zu sterben.
Umgekehrt wird ein Schuh draus, sie dürfen früh in die Rente und machen dies auch, oh Schreck… ihnen wurde vorgegaukelt das die staatliche Rente ausreichend sei und fordern dies nun ein…
Was ich nur bedaure als nachfolgende Generation, ich stecke mehrere Hundert Euro jeden Monat in die Altersvorsorge… die würde ich im umkehrschluss auch gerne zum Leben nutzen, weniger arbeiten, oder einfach mehr Luxus… denn oh Schreck, mehr wert ist mein Geld nicht, nur weil ich davon viel in die Altersvorsorge pumpe die eigentlich der Staat verspricht…
Wir sind doppelt betrogen worden, nicht nur, dass wir nach 45 Jahren eine Rente auf, mehr oder weniger, Sozialhilfeniveau bekommen, uns wurde gesagt, wir müssten eine Riester Rente abschließen, um überhaupt klar zu kommen. Das Ende von Riester ist bekannt: Jahrzehnte lange Einzahlungen und im Endeffekt durch eine miese Rendite, eventuellen Nachzahlungen in die Sozialversicherung und Versteuerung vom Rest ein Minusgeschäft; mehr noch, das angesparte Geld wurde schlichtweg verbrannt. Dabei wäre die Lösung eigentlich ziemlich einfach: Nach 45 Erwerbsjahren sollten Beschäftige in eine ungekürzte Rente gehe können, die ihren Namen der Höhe her auch verdient.
Wer das nicht schafft, sei es durch Studium oder Erwerbsbrüche, muss eben für jedes Jahr der Mindereinzahlung in die Rentenkasse selbst vorsorgen.
Hat das mal wer grob überschlagen wieviel vom brutto abgehen müsste wenn man das zum Ziel nimmt? Funktioniert ja auch nur über die Schiene das netto soweit zu senken, das damit die Lücke geschlossen werden kann. Würde grob schätzen das man dann 60-70% Abzüge hätte…
Ja, dürfen sie eben nicht. Früh in Rente bedeutet für mich mit 62. Normal in Rente bedeutet für mich mit 65. Und länger arbeiten bedeutet bis 67 arbeiten zu müssen und das trifft auf die Boomer-Generation ab Geburtsjahr 1962 zu.
Höre ich das Gejammer von Boomern? Haben zufällig die Boomer die Rechnung ohne den Zahlmeister gemacht? Das System hätte man doch flicken können. Groko war lange Zeit „gut genug“, jetzt wird gejammert, aber nicht wegen erfolgten Verlustes, sondern wegen der Aussicht, nicht alle Vorteile der fetteren Jahre genießen zu dürfen! (?)
Ich denke nicht, dass man Menschen wegen Erbschaft einschätzen oder abschätzen kann. Niemand weiß, was vererbt wird, außer vielleicht Einzelkindern, oder bei äußerst reichen Eltern. Dazu kommen die Einschränkungen, die sehr erfolgreiche Menschen meißtens leider doch haben, zzgl. Dummheiten und Unfähigkeiten derer. Und die Boomer haben nun mal den größten Anteil an jeglicher Misere. Ich wüsste nicht, wie sonst das begründet werden sollte. Durch Magie?
Und was die Schwierigkeit des Umfeldes betrifft? Die wirklichen Krisen sind jetzt!
– Die Amis wischen uns vielleicht nicht den Hintern ab.
– Die Russen wollen unseren Hintern, oder wenigstens politische Kontrolle darüber.
– Die Chinesen finden’s eigentlich alles ganz OK so.
– Die Opportunisten gucken in der Luft rum.
– Mehr aufstrebende Nationen auch wirtschaftlich vorhanden.
– Die Internationale Ordnung inklusive Handel wird insgesamt schwieriger. Es wird schneller zu Konflikten kommen, auch wegen entstehenden Unterdruckregionen, und Übernahme von Verantwortung für die Welt klappt nicht so ganz.
– (Planet Erklären, Kurzform Ende.)
Die Folgen sind quasi automatisch, wir waren nur schlecht vorbereitet. Welchen Anteil daran haben die Boomer?
Welche Krisen hatten die Boomer?
– Wachsende Wirtschaft?
– Überall Platz zum Sachen machen?
– Ein bischen Konkurrenz um Arbeitsplätze. Ok.
– Sachen zum Aufbauen? Hat es geklappt?
– Abstraktes Atomkriegsrisiko, auf das sich vorzubereiten nicht wirklich realistisch lohnte (zu Sowjetzeiten zumindest), danach Eierkuchenstimmung.
– Volle Kanne in Wirtschaft, Armee kaputtgespart? Nur als Sahnehäubchen.
– Geopolitik etwas festgelegt, aber der Ami passt ja auf.
Naja, man muss immer mehrere Generationen betrachten. Die Qualität dessen, was man mit oder sogar hauptverantwortlich gebaut hat, will man nicht wahrhaben. Fast wie an der Uni. Hat man vergessen, Expertise einzubringen? Das Ergebnis sind immer mehr verantwortungslos handelnde Politiker. Vielleicht war’s auch der Ami, denn nicht nur will man den Fokus wechseln, man will auch kein Gestrüpp zurücklassen?
Wenn man sich über Erbschaften beschwert, aber Renten und Pensionen nicht angetastet sehen will… naja, irgendwer muss die Pflege wuppen. Das ist doppelt witzig. Also Pfleger aus dem Ausland, und Geld zusammenhalten. Verstehe ich das richtig? Ich gönne den Verfall niemandem, aber eben auch nicht den Jüngeren…
Das ist offensichtlich nicht komplett ernst gemeint.
Eine wesentliche Gefahr ist immer wieder, dass die Menschen gespalten werden, und nicht zusammen für etwas Sinnvolles einstehen. Bis auf Staatenebene hinauf. Dicker Fisch frisst Fische samt Fritz heißt das Prinzip. So kriegt man auch eine Boomergeneration dazu, gegen ihre eigene Zukunft zu stimmen. Mit Gewerkschaften und Rentenversprechen, usw. steht im Artikel. Aber wer traf eigentlich die Entscheidungen, wer saß in den Führungspositionen? Bis zuletzt eigentlich oftmals noch die stille Generation. So gesehen wurden die Boomer auch nur benutzt.
Und ist es großartig, nicht aufgemuckt zu haben, als man seine Interessen und die Zukünftiger hätte vertreten können? Speziell die Menschen jetzt haben multiple reale und nahe Krisen am Hacksen, auch wenn es einige gerne auf dir Grünen geschoben wissen wollen. Viele gehen in Rente, alles wird signifikant viel teurer, und Aussichten auf Rente und Aufstieg sind auch nicht gerade im Übermaß vorhanden. Es wird insgesamt enger, und gelockerte Randbedinungen lassen auf sich warten, während der Sack mit den Bürgerrechten und Schutz vor Datenverfolgung immer weiter zugeschnürt wird. Wir nähern uns dem real spürbaren Nullsummenspiel, leider als Figuren. Ich beneide niemanden. Ich halte dennoch alle für bescheuert. Ausnahmslos.
Ich würde demnach auch nicht behaupten wollen, irgendeine Generation sei noch „ordentlich“ gewesen. Oftmals bestimmen die Randbedingungen eben doch mehr, als einem geheuer sein sollte. Das Weltsystem erschöpft sich inzwischen in Blödheit, was man an der Blödheits- und Kriegsdichte sieht.
Es ist müßig, sich über Schuld Gedanken zu machen. Vieles hat sich aus der Sache heraus entwickelt.
Es ist Blödsinn, zu sagen, die Boomer tragen an der Misere die Alleinschuld und es ist Quatsch, zu sagen, sie hätten damit nichts zu tun.
Da könnte man viele Generationen zurückblicken und auch immer „Schuldige“ finden.
Wie war das denn mit der Elterngeneration der Boomer?
Das ist doch die Generation, die immer frühere Renteneintrittsalter bekommen hat, das sind diejenigen, die immer weniger Wochenarbeitsstunden leisten wollten. Das meistgehörte Wort: bei vollem Lohnausgleich.
Diese Generation ist alle 2 Jahre in Kur gefahren. Wer es geschickt angestellt hat, ist jedes Jahr in Kur gegangen: Ein Jahr der Ehemann und die Frau ist als sogenannter Kurlaub mitgefahren und das nächste Jahr ging die Frau aus „medizinischen Gründen“ in Kur und der Mann fuhr in Kurlaub mit.
Alle zwei Jahre eine neue Brille und neue Zähne, ob es notwendig war oder nicht, das stand einem doch zu.
Alles schön auf Kosten der Allgemeinheit.
Genau diese Generation war es, die in der Boomer-Zeit die Politik gemacht hat. Man darf sich nicht der Illusion hingeben, die Boomer hätten sich ihr trauriges Bettchen selbst gemacht. Die sind doch jetzt erst an der Macht.
Es ist schon relevant, wenn das Rentensystem an die Wand gefahren wird. Wenn Experimente 10-20 Jahre zu spät kommen. Das ganze noch in vorhersagbar.
Es, im Sinne dessen, was ich oben schreibe, und vielleicht anderes. Welche Rolle haben jetzt die Boomer?
Bei „Hurra und Blöd“ muss man bedenken, welche Entscheidungen wider besseren Wissens oder konkret gegen andere Menschen getroffen wurden, sowie welche Großartigkeiten eher aufgrund günstiger Randbedingungen relativiert werden, als durch die großartige Besonderheit einer Generation oder eines Landes bedingt sind.
Guckt man nach, wird man es schwer finden, besonders aussagekräftige Metriken abzuleiten. Die Rente ist als Dauerthema allerdings recht bösartig bespielt worden. Höchst ineffiziente Modelle wurden eingeführt, als Lobbygeschenk an Banken u.a. Strukturell ist kaum etwas von Relevanz passiert. Das würde ich als nachweisbar bösartiges Spiel sehen. Und das ist alles über Jahrzehnte modellierbar, begleitbar und vorhersagbar. Mit geringsten Resourcen machbar (die Vorhersage, nicht die Rente). Daher sehe ich Legetimität darinnen, Renten und Pensionen (sehr wichtig: auch diese) anzuzählen.
Die Extrempositionen sind eher Witz, Ausdruck einer unvollständigen Debatte an sich, oder auch mal Versuch, die Debatte wegzuwischen. Letzteres sehe ich z.T. aus politischen Gefilden, ohne auf Personen und Parteien einzugehen.
Zu den Gründen, warum Generationen unterschiedlich sind… es ist unter Garantie kompliziert Wahrscheinlich verstehen wir (Menschheit, Wissenschaft) nicht genügend über das Formen komplexer Gesellschaften. Wir haben einfach keine Ahnung, aber es wird bis ins Hirn hinein in der Fläche geformt und wieder geformt. Wir haben zwar einen Reim aus der Geschichte, der im Neudeutschen mit W und W anfängt. Da sollten wir aber nicht langwollenmilchsau. „Eliten“ und Geopolitik, sowie strategische Inkompetenz sind schon wichtige Begleiter, auch wenn man eine dynamischere Elitendefinition einführt. Wir haben ein hohes Maß an Fehlleitung genossen, und den Umgang mit dem Klima betrachtend, ist das auch noch nicht vorbei.
Die großen Zahlen stimmen nicht so pessimistisch, was die Richtung des Ausbaus von Energie betrifft. Die Klimadaten bleiben schlecht. Die Rente angesichts der geostrategischen Lage ein Witz.
Ach, wie wohltuend! Endlich mal jemand, der mit flammender Entschlossenheit den gescheiterten Gesellschaftsvertrag seziert – in epischer Länge, hermetischer Syntax und mit dem analytischen Besteck eines außer Dienst gestellten Zukunftsforschers. Ja, das Rentensystem ist kaputt, das wusste schon Norbert Blüm – der leider vergessen hat zu erwähnen, für wen es sicher sei.
Natürlich sind auch die Boomer schuld. Oder eben nicht. Vielleicht waren es die Sterne. Oder die Strukturdynamik halbverdauter Sozialkompromisse auf neoliberaler Basis. Oder eine Art intergenerationale „strategische Inkompetenz“, die – man staune – sogar „modellierbar“ gewesen wäre, hätte man nur „geringste Ressourcen“ in eine Vorhersage investiert. Ein klarer Fall von: „Man hätte halt mal jemanden fragen sollen.“
Dass es dabei nie um Lösungen, sondern immer nur um Verantwortungsdiffusion ging, ist natürlich Teil des Spiels. Man nennt es Demokratie mit Lobby-Aufsatz. Die Rentenreform als „nachweisbar bösartiges Spiel“? Gewagt, aber immerhin poetisch. Wie aus dem Dramaturgiebaukasten eines HBO-Dystopiepiloten: House of Altersarmut.
Und was lernen wir daraus? Nichts. Denn wie zutreffend festgestellt wurde: „Wir haben einfach keine Ahnung.“ Damit ließe sich eigentlich jede Talkshow abschließen.
Bleibt also nur der Rat: Machen Sie es wie das Rentensystem – brechen Sie langsam, aber sicher zusammen. Nur bitte nicht so ausführlich.
Das Wasser wird hier etwas trübe. Vielleicht doch noch mal die Details durchlesen?
Es ist die Rede von der Rente insgesamt, also nicht nur der „Reform“. Natürlich ist das ein böses Spiel. Man schaue auf die „Möglichkeiten“ der Arbeitstätigen heute! Nicht immer nur die Boomerbrille aufsetzen. Es wurde systematisch verteilt, irgendwohin. Effizienz nähert sich immer weiter Null an. Das hätte man früher umbauen müssen. Und ja, Berechenbarkeit ist demographisch weitstgehend gegeben, erfordert wie beschrieben aber wissenschaftliche Begleitung. Leistet man sich den marginalen Aufwand, kann man früh warnen und anfangen umzusteuern. Tut natürlich keiner, aber Verantwortungsdiffusion ist kein Naturgesetz per se, es ist kein Grund, auf den man verweisen kann, um die Mitverantwortung auf nachkommende Generationen zu schieben. Die qualität Ihrer Argumentation nähert sich, auch wenn nicht gleich, eben leider auch der Effizienz des Rentensytems an. Sinn … Zweck … Ergebnis?
Und warum soll ein Poster langsam zusammenbrechen? Weil Sie nicht richtig lesen können? Postillion?
„Die Rente angesichts der geostrategischen Lage ein Witz.“
Zumindest ein bischen. Es wird jetzt also ad-hoc etwas größeres passieren müssen. Vielleicht ist das auch schon berechnet, und es wird eben eine Mischung aus verschiedenen Töpfen. Letztlich ist es eine besonders große Generation von mehreren. Kommt halt blöd, wenn so viele Krisen auf einmal zuschlagen, von denen so einige vorhersagbar, bzw. planungspflichtig waren. Dann noch das Klima und dessen Gegener gleichzeitig.
Ach, weißt du…
ich hab 45 Jahre gearbeitet, Steuern gezahlt, Kinder großgezogen, Eltern gepflegt, in D-Mark gedacht, in Euro umgerechnet, Pflegeheime durchgerechnet und Rentenbescheide studiert, bis mir die Gleitsichtlinse flimmerte – und jetzt erklären Sie mir, „die Rente sei ein Witz“?
Danke für die späte Erkenntnis. Wir Boomer lachen uns täglich halbtot darüber – aber eher aus bitterer Ironie, weniger wegen der geostrategischen Pointe.
Wenn das alles „schon berechnet“ wurde, wie Sie andeuten, dann muss der Taschenrechner auf dem Heizpilz gestanden haben. Denn gerechnet hat hier in Wahrheit gar keiner – jedenfalls nicht für uns. Für Banken, Versicherungen und Schattenhaushalte, ja, da wurde sehr exakt kalkuliert. Da gibt’s ja auch Dividenden statt Demenz.
„Eine Mischung aus verschiedenen Töpfen“ sagen Sie?
Das klingt nach: Ich bekomme meine Rente bald aus dem Marmeladenglas, während ich im Biomarkt mit Pfandbons zahle. Hauptsache, die Töpfe sind bunt und das Etikett sagt „solidarisch“. Inhalt: Luft.
Und ja, es ist „blöd“, wenn Krisen zusammentreffen. Aber wir, die man früher mal die „leistungsstarke Generation“ nannte, haben auf die Krisen wenigstens mit Arbeit, Mut und ein bisschen Anstand geantwortet – nicht mit endlosem Podcast-Geschwafel über Systemumbau, während man sich Latte Macchiato auf die Ideologie schäumt.
Aber klar: Es wird jetzt „etwas Größeres passieren müssen“. Vielleicht ein Wunder. Oder ein Rentenfonds aus Kryptowährung und Hoffnung. Nur schade, dass meine Hüfte bis dahin vielleicht das Zeitliche segnet – aber hey, dann bin ich ja immerhin günstiger für die Statistik.