Auto/Umfahr/Verkehr

Warum gibt ein Tankstellenbetreiber den Kraftstoffverkauf ab?

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An meiner Lieblingstankstelle (und der einzigen überhaupt hier) kaufe ich das bißchen Sprit, das ich für meinen Toyota-Hybrid benötige.

Das ist erstaunlich wenig. Tatsächlich schaffe ich einen Durchschnittsverbrauch von 3,9 Litern/100 km. Die Reichweite mit dem 35 Liter-Tank liegt somit bei weit über 700 km. Rechnet man es hoch, käme man sogar 900 km weit, aber das habe ich noch nicht probiert.
Wenn man vorher, so wie ich, einen VW-Touareg und etliche amerikanische Autos gefahren hat, dann weiß man das zu schätzen. Am Schlimmsten war ein Pontiac Kombi, der sich bei fast 400 leistungsgesteigerten PS satte 35 Liter weggetan hat. Das ist fast 10mal so viel, wie der Toytota Yaris jetzt schluckt.

An meiner bft-Tankstelle kaufe ich aber auch Tabak, Süßigkeiten und manchmal Zeitschriften. Nun hat der Betreiber aber vor einigen Wochen den Benzinverkauf eingestellt und betreibt nur noch den Tankstellen-Shop, also quasi einen Kiosk.
Die Zapfsäulen werden nun von einem anderen Unternehmen betrieben, der Firma Winkler. An den Säulen kann man nur noch mit Karte bezahlen, was sehr einfach geht. Muss man tanken, hat man mit dem Kassenhäuschen bzw. dem Shop nichts mehr zu tun.

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Doch warum ist das so?

1. Geringe Gewinnspanne beim Kraftstoff

Der Verkauf von Benzin und Diesel bringt überraschend wenig ein. Die Marge liegt bei normalen Tankstellen oft nur zwischen 1 und 2 Cent pro Liter – manchmal sogar weniger. Der Betreiber verdient also bei einem vollen Tank kaum mehr als ein paar Euro.

2. Hohe Kosten und Haftung

Eigene Zapfsäulen bedeuten:

• Investitionskosten für Tanks, Leitungen, Pumpen
• hohe Auflagen für Sicherheit, Umwelt, Eichung und Wartung
• Haftungsrisiken bei Leckagen, falscher Abgabe oder technischen Problemen

Durch die Abgabe des Kraftstoffgeschäfts an einen Drittanbieter (z. B. Firma Winkler) spart sich der Betreiber diese Belastungen. Die Firma Winkler übernimmt Wartung, Eichpflichten, Risiko und das Betreiben der Technik.

3. Fokus auf das lukrativere Geschäft: den Shop

In vielen Fällen ist der Verkauf im Tankstellenshop (Zigaretten, Kaffee, Snacks, Getränke, Tabak, oft auch Lotto und Fahrscheine, sowie Paketannahme) wesentlich profitabler als der Treibstoffverkauf. Die Gewinnspannen sind dort deutlich höher – oft 30 % und mehr.

Wenn der Shop gute Umsätze macht, ist es wirtschaftlich sinnvoll, sich auf dieses Kerngeschäft zu konzentrieren. Der Shop wird also zur eigentlichen Existenzgrundlage.

4. Automatisierung = Personalkosten sparen

Die neuen Automatensäulen mit Kartenzahlung sind rund um die Uhr nutzbar und erfordern kein zusätzliches Personal. Der Betreiber spart sich die Aufsicht über Kassenbereich und Tankstelle.

5. Mietmodell oder Umsatzbeteiligung

Der Tankstelleninhaber hat meist eine Vereinbarung mit der neuen Firma:

• Entweder erhält er eine Miete für die Fläche, auf der die Tanksäulen stehen,
• oder er wird pro Liter Kraftstoff am Umsatz beteiligt, ohne dass er selbst investieren muss.

Ist das sinnvoll?

Für den Inhaber: Ja – oft sehr.
Er reduziert seine Risiken, spart Personal, kann sich auf den Shop konzentrieren und erhält entweder eine sichere Miete oder passive Einnahmen.

Für die Firma Winkler: Ja.
Sie expandiert durch Übernahme des Kraftstoffgeschäfts, nutzt Skaleneffekte (Einkauf, Wartung, Technik) und kann ihr eigenes Tankstellennetz erweitern – ohne den Aufwand des Shopbetriebs.

Für den Kunden: Kommt drauf an.

• Vorteil: Kartenzahlung rund um die Uhr.
• Nachteil: Kein persönlicher Service, keine Barzahlung an der Kasse, evtl. Einschränkungen bei Zahlungsmethoden oder Bons.

Fazit

Der Verkauf von Treibstoff ist für kaum eine Tankstelle so lukrativ, dass sie damit richtig Profit machen kann. Meist rechnet sich der Betrieb nur wegen des angeschlossenen Shops oder eine Werkstatt.
Für den Betreiber bedeutet der Betrieb von Zapfsäulen eine Menge Arbeit und Ärger und bringt nur 1 – 2 Cent pro Liter ein, dafür muss er sich aber das Gemeckere der Kunden über die aktuellen Benzinpreis anhören, so als ob er davon eine Mehreinnahme hätte, wenn’s mal wieder teuer ist.
Das sind viele Besitzer leid und geben den Treibstoffverkauf an eine andere Firma ab.

Wir tanken an derselben Stelle – aber in Wirklichkeit sind jetzt zwei Firmen beteiligt:

• Firma Winkler betreibt das Tankfeld
• Der ursprüngliche Betreiber führt nur noch den Shop

Das Modell ist eine Form von Spezialisierung und Risikoreduzierung – unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten häufig sinnvoll.

Bildquellen:
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Der Straßenverkehr ist ein Thema, zu dem jeder etwas sagen kann. Mir begegnet so viel Abenteuerliches, Verwunderliches und auch Schönes. Darüber schreibe ich hier.

Diese Rubrik ist auch der Platz, in dem die Geschichten um Deutschlands am häufigsten umgefahrenes Verkehrsschild, das Fahrmichdochum, erscheinen.

Auch alles rund um Auto und so, hat hier sein Zuhause.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 11. Mai 2025

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