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Von der Einsamkeit des Autoren

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Inspiriert durch den freundlichen Kommentar einer meiner Buchleserinnen (Mara) habe ich begonnen in einem Kommentar darauf zu antworten und bin (wie untypisch!) ins Schwadronieren gekommen.
Also habe ich einen eigenen Artikel daraus gemacht:

Es freut mich immer, etwas von meinen Lesern zu hören. Ich bekomme manchmal Post, keine Waschkörbe voll, aber ein paar Briefe im Monat sind es schon. Viele finden mich auch im Internet wieder und schreiben mir eine Email. Manchmal meckern die Leute auch, glücklicherweise kommt das aber nur selten vor. In der Regel sind es sehr wohlwollende, oft auch begeisterte Zuschriften.

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Ich habe festgestellt, daß die Buchkäufer in der überwiegenden Zahl weiblich sind, wohingegen die Buchleser zur Hälfte männlich und zur Hälfte weiblich sind. (Also, das sind keine Transsexuellen, sondern die eine Hälfte der Leser sind Männer, die andere Hälfte sind Frauen.)


Solch ein Feedback von seinen Lesern bedeutet natürlich einerseits, daß der Eitelkeit des Autoren Gutes geschieht. Ganz uneitel kann man nicht sein, wenn man verÖFFENTLICHT, sich also ins Licht der Öffentlichkeit begibt. Auch wenn ich ansonsten eher nicht so der große Kontantsucher bin…

Kreativ zu sein bedeutet auch immer ein Stück intellektueller Einsamkeit.
Man schreibt für sich allein, sitzt vor dem leeren Blatt Papier (auch wenn das heute nur noch virtuell am Monitor existiert) und fabuliert vor sich hin. Bei mir ist da so, daß ich jeden Tag schreibe, ich arbeite 10-12 Stunden jeden Tag, es ist also nichts mit der Vorstellung vom freien Leben des Bohemien. Natürlich bin ich Herr meiner Zeit, ich MUSS nicht, aber ich kann nicht anders…
Dennoch habe ich kreative Phasen. Vor allem wenn der Verleger drängt oder der Lektor mit seinem Katalog an Änderungen kommt. In dieser Zeit entstehen besonders viele Geschichten, Kapitel, Hefte usw.

In den darauffolgenden Monaten gewinne ich von diesen Geschichten Abstand und mit diesem Abstand kommt einem das eigene Geschriebene oft gar nicht mehr lustig vor. Einerseits kennt man es schon, andererseits hat sich inzwischen Neues ereignet usw.
Oft zweifle ich dann an mir selbst und am Erfolg bzw. am Ankommen einzelner Geschichten.
Besonders schwer ist das bei Romanen und größeren Werken. Bei diesen humoristischen Geschichten macht es nicht so arg viel, wenn einmal eine darunter ist, die nicht so der Knaller ist. Wenn aber ein ganzer Roman daneben geht, ist es schon bitter. Glücklicherweise ist mir das noch nie passiert, aber die Angst hat man immer im Nacken.

Die Reaktionen der Leser und Leserinnen sind deshalb besonders wichtig, um einen aufrecht zu halten. Deshalb mache ich auch gerne Lesungen. Normalerweise gibt es für mich nichts Schlimmeres, als mich vor eine mehrdutzendköpfige Schar an ein kleines Tischchen zu setzen und aus meinen Büchern vorzulesen und Fragen aus dem persönlichen Bereich zu beantworten.
Nein, ich bin eigentlich nicht menschenscheu. Ich war lange in der Parteipolitik tätig, in zahlreichen Gremien und Vorsitzender einiger Vereine. Besonders als Vorsitzender eines mittelständischen Verbandes war ich es gewöhnt vor großen Menschengruppen zu reden und mich zu exponieren. Das macht mir also von meiner Natur her nichts aus. Ich gerate da nie in Aufregung, bin eloquent und anscheinend auch nett.
Aber als ich etwas über Vierzig war, habe ich nach und nach bewußt meinen Rückzug aus den ganzen öffentlichen Ämtern angestrebt. Ehefrau, Kinder, Hunde, Haus und Hof usw. kamen bei über 250 Abendterminen meiner Meinung nach doch etwas zu kurz.

Seitdem arbeite ich mehr im stillen Kämmerlein und scheue eher die Öffentlichkeit.
Aber bei Lesungen ist das etwas anderes. Meistens kommen Leute, die meine Bücher schon kennen und die mir nicht feindselig gesonnen sind.
Sie geben mir den notwendigen Rückhalt und zeigen mir quasi die andere Seite des Spiegels, die Seite auf der die Leser sitzen. Oft sind die Leser erstaunt, daß ich nicht nur da sitze und Fragen beantworte, sondern daß ich auch Fragen stelle.

Eine besondere Situation ist es für mich, wenn mich Leute ansprechen. Nun bin ich nicht so bekannt, daß mich wildfremde Leute haufenweise auf der Straße ansprechen, aber hin und wieder kommt das vor. Da ich bislang nicht im Fernsehen zu sehen war und meinen Lesern nur durch das Foto auf der Rückseite meiner Bücher bekannt sein kann, wundert es mich umso mehr, wenn es mal geschieht. Am Flughafen habe ich mal einen bekannten deutschen Stimmungssänger in der Lounge getroffen. Als er dann in die Halle ging, wurde er sofort von ein paar Mallorca-Urlauberinnen erkannt. Damit aber nicht genug! Er rief noch laut: „Wer will noch mal, wer hat noch nicht?“ und verteilte in großem Umfang seine vorgedruckten Autogrammkarten auch an Leute die eigentlich gar keine wollten.

Nee, da bin ich lieber doch etwas menschenscheu.


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 27. Februar 2007 | Revision: 26. November 2012

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