Spitze Feder

Uschi poliert die Truppe auf

Buschi

Man hat ja schon einiges von Ursula von der Leyen (vulgo Bundes-Uschi, oder kurz: Buschi) gehört. Mit traumwandlerischer Eleganz hangelt sich die Gute Gutgemeinte von einer Impertinenz zur nächsten. Seit ihr eisiges, hinterfotziges Lächeln der bundesrepublikanischen Polit-Bühne einen bedrohlichen Glanz verleiht, verblüfft sie den arglosen Zuschauer immer mal wieder mit Verbalinjurien aus dem ideologischen Baukasten neo-feudalistischer Gesinnung.

Schon als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend war es ihr höchstes Ziel, die elende Steuerverschwendung bei Familien, Senioren, Frauen und Jugendlichen auszumerzen und von den Besagten bitteschön mehr Eigeninitiative zu fordern.
2005 schaffte sie, damals noch in der zweiten Reihe als niedersächsische Sozialministerin, erst mal das Blindengeld ab. Sollte denn etwa der fleißig arbeitende Steuerzahler darunter leiden, dass sich faule Schmarotzer eine Armbinde überstreifen und hinter Schäferhunden kauernd auf Kosten der Allgemeinheit chillen, statt morgens ihren bräsigen Arsch aus dem Bett zu hieven und für ihren Lebensunterhalt gefälligst selbst zu sorgen? Hallo? Nicht mit Uschi!

Faule Schmarotzer mit Armbinde: Blindengeld abgeschafft

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Mit dieser knallharten Reputation empfahl sie sich folgerichtig auch als Ressort-Chefin für Gedöns auf Bundesebene und konnte dem faulen Gesockse in der ganzen Republik ihr Wohlfahrtsprogramm angedeihen lassen. Aber selbst dieses Amt war noch weit unter ihrem Anspruch. Es war lediglich ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Vollendung ihres Sendungsbewusstseins, geboren aus ehrgeizigem Standesdünkel.
Am 27. November 2009 war es endlich soweit: Uschi wurde Bundes-Kriegsministerin und somit Oberbefehlshaberin über schlanke 200.000 bis an die Zähne bewaffnete Bürgerinnen und Bürgern in Uniform.

OK, die Waffen an den Dentalleisten am oberen Ende der bürgerlichen Uniformen sind nun wirklich nicht mehr State-Of-The-Art. Und die Uniformen selbst sind zuweilen schon etwas zerschlissen. Aber Uschi hält sich auf dem Weg zu ihrem Weltruhm nicht mit derlei unbedeutenden Nebensächlichkeit auf.
Nein!
Linke, schwule, pazifistische PLO-Halstücher-tragende Heulsusen lancieren ja immer mal wieder Gerüchte, Uschi würde mit ihren Freunden der US-amerikanischen Think-Tanks gar die Weltherrschaft anstreben, und betrachtet man ihr emsiges globales Säbelrasseln, könnte man beinahe meinen, dass all in den paranoiden Verschwörungstheorien am Ende vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit…?

Es gibt einfach zu wenig Humanmaterial, das bereit ist, sein Glück in der Ferne zu suchen.

Sei’s drum.
Die Gute hat ohnehin ein kleines technisches Problem. Ihr Vorgänger im Amte, der Altgriechisch salbadernde Aristokrat mit kopierten akademischen Meriten, hatte nämlich dummerweise die Wehrpflicht ausgesetzt, und jetzt sind die Ressourcen der Ministerin arg begrenzt.
Durch die aktuellen Einsätze knirscht es schon mächtig im Personalbüro. Es gibt einfach zu wenig Humanmaterial, das bereit ist, sein Glück in der Ferne zu suchen. Und so schieben die Chantals und Kevins aus Hoyerswerda im weltweiten Out-Of-Area-Einsatz zermürbende Überstunden, bis der Mudschaheddin oder sein Kollegen von Boko Haram vorbeikommen, für ein Wenig Action und ab und zu für eine offene Stelle in der Truppe sorgen – zu den Zehntausenden, die Uschi gerne besetzen würde, aber partout kein Personal findet.

Und deshalb startet die Ministerin jetzt eine Charme-Offensive. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, das verstaubte Adenauer-Image der Bundeswehr aufzupolieren und aus der Truppe einen „attraktiven, wettbewerbsfähigen Arbeitgeber“ zu formen.

Sorry, aber bei bei diesem ehrgeizigen Plan kann einfach kein Stein auf dem anderen bleiben. Die Bürgerinnen und Bürger in diesem unserem Lande müssen verstehen, dass Uschi dafür ein dummes nostalgisches Hindernis aus längst vergangenen Zeiten aus dem Wege räumen muss: es ist nämlich, Stand heute, so, dass, wer zu der Truppe will, als Grundvoraussetzung die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen muss. Wie bitteschön soll sich denn ein global operierendes Unternehmen am Markt behaupten können, das vom Gesetzgeber einer dermaßen restriktiven Personalpolitik unterliegt?

Sämtliche Einsätze der Bundeswehr jenseits der Bundesgrenzen verstoßen doch sowieso gegen die Verfassung.

Deshalb setzt sich die Ministerin für eine Gesetzesänderung ein. Ich schätze es wird auf eine Grundgesetzänderung hinauslaufen.
Obwohl…
Weshalb eigentlich?
Sämtliche Einsätze der Bundeswehr jenseits der Bundesgrenzen verstoßen doch sowieso gegen die Verfassung.
Da könnte man doch…Und da Uschi extrem clever ist, serviert sie der Öffentlichkeit die üblichen ranzigen Salami-Scheiben: Sie möchte vorab erst mal nur EU-Ausländer in die Truppe einstellen dürfen.
So säuselt sie jedenfalls in die Mikrofone der Leitmedien.
Na ja, immerhin tut sie so, als schere sie sich um Recht und Gesetz, sie fragt wenigstens an, bevor sie das Grundgesetz bricht. EU hört sich doch auch irgendwie beinahe heimisch an, oder? Sind wir in Europa nicht alle Europäer?

Demnächst werden vermutlich großflächige hippe Annoncen in allen Europäischen Zeitungen veröffentlich, nach dem Motto: Uncle Sam…, quatsch, Tante Uschi braucht Dich. Also mein Tipp an die Ministerin wäre der: einfach ein paar Plakate in Molenbeek an die Zäune kleistern.

„Die Bundeswehr, DER attraktive und innovative Arbeitgeber, sucht Belgische Staatsbürger, gerne auch bärtige Konvertiten mit Fronterfahrung, für einen verantwortungsvollen Job im Kampfmittelräumdienst“.

Da ich meinem Vaterland nie auf diese Weise gedient habe, bin ich mir nicht sicher, ob die bundesdeutschen Waffenkammern neben viel gescholtenen Sturmgewehren und halb ausgeweideten Kampf-Jets auch Sprengstoffgürtel mit dem Bundesadler in ihrem Bestand führen.
Wenn nicht, kann man die aber für schmales Geld und in exzellenter Qualität in Kabul oder Kandahar nähen lassen.

Foto von der Leyen: Von Laurence Chaperon, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12530514
Foto Helmet: courtesy Reddit
Foto Nußknacker: Pixabay

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    Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
    Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

    Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

    Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

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    Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Grohmüller: © 6. Dezember 2016 | Revision: 3. Februar 2020

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