Ebay schrumpft! Das zumindest berichtet Golem und viele Blogger greifen das Thema jetzt auf. In den USA beziffern sich die Rückgänge auf 3,8% weniger eingestellte Artikel und in Deutschland kommen 16,5% weniger Artikel „unter den Hammer“. (jeweils im Vergleich zum Vorjahr)
Ich persönlich kann mich einer gewissen Hähme nicht erwehren, habe ich doch schon vor einigen Jahren in einem Artikel in der ‚ct (1) auf die Gefahren hingewiesen. Man hat mit einer solchen Entwicklung rechnen müssen.
Die gesamte Berichterstattung über ebay war in den letzten zwei Jahren und vor allem in den letzten Monaten negativ. Das Online-Auktionshaus startete einmal als riesengroßer virtueller Flohmarkt für jedermann, bei dem man mannigfaltige Schnäppchen machen konnte. Seit Jahren beobachten Branchenkenner und Kritiker gleichermaßen, daß Powerseller, Profiverkäufer und Massenanbieter das Geschäft zu dominieren scheinen. Weg vom günstig angebotenen Dachbodenfund, hin zur teils dubiosen Massenware.
So wurden die Kritiken in den letzten Monaten immer lauter. Erst neulich gab es Anlass, über das Bewertungssystem an sich und an den Umgang von Ebay mit betrügerischen Anbietern zu berichten.
Die Kunden fühlen sich oft allein gelassen, berichten von einer Dauerbevorzugung der Großhändler und ebay wäscht sich, wie einst Pontius Pilatus, permanent die Hände in schöngeseifter Unschuld.
Die Zeit, als man noch wirklich bei Ebay Schnäppchen machen konnte, ist einfach vorbei. Mir ist es selbst schon so gegangen, daß ich einen Artikel „alte Wanduhr von mein Opa“ angeblich von privat gekauft habe, dieser dann aber von einer polnischen Import-Export-Firma geliefert wurde, die bei näherer Betrachtung gleich unter vier verschiedenen Usernamen bei Ebay registriert war.
Allein schon das Bewertungssystem hat sich von seiner Funktionalität her überholt und ins Gegenteil verkehrt. Je länger man bei Ebay mitmacht, umso mehr positive Bewertungen wird man erhalten und umso größer wird letztlich auch der Aufwand, diese Bewertungen sauber zu halten und ungerechtfertigte Negativmeldungen auszumerzen bzw. zu verhindern. Cleverer sind da diejenigen, die lieber alle paar Monate mit irgendwelchen Tricks von Null neu anfangen.
Rachebewertungen, willkürliche Bewertungen und unsachliche Bewertungen sind nämlich mittlerweile an der Tagesordnung. Nichts
Ungewöhnliches sind Netagivbewertungen auch bei völlig intakt und pünktlich gelieferten Artikeln.
Die Unterstützung von Ebay in solchen Streit- und Zweifelsfällen tendiert gegen Null und kaum einer (außer Google) beherrscht die Kunst der nichtssagenden Automatenmails so gut, wie Ebay.
Deshalb wundert es auch nicht, wenn man allenthalben auf Sätze stößt wie: „…ich kaufe bei Ebay nichts mehr“ oder „bei Ebay mache ich schon lange nicht mehr mit“.
Wer immer noch nicht begriffen hat, warum das so ist, der soll einfach mal auf der Ebay-Seite gehen und versuchen ein günstiges Privatangebot, sagen wir mal im Bereich Handy oder Handyzubehör, zu finden.
Zwar fummelt Ebay mal hier mal da an seinen Bedingungen, mal senkt man wieder die Preise, mal versucht man mehr Händler zu locken, mal schielt man wieder auf die privaten Kunden, doch letztendlich krankt das Ganze an der massiven Überzahl kommerzieller Angebote. Das Problem mit den kommerziellen Anbietern ist, daß diese eine knallharte Kalkulation haben und sich nicht, wie ein unbedarfter Privatanbieter, auch mal unter Schmerzen aber mit Verlust von einem Artikel trennen. Unrealistische Startpreise, urplötzlich geheucheltes Interesse in Form möglicher Scheingebote, plötzliche Nichtlieferbarkeit, das sind nur einige der Methoden mit denen man da zu arbeiten scheint.
Wieder erfolgreich kann Ebay nur werden, wenn es sich jetzt gesundschrumpft. Wenn immer weniger Kunden dort Waren ersteigern, verlieren die Massenanbieter rasch ihr Interesse an dieser Vermarktungsplattform und es wird wieder Platz für den o.g. Dachbodenfund und ebay wird wieder zu dem was es mal war, zu einem riesengroßen Internet-Flohmarkt.
(1) c’t 8/2001, S. 108
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