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Sauerbraten

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„Wie machst Du denn Sauerbraten?“, fragt die Allerliebste und betont dabei das ‚Du‘ ganz besonders. Dabei habe ich das schöne Stück Rindfleisch ganz normal in eine große Glasschüssel gelegt und mit der Beize übergossen. Für die Beize hatte ich zuvor 1/2 Liter Essig mit der doppelten Menge Wasser, einem Päckchen Sauerbratengewürz und dem Gemüse aufgekocht. So mache ich die Beize schon seit 30 Jahren. Zwei, drei Zwiebeln, zwei Karotten, etwas Lauch und ein kleines bißchen Sellerie grob würfel und mit dem Essigwasser 10 Minuten aufkochen.


Ich hatte schon mal eine Diskussion mit meiner Schwiegermutter, die meinte, man dürfe den Sud nicht heiss über das Fleisch gießen, aber ich mach das immer so.

„So kann man doch keinen Sauerbraten einlegen, das kann doch kein Mensch essen“, sagt die Allerliebste entrüstet und stapft kopfschüttelnd aus der Küche. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen und stapfe hinterher. Normalerweise bin ich hier in unserer Familie derjenige, der sich – trotz Leibesfülle und Körpergröße – am leichtfüßigsten bewegt. Aber wenn ich so ein bißchen in Rage bin, dann stapfe ich so, wie die Allerliebste es mit ihren, etwas zu groß geratenen Füßen, immer tut.

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„Und wie würdest Du den Sauerbraten einlegen?“, erkundige ich mich mit der gebotenen Höflichkeit.

„Zuerst hör mal auf, mir mit Deinem Schöpflöffel vor dem Gesicht herumzufuchteln“, motzt mich die Allerliebste an, „dann können wir weiterreden.“

Eine Frau, die jedes ihrer Worte mit ausladenden Handbewegungen zu unterstreichen pflegt (und sie macht viele Worte!), stört es, wenn ich mal (mit langgezogenem A) irgendeine Bewegung beim Sprechen mache…. Unverschämtheit!

Sie fährt fort: „Man setzt die Beize kalt an und schüttet sie dann über das Fleisch.“

„Hmmm“, mache ich, überlege kurz und sage dann: „Könnte sein, dass das so auch geht, ich kenne es aber nur so wie ich es mache und außerdem steht es auch so auf der Packung vom Sauerbratengewürz.“

„Auf der Packung?“, kräht mich meine kleine Halbungarin sehr ungarisch an und stapft in die Küche. Ich hinterher. In der Küche hüpft sie vor meiner Anrichte herum und will wissen: „Wo ist sie, diese ominöse Verpackung, auf der das angeblich stehen soll.“ Dabei haben die drei Wörter ‚ominöse‘, ‚angeblich‘ und ’soll‘, eine ganz häßliche, spöttische Note der Betonung.

„Im Müll, ich habe die Verpackung schon in den Müll geworfen“, berichte ich wahrheitsgemäß.
„Ach was?“, ist ihre einzige Reaktion, während sie mir ihren hübschen langen Fingern den Müllbeutel durchsucht. Schnell hat sie die fragliche Tüte gefunden und kann das Kleingedruckte nicht lesen, weil ihre Brille im Wohnzimmer liegt. Also nimmt sie die Tüte mit und ich wende mich wieder meinem Fleisch zu.

Wenig später komme ich ins Wohnzimmer. Von der Tüte keine Spur. Die Allerliebste redet über dies, plappert über das; der Sauerbraten ist kein Thema mehr. Ich bin ja nicht rechthaberisch, aber die Sache mit der Beize läßt mir keine Ruhe. Deshalb frage ich: „Und, wie weit bis du mit deinen Ermittlungen gekommen?“

„Was denn für Ermittlungen?“ (spitze Stimmlage)

„Na, du wolltest doch nachsehen, was auf der Packung steht.“

„Ach das.“

„Ja und? Wie macht man denn nun Sauerbraten?“

„Den kann man so oder so machen.“

„Du gibst also zu, dass man ihn auch so machen kann, wie ich ihn mache?“

„Musst du eigentlich immer Recht haben wollen, du Dreibein?“ (Schmollmund)


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 6. Oktober 2006 | Revision: 26. November 2012

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