„Hawwe Sie des schunn g’hört? Do hott’s widda Bergleit verschitt'“, sagt die Ruckdäschl zu mir und will mir damit sagen, daß irgendwo auf dieser weiten Welt Bergleute verschüttet worden sind. Ich nicke nur kurz und will enteilen, doch die Alte stellt sich mir keck in den Weg. Das macht sie oft so. Ich habe mir schon ein paar Mal überlegt, daß es für mich ein leichtes wäre, sie einfach umzurennen, bei meinem Körpergewicht bliebe von ihr sicherlich nicht mehr übrig als ein Fleckenmuster in der Schmutzfangmatte…
Aber einerseits achte ich mindestens 6 der 10 Gebote und andererseits bin ich fest davon überzeugt, daß ihr Fehlen sofort auffallen würde. Schließlich planen alle Menschen hier im Haus ihre Termine so, daß der Zwangsplausch mit unserer selbsternannten Concierge zeitlich inbegriffen ist, und infolgedessen kämen ja alle Leute beim Fehlen der Ruckdäschl eine ganze Weile zu früh zu ihren Terminen.
Oben wohnt jetzt einer, der ist sowieso allen anderen Bewohnern suspekt. Ein Mann und dann noch alleinstehend; muss ich mehr sagen?
Und der Typ fährt einen Smart! Ich hatte ihn bislang noch gar nicht weiter beachtet und weil er meinen Gruß stets nur mit einem dämlichen Grinsen erwiderte, habe ich ihn seitdem auch nur noch dämlich angegrinst. Verdächtig wurde der mir erst, als ich ihn vor ein paar Wochen mit einer Flasche Bionade in der Hand gesehen habe, na da ist ja alles klar! Atomgegner, Müsli, Radfahrer und vermutlich auch noch schwul!
Aber der Typ kommt mit seinem dämlichen Grinsen immer ohne jeglichen Verzug an der Ruckdäschl vorbei. Also habe ich das neulich auch mal probiert. Ich gehe die Treppe runter, unten geht die Ruckdäschl-Tür auf und ich grinse die Alte sowas von dämlich an, daß es mir in den Ohren knackt. „Ach Gott’le, hawwe Sie än Krampf im G’sicht?“ fragt sie, krallt ihre knochigen Finger in meinen Jackenärmel und zieht mich in die Wohnung. „Hocke Sie sisch hi‘, isch hebb da was fer Sie!“ Und wenige Minuten später steht ein Teller mit gesottenem Rote-Beete-Mus vor mir. „Esse Sie, des macht de Krampf weg!“ Und während sie das sagt, steht sie mit einem Riesenmesser an ihrer Anrichte und hackt fetten Schweinespeck in kleine Würfel. Man könnte auch sagen: Die Alte ist bewaffnet und ich traue mich nicht, an ihr vorbei aus der Wohnung zu fliehen. Aber ich will diese rosarote Pampe auch nicht essen. „Isses Ihnen zu heiß?“ sagt sie und schon pustet sie mir in den Teller. „Da misse Sie pusten, dann wird’s kalt!“
Ich probiere von der Pampe und tatsächlich, es funktioniert, das Grinsen ist schlagartig aus meinem Gesicht verschwunden. Mit dem Messer vor meinem Gesicht herumfuchtelnd bringt sie mich dazu, noch etliche Löffel von der bittersauren Suppe zu essen, dann schütze ich einen vollen Magen vor und sie signalisiert mir, daß sie nunmehr gewillt ist, mich bald wieder gehen zu lassen. Jedoch nicht, ohne dass ich mir ihren Quatsch noch ein bißchen anhöre.
„Also, was sage Sie zu denne Bergleit, die wo da im Schacht verschittet sin‘?“
Ich zucke nur mit den Achseln. Ich weiß nämlich gar nichts von diesen Bergleuten. Schwach erinnere ich mich daran, in der Tagesschau ein paar Afrikaner mit Helmen gesehen zu haben und daß es um ein Bergwerk ging, mehr nicht.
„Sehe Sie, des ist doch wieder so ä Sach! Da sin‘ die Bergleit im Schacht verschittet un‘ keiner kummt uff die Idee, einen vunn diese Schachtgroßmeister zu hole. Des liegt aber bestimmt daran, dass die Schachtgroßmeister meistens aus Russland kumme und der Russe an sich is ja eher faul, odder?“
Besser ist, wenn ich jetzt gehe, die Suppe saust durch mein Gedärm und ich muss ganz schnell nach oben.
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