Man wird ja schnell als Sprachnazi abgestempelt, wenn man bei der übermäßigen Verwendung der Jugend- und Kiezsprache durch Jugendliche manchmal etwas zusammenzuckt.
Die Wendung „keine Ahnung“ kann ich beispielsweise wirklich nicht mehr hören. Sicher, sie kennzeichnet das Gerede einer Generation, die vermutlich keine Ahnung von gar nichts hat, aber es tut meinem Sprachempfinden weh, wenn vor allem Sätze, die eine positive Aussage enthalten, zweimal mit ‚keine Ahnung‘ geschmückt werden.
Da fragt man: „Wann kommst Du aus dem Kino wieder nach Hause?“ und bekommt dann als Antwort: „Keine Ahnung, um fünf, keine Ahnung.“
Aber sagen darf man nichts, man hat ja als Erwachsener grundsätzlich ‚keine Ahnung‘. Aber auch wenn man gegen die übermäßige Verwendung von Anglizismen ist, wird man gerne abgewatscht, gilt als Purist, als Konservativer, als rückständig und nicht dem Fortschritt zugewandt.
Dabei stört es mich nicht, daß wir Handy sagen oder daß man Display statt Bildschirm sagt. Es stört mich, wenn viele deutsche Kleckerbetriebe sich pseudowitzige Namen und Slogans geben. Da nennt ein Friseur im Hessischen seinen Laden tatsächlich „Cutting Edge“. Was cutten die denn da? Geheimratsedgen?
Doch auch das deutsche Qualitätsfernsehen steht nicht hinten an, wenn es darum geht das Deutsche zu vergewaltigen. In einer deutsch gesprochenen BBC-Dokumentation sagte der (ansonsten für seine schöne Sprechweise recht beliebte) Sprecher: „Sie hebten das Schiff“.
Sie hebten? Hieß es nicht früher einmal ’sie hoben‘?
Und ganz schrecklich finde ich das jugenddeutsche „neber“. Nie gehört? Mal darauf achten! „Der stand neber mir“, sagen viele oder: „Die hat neber mir geparkt.“
Fürchterlich, wie ich finde, und es zeugt nicht gerade von Intelligenz, wenn man statt des genauso langen und genauso bequemen oder unbequemen ’neben‘ das Neuwort ’neber‘ verwendet.
Aber man könnte diese Liste endlos fortsetzen. Ich amüsiere mich ja gerne über lustige Versprecher und Verschreiber, vor allem, weil man ja selbst nie davor gefeit ist. Es ist also dieses Amüsement immer auch eine Form der Selbstironie.
Doch wenn ich sehe, wie sich Fehler quasi als Selbstverständlichkeiten etablieren, dann tut es mir schon fast ein bißchen leid um unsere Sprache. Das oben in dem Bild gezeigte „Reperatur“ ist da nur ein ganz besonders unrühmliches Beispiel.
Geben wir das Wort „Reperatur“ doch mal bei Google ein:
Es sind über 2 Millionen Fundstellen…
Google erkennt den Fehler ja wenigstens und glücklicherweise ist ein Beitrag, der sich eben genau mit dieser Falschschreibung beschäftigt, ganz oben bei den Suchergebnissen, aber ist es nicht ein schwaches Bild, wie viele Menschen nicht einmal wissen, wie man Reparatur schreibt?
Und das ist nur ein einziges, müdes Beispiel.
Nein, es geht mir nicht darum, die Falschschreibung anzuprangern, es geht mir auch nicht darum, „dippelschisserisch“ oder kleinkariert zu sein. Es geht mir darum, daß man, wenn einem solche Fehler auffallen, nicht als rückständiger Volldepp dargestellt wird.
Fehler machen wir alle, das ist nicht der Kernpunkt meines Artikels. Vielmehr ist es mir ein Anliegen, daß diejenigen, die sich noch um eine halbwegs saubere und richtige Sprache bemühen, nicht immer als unflexible Vollpfosten behandelt werden, die „neber“ der Entwicklung herlaufen.
© 2012
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