Wer kennt ihn nicht, den weißhaarigen Schalträger mit dem unverwechselbaren österreichischen Akzent, Professor Hademar Bankhofer?
Seit vielen Jahren ist er einem großen Publikum als Gesundheitsexperte und Fachjournalist für Medizin- und Gesundheitsthemen bekannt. Stets korrekt gewandet, ganz ein Herr, beantwortete er in diversen Sendungen, Ratgebern und Talkshows Fragen zum Thema Gesundheit, Medizin und Ernährung. Seine ganz besondere Fähigkeit besteht darin, daß er komplizierte und schwer verständliche Zusammenhänge zwar nie leicht verständlich erklärte, aber in einem sehr volkstümlichen Jargon zusammenfassen kann.
Im Verlaufe der Zeit avancierte er zu einem regelrechten Publikumsliebling und soll vor allem bei Frauen einen gewissen „Schlag“ gehabt haben.
Ja und jetzt? Wo ist jetzt Professor Bankhofer, der bekanntermaßen gar kein Mediziner ist, sondern „nur“ einen österreichischen Berufsprofessorentitel trägt, der ähnlich einem Ehrendoktortitel ohne Verpflichtung zur Lehre an einer Hochschule für besondere Leistungen verliehen wird, aber sehr wohl getragen werden darf?
Bankhofer ist von der Mattscheibe verschwunden. „Am 24. Juli 2008 beendete der WDR, welcher die ARD-Sendung produziert, die Zusammenarbeit mit Bankhofer, da Bankhofer einen bestehenden Beratervertrag mit dem Konzern Klosterfrau Healthcare Group angeblich verschwiegen und auf Nachfrage widersprüchlich geantwortet habe. Auf ARD-Webseiten empfahl Bankhofer wiederholt die „Klostermelisse“ und sogar das Klosterfrau Gesundheitsbuch, diese Seiten wurden allerdings gelöscht.“ (Quelle Wikipedia, Stand 1.8.2008)
Den finanziellen Untergang wird das für den x-fachen Sachbuchautor sicherlich nicht bedeuten und schließlich ist der weißhaarige Herr (* 13. Mai 1941) ja auch schon -selbst nach neuesten bundesdeutschen Rentenplänen- im vorgerückten Rentenalter.
Doch die Art und Weise, wie da mit Herrn Bankhofer umgegangen wird, ist nicht nur typisch deutsch, sondern auch typisch für die besonderen Empfindlichkeiten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Nicht genug damit, daß man ihm eine Verquickung von kommerziellen und journalistischen Interessen vorwirft, sondern man tut es auch, ohne ihm auch nur den Hauch einer Chance zu geben, das durch den Schnellrauswurf ramponierte Bild geradezurücken und man tut es, indem man heftig nachtritt.
Nun ist Bankhofer auf einmal der Beelzebub, der den armen Zuschauern seit Jahren etwas vorgemacht habe, der die Heilkraft der ebenso wässrigen, wie wirkungslosen Zucchini gepriesen habe, ein Scharlatan, ein Quasi-Hochstapler, den man straflos „die Idealbesetzung eines Heiratsschwindlers“ nennen darf.
Niemals hat Bankhofer behauptet, Mediziner oder gar Professor der Medizin zu sein, stets hat er bereitwillig Auskunft darüber gegeben, daß er zwar von 1959 bis 1964 an der Universität Wien Rechtswissenschaften, Psychologie, Philosophie und Publizistik studiert, diese Studien aber jeweils nie abgeschlossen hat. Stets stellte er sich als Gesundheitsexperte, als Fachjournalist vor.
Daß hingegen Teile seines Publikums glaubten, Bankhofer sei Arzt, ist eher ein Indiz für den Zustand des Publikums, keineswegs für eine gewollte Täuschung des Österreichers. Ja nichtmals dem Professorentitel hängt irgendein „G’schmäckle“ an. Bankhofer ist Österreicher und wer, wenn nicht die Österreicher hängen an ihren Pseudo-, Titular- und Berufstiteln wie kaum ein anderes Volk?
Wer einen österreichischen Professor ohne weiteres für einen Universitätsprofessor hält, der glaubt auch, das Mijnherr van Grottenkots aus Amsterdam dem Adel angehört.
Böse Zungen sagen, daß in Österreich selbst der Inhaber einer Hundeschule sich „Professor der Wuffologie“ nennen darf.
Ob nun Bankhofers Tips immer das Gelbe vom Ei waren, lasse ich mal dahingestellt. Auch wenn man ihn als Experten bezeichnet, so ist und bleibt er doch ein Journalist und von der Journalie darf man eben sauberes Recherchieren und eine gute Schreibe erwarten, aber keinesfalls erhoffen, daß einer von ihnen im Besitz des Steins der Weisen ist.
Das Meiste was hier gesagt wurde, gilt im Übrigen auch für andere Fernsehexperten. Oder hätten Sie gewußt, daß der allgegenwärtige Rechtsexperte Wolfgang Büser gar kein Anwalt ist?
Wer also seine Mietwohnung kündigt, weil er sich durch irgendeinen Mietrechtsratschlag eines Fernsehjournalisten dazu animiert fühlt, ja der ist wirklich nicht nur von allen guten Geistern verlassen.
Und wer sich eine ganze Melone unter die Zunge klemmt, weil er meint das habe Professor Bankhofer bei Kopfweh so empfohlen, der gehört sowieso ins Heim.
Die Ratschläge aller Fernsehratgeber können allenfalls Hinweise, ganz besonders wenn sie aus dem Bereich der Medizin und des Rechts stammen. Nicht umsonst hat der Gesetzgeber die Hürden für den Zugang zu Vertretungs- und Heilberufen so hoch angesetzt. Das weiß jeder und deshalb kann sich auch niemand darauf berufen, er habe da was im Fernsehen gehört und gesehen.
Was will man also Hademar Bankhofer anhängen?
Daß er Geld verdienen will? Er wird seinem journalistischen Beruf sicher nicht aus einem triebhaften Zwang nachgehen, sondern wohl auch, wenn nicht in erster Linie, aus pekuniären Gründen. Wie schnell heute harmloses Werben am Rande mit Schleichwerbung und Spam gleichgesetzt wird, weiß ich als Fachjournalist und vor allem als Blogger nur zu genau.
Es ist ja heute chic, gleich SPAM und Werbung zu schreien, wenn nur überhaupt irgendwo für irgendwas geworben wird, denn wer wirbt, gibt zu erkennen, daß er das für Geld tut und damit sind seine Absichten ja von vornherein schon unlauter. Und daß alles, für das man selbst nicht wirbt sowieso Spam ist, ist eh klar.
Die Versuchung eines Journalisten muß man nicht einer heimtückischen Schlange und einer Frucht vom verbotenen Baum überlassen. Ich will gar nicht wissen, was das Kriechtier Adam damals versprochen hat, jedenfalls bezweifle ich, daß es sich auf lange Sicht gerechnet hat. Normalerweise sind in Publikationen Herausgeber, Redaktion und Anzeigenabteilung getrennte Bereiche, die sich möglichst nicht gegenseitig beeinflussen sollten. Aber zeige mir bitte jemand eine Publikation bei der das so ist!
Es geht mir nicht darum, ein eventuelles Fehlverhalten von Herrn Bankhofer schön- oder kleinzureden. Aber ich finde unfair wie jetzt, auch im WDR, nachgetreten wird.
Wenn Bankhofer in jedem dritten Satz „Klosterfrau Melissengeist“ gesagt hätte, ich hätte mir den Fusel nicht gekauft. Ich habe mir auch keine Melonen unter die Zunge gelegt und mich nicht mitten im Winter in einen eiskalten Fluss gestürzt, um meine Abwehrkräfte zu stärken.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: nofoto