Als pflegebedürftiger Mensch oder Angehöriger einer pflegebedürftigen Person kommt man sich manchmal vor wie eine Goldmine. Kaum ist ein Pflegegrad anerkannt, landet ein Schwall von Mails, Briefen und Werbebeilagen im Briefkasten. Oft ist von der sogenannten Pflegebox die Rede – ein Paket, das jeden Monat nach Hause kommt und dessen Inhalt von der Pflegekasse bezahlt wird.
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- Was ist die Pflegebox?
- Was ist typischerweise in der Pflegebox enthalten?
- Du bekommst die Pflegeprodukte genauso gut auch von Deiner Apotheke!
- Warum die aggressive Werbung problematisch ist
- Pflegehilfsmittel richtig beantragen und nutzen
- Der Hausnotruf: sinnvolle Hilfe oder überflüssiger Luxus?
- Persönliche Erfahrungen und Kritik an der aktuellen Praxis
- Fazit: Bewusster Umgang mit Pflegeleistungen
- Bildquellen:
In Anzeigen und Werbespots klingt das nach einem tollen Angebot: „Kostenlose Pflegehilfsmittel bequem nach Hause“. Viele wissen jedoch nicht, dass man dafür nicht unbedingt einen Versandhändler braucht und dass die intensive Werbung auch Schattenseiten hat. Zudem gibt es weitere Leistungen wie den Hausnotruf, die ebenfalls aggressiv vermarktet werden. In diesem Artikel erfährst du, was hinter der Pflegebox steckt, welche Rechte Pflegebedürftige haben und warum unnötige Bestellungen letztlich allen schaden.
Was ist die Pflegebox?
Die Pflegebox ist kein magisches Hilfspaket, sondern eine clevere Vermarktung von Verbrauchsprodukten, die Pflegepersonen ohnehin brauchen. Wer einen anerkannten Pflegegrad hat und zu Hause gepflegt wird, kann sich jeden Monat bestimmte Hilfsmittel im Wert von aktuell bis zu 42 Euro erstatten lassen.
Was ist typischerweise in der Pflegebox enthalten?
- Einmalhandschuhe,
- Desinfektionsmittel für Hände und Flächen,
- Mundschutz, Schutzschürzen,
- Bettunterlagen (sogenannte Bettschutzeinlagen),
- andere kleine Hilfsmittel wie Fingerlinge oder Händedesinfektionsgel.
Dieser Anspruch ist gesetzlich geregelt, und die Pflegekasse übernimmt diese Kosten ohne Zuzahlung, sofern Bedarf besteht. Viele Versandfirmen haben daraus eine Dienstleistung gemacht: Sie packen die erlaubten Artikel in eine „Box“, schicken diese monatlich zu und rechnen direkt mit der Kasse ab. So müssen sich die Betroffenen nicht selbst kümmern. Man kann jederzeit den Inhalt des Pakets anpassen.
Du bekommst die Pflegeprodukte genauso gut auch von Deiner Apotheke!
Was viele aber nicht wissen: Deine Apotheke vor Ort kann diese Aufgabe meistens auch übernehmen. Sie stellt die Pflegehilfsmittel zusammen, liefert sie nach Hause oder hält sie zur Abholung bereit und rechnet direkt mit der Pflegekasse ab. Der Vorteil: Man bekommt eine persönliche Beratung, kann Produkte einzeln auswählen und die Apothekerin oder der Apotheker kennt die Bedürfnisse der Pflegeperson.
Warum die aggressive Werbung problematisch ist
Der große Markt für Pflegehilfsmittel hat Begehrlichkeiten geweckt. Onlineanbieter und manche Dienstleister investieren viel Geld in Werbung und suchen aktiv nach neuen Kundinnen und Kunden. Besonders dreist sind Anrufe, in denen sich Personen als Krankenkasse, Pflegekasse oder Pflegedienst ausgeben und Menschen mit Pflegegrad zu einem Abo drängen. Von solchen Fällen wurde mir gerade letzte Woche berichtet. Da wurde sogar vorgetäuscht, es handle sich um eine obligatorische Leistung, die man in Anspruch nehmen müsste. Manche Betroffene berichten, dass sogar gegen ihren Willen Anträge bei der Pflegekasse gestellt oder vorausgefüllte Formulare zugesandt wurden.
Die Folge: Menschen bestellen Pflegehilfsmittel, die sie nicht brauchen. Inkontinenzunterlagen landen als Unterlage im Hundekörbchen, Desinfektionsmittel werden zum Abwischen der Küchenschränke verwendet, und ganze Packungen mit Einmalhandschuhen werden im Internet verkauft. Das mag praktisch erscheinen, doch es ist nicht Sinn der Sache. Die Pflegekassen erstatten diese Produkte, weil sie bei der Pflege zu Hause benötigt werden. Werden sie zweckentfremdet, belastet das die Solidargemeinschaft und kann dazu führen, dass Leistungen in Frage gestellt werden oder die Beiträge steigen.
Eine weitere Folge der Werbewelle ist die mangelhafte Beratung. Häufig wird ein vordefiniertes Paket verkauft, ohne auf den individuellen Bedarf einzugehen. Pflegebedürftige mit einem geringen Bedarf an Einmalhandschuhen erhalten immer wieder regelmäßig Packungen, bis diese sich stapeln, während Bettschutzeinlagen fehlen. Lokale Apotheken oder seriöse Sanitätshäuser passen den Inhalt der Box an die tatsächlichen Bedürfnisse an.
Pflegehilfsmittel richtig beantragen und nutzen
Um die monatliche Pauschale zu nutzen, reicht ein einfacher Antrag bei der Pflegekasse. Der Nachweis eines Pflegegrades genügt; ein Rezept ist nicht erforderlich. Folgende Punkte sollten berücksichtigt werden:
- Bedarfsprüfung: Prüfe gemeinsam mit der Pflegeperson oder den Angehörigen, welche Produkte wirklich gebraucht werden.
- Apothekenservice nutzen: Viele Apotheken liefern die Hilfsmittel nach Hause, erklären die Anwendung und stellen die Erstattung in Rechnung. So bleibt man flexibel.
- Keine überflüssigen Abos abschließen: Lass dich nicht zu einem festen Abo überreden, das jeden Monat ein Standardpaket liefert. Entscheide dich lieber Monat für Monat nach Bedarf.1
- Nicht unbedingt auf Werbung reagieren: Unaufgeforderte Werbeanrufe oder E-Mails müssen nicht beantwortet werden. Die Pflegekasse darf nur aktiv werden, wenn du einen Antrag stellst.
Mit diesem Wissen kann man Missbrauch vermeiden und bekommt genau die Hilfsmittel, die nötig sind.
Der Hausnotruf: sinnvolle Hilfe oder überflüssiger Luxus?
Neben der Pflegebox taucht immer häufiger Werbung für Hausnotrufsysteme auf. Auch hier gilt: Wer einen Pflegegrad hat und bestimmte Voraussetzungen erfüllt, kann die Kosten von der Pflegekasse erstatten lassen. Das System besteht in der Regel aus einer Basisstation mit Lautsprecher und einem Funksender, der als Armband oder Halskette getragen wird. Im Notfall kann der Sender gedrückt werden, und eine Notrufzentrale leitet Hilfe ein. Das ist eine sehr wertvolle Sache und ich selbst habe das bei einem älteren Freund schon benutzt, um Hilfe für ihn herbeizurufen.
Der Zuschuss der Pflegekasse beträgt rund 25,50 Euro im Monat und deckt damit den Basistarif. Es gibt jedoch klare Voraussetzungen:
- Die pflegebedürftige Person lebt alleine oder ist tagsüber lange Zeit allein und könnte ohne Hausnotruf keinen Hilferuf absetzen.
- Es besteht ein gesundheitliches Risiko, bei dem jederzeit eine Notlage eintreten könnte (zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwindel, Sturzgefahr).
- Alternativ lebt man mit einer Person zusammen, die selbst nicht in der Lage wäre, in einem Notfall Hilfe zu rufen.
Auch der Hausnotruf ist ein technisches Pflegehilfsmittel und muss von der Pflegekasse genehmigt werden. Doch manche Anbieter werben aggressiv und drängen ältere Menschen dazu, ein System zu bestellen, „das einem zusteht“. Dabei sollte sorgfältig geprüft werden, ob wirklich ein Bedarf besteht. Viele Seniorinnen und Senioren fühlen sich unsicher und lassen eine Anlage installieren, auch wenn sie selten alleine oder noch gut zu Fuß sind. Das führt zu unnötigen Kosten, die von der Gemeinschaft getragen werden, während diejenigen, die den Notruf wirklich benötigen, womöglich länger auf die Genehmigung warten müssen. Außerdem kommt mit dem Hausnotruf ein weiteres Stück Technik ins Haus, was vor allem hochbetagte Personen schnell überfordert.
Persönliche Erfahrungen und Kritik an der aktuellen Praxis
In Gesprächen und Beobachtungen habe ich unzählige Beispiele kennengelernt, wie die aktuelle Werbung für Pflegeboxen und Hausnotrufe die Realität verzerrt.
- Eine Bekannte besuchte ihre pflegebedürftige Mutter nur selten, nahm dann aber die bestellten Pflegeboxen ungeöffnet mit, um sie, wie sie selbst sagt „im Netz zu Geld zu machen“.
- Ein älterer Herr aus der ferneren Nachbarschaft ließ sich einen Hausnotruf installieren, obwohl er mit seinen Kindern zusammenlebt und das Smartphone gut bedienen kann und dieses stets griffbereit an einer Kordel um seinen Hals hängt. Er nutzte den Knopf am Handgelenk nie, aber die Pflegekasse zahlte.
- Eine mir bekannte Dame legt die Lieblingsplätze ihres Hundes in der Wohnung mit den gelieferten Bett-Unterlagen aus. Tierliebe auf Kosten der Kranken- und Pflegekasse.
- Dieselbe Dame sieht überhaupt nicht ein, falsch gehandelt zu haben. Ihre Argumente: „Das steht mir zu!“ und „Was man mitnehmen kann, muss man mitnehmen!“
- Ich habe miterlebt, dass im Schlafzimmer einer verstorbenen Pflegebedürftigen über 30 ungeöffnete Pflegeboxen in der Ecke gestapelt waren.
- Eine Bekannte erzählte mir, ihre Nachbarn ließen sich die Boxen immer zusenden und werfen die aber oft einfach ungeöffnet in den Müllcontainer, weil sie noch genug „Zeug“ haben.
Solche Fälle sind keine Einzelfälle. Sie zeigen, wie wichtig es ist, sich kritisch mit Werbeversprechen auseinanderzusetzen und nicht jedem „Gratis-Angebot“ zu erliegen. Denn letztlich zahlen wir alle für überflüssige Leistungen – sei es durch steigende Beiträge oder eingeschränkte Leistungen für diejenigen, die sie wirklich brauchen. Überall in der Pflege fehlt vor allem Geld. Durch solches Verhalten, wie oben beschrieben, gehen den Kassen Hunderttausende Euro verloren. Geld, das anderswo sinnvoller genutzt werden könnte.
Fazit: Bewusster Umgang mit Pflegeleistungen
Pflegeboxen und Hausnotrufsysteme sind Hilfen, die pflegebedürftigen Menschen das Leben erleichtern und Angehörige entlasten können. Richtig eingesetzt, sichern sie Hygiene, Komfort und Sicherheit im Alltag. Allerdings lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Benötige ich tatsächlich jeden Monat große Mengen an Einmalhandschuhen? Bin ich oft genug alleine, um ein Hausnotrufgerät zu rechtfertigen?
Wer seinen Bedarf ehrlich einschätzt und auf persönliche Beratung zurückgreift, schützt nicht nur die eigenen Ressourcen, sondern auch die Solidargemeinschaft der Pflegeversicherung. Die Apotheke des Vertrauens und seriöse Sanitätshäuser bieten dieselben Leistungen wie anonyme Versandhändler – nur persönlicher und oft bedarfsgerechter. Werbung, die einen angeblichen Anspruch betont, sollte man mit Vorsicht genießen. Denn was einem zusteht, muss man nicht zwangsläufig auch nehmen, wenn es nicht gebraucht wird.
Bildquellen:
- imagewerbung_800x500: Peter Wilhelm
Fußnoten:
- Du kannst auch bei den Versandangeboten online oder telefonisch den Lieferumfang immer anpassen. (zurück)
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Haha, dieser Artikel ist ja wie ein Spiegel unserer Zeit! Wer braucht schon 30 ungeöffnete Pflegeboxen im Wohnzimmer, während die truly needy auf die Genehmigung für den Notruf warten? Die Werbefachleute haben wohl endlich die richtigen Altersklasse für ihre neuen Produkte gefunden – Leute, die ihre Pflegegelder sorgfältig für… äh… Haustier-Bettzeug oder Küchenschränken-Desinfektion ausgeben! Was man bekommt, muss man ja nutzen! – na dann sollten wir alle mal fleißig anfangen, uns Notrufe für den nächsten Grillabend anzubringen. Danke für den Denkanstoß, der uns daran erinnert, dass Werbung eben Werbung ist und wir uns nicht von Angeboten überlisten lassen dürfen – oder?
Dieser Artikel ist ja eine wunderbare Satire auf den modernen Pflege-Werbe-Blitz! Die Idee, 30 ungeöffnete Pflegeboxen als Geldwäsche zu nutzen oder Desinfektionsmittel für die Küche zu verwenden, ist einfach genius! Die Werbung für den Hausnotruf bei jemandem mit funktionierenden Smartphone und Kindern ist natürlich ein klassischer Fall von Was man zusteht, muss man auch nehmen. Hilarisch, wie die Leute sich für unnötige Luxusgüter opfern, während die echten Bedürftigen warten. Aber hey, wer nicht wagt, nicht gewinnt – oder zumindest nicht die Pflegekasse belastet! Danke für diesen witzigen Denkanstoß, der uns daran erinnert, dass Pflegegelder nicht für Haustier-Bettzeug ausgegeben werden sollten – aber wer weiß, vielleicht brauchen die Kassen ja die Mittel für die Küchenschränke-Desinfektion!đồng hồ đếm ngược 5 phút