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Mit Hakenkreuz um 22 Uhr 23

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„Du wirst doch wohl nicht….“

„Und warum nicht?“ fragt die Allerliebste zurück und schwups, ist ein Stück Wurst in ihrem süßen Mund verschwunden.

„Weil die Wurst schon leicht grünlich schimmert“, gebe ich zu bedenken, doch meine Frau zuckt nur gleichgültig mit den Schultern und stopft sich noch eine Scheibe in den Mund. Kauend sagt sie: „Ja und?“

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„Da kann man krank von werden.“

„Ach was, ich hab‘ noch nie was bekommen, doch nicht von Wurst. Das riecht man doch, wenn die schlecht ist.“

Ich lasse sie gewähren, schließlich ist es ja ihr Magen und sie bekommt den Durchfall, nicht ich. Allerdings sollte ich erwähnen, daß sie keinen Durchfall bekommt. Nicht von sowas, nicht von Wurst. Ich bin ja nun keiner der sich einbildet, daß Lebensmittel schlagartig mit dem Erreichen des Haltbarkeitsdatums schlecht werden. Woher sollen die Lebensmittel auch das Datum kennen. Manche sind ja sowieso schon vorher schlecht, andere wiederum halten noch ein paar Tage oder Wochen länger.

Ich erinnere mich daran, daß früher gar kein Haltbarkeitsdatum aufgedruckt war und meine Mutter bestimmte, besonders wertvolle, Konserven jahrelang, ja jahrzehntelang aufbewahrt hatte. Darunter die berühmte Dose mit Stangenspargel aus Formosa. Formosa ikannte schon längst keiner mehr, da lümmelte sich immer noch diese Dose im Regal unserer Speisekammer herum. „Die ist für Besuch!“, hieß es damals immer. Nur kam leider niemals Besuch in passender Zahl, denn es war eine sehr kleine Dose und Besuch kam zu uns immer im Dutzend. Ich weiß gar nicht, was aus dieser Dose geworden ist, vermutlich steht sie immer noch in dieser Speisekammer und die Leute die da jetzt wohnen, denken sicherlich sie gehöre irgendwie zum Bauwerk.
Wenn überhaupt, hat man früher nach dem Öffnen irgendwelcher Verpackungen seine Nase hinein- oder hinüber gehalten und kurz durch die Geruchsprobe festgestellt, ob die Sachen noch gut sind.

Heute ist das anders, da ist auf manchen Produkten lachhafterweise nicht nur das Haltbarkeitsdatum, sondern sogar die Uhrzeit abgedruckt. Neulich hatte ich Salzstangen, die wurden exakt am 21. Juli 2007 um 22.23 Uhr schlecht. Ob die das wissen, die Salzstangen?

Wiegesagt, ich nehme es auch nicht so genau mit diesem Datum, aber wenn ein Joghurt schon den Deckel wölbt oder die Milch in dicken Flocken aus dem Tetra-Pack tropft, dann schmeiße ich sowas weg. Anke nicht. Die steckt sich alles in den Mund, kann es sogar schlucken, findet es sogar noch lecker und sie wird nicht krank.

„Ich habe einen Magen, wie eine Kuh“, sagt sie dann immer und ich bekomme schon vom Zuschauen Bauchweh.

Besonders empfindlich bin ich nun auch nicht, aber wenn irgendwas schon sauer riecht oder davon grüne Schwaden aufsteigen, vertrage ich es nicht mehr und das wiederum merke ich spätestens daran, daß ich häufiger und intensiver zum Klo muß.

„Ach, du stellst dich immer so an“, sagt die Allerliebste mit dem Kuhmagen und meint: „Solange das nicht schon wieder lebt, kann man das noch essen.“

Im Kühlschrank hatte sich eine Schüssel mit Kartoffelsalat versteckt. Irgendein unhöflicher Kopf Eisbergsalat hatte sich vorgedrängt und mir den Blick auf den Salat verstellt. So kam es dann, daß der Salat noch weiter nach hinten wanderte und in Vergessenheit geriet. Eine Woche später entdeckt die Allerliebste ihn und kommt, den Kartoffelsalat löffelnd, ins Wohnzimmer. Sofort macht sich ein übler Geruch breit und ich runzle die Stirn: „Puh, der stinkt aber! Sag bloß, du ißt den Kartoffelsalat noch?“

„Das ist Zaziki“, sagt die Allerliebste und fügt hinzu: „was da so riecht, das ist der Knoblauch!“

„Wir haben aber gar kein Zaziki“, gebe ich zu bedenken.

„Macht nix, ist trotzdem lecker“, sagt meine Frau und löffelt weiter.

Gut, ich spare dadurch natürlich auch irgendwie ne Menge Geld. Die futtert sogar Sachen, an die nichtmals mehr der Hund gehen würde. Ich persönlich führe das ja auf ihre dunkle Herkunft irgendwo vom Balkan zurück. Wer weiß, was die da früher alles gegessen haben….

Aus diesem eisernen Magen resultiert aber, daß sie auch nichts wegwerfen will. In unserer Speisekammer türmen sich Dosen, die noch viel älter sind, als jene Formosa-Spargeldose dereinst bei meiner Mutter.

Naja, neulich habe ich wenigstens mal alle diejenigen Dosen weggeworfen, auf denen Hakenkreuze und Reichsadler waren.

Frauen sind schon komische Gewächse, oder?


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 2. Juli 2007 | Revision: 26. November 2012

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