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Mietnomaden! Vorsicht!

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Nachdem der Problembär tot war, machte man sich auf die Suche nach einem neuen Thema. Da kommen einem die Mietnomaden ja gerade recht!

Mietnomaden, so werden Leute bezeichnet, die Wohnungen oder Häuser anmieten und dann gar nicht oder nur einige wenige Male Miete zahlen. Sie bleiben so lange wie möglich dort wohnen, ignorieren alle Mahnungen und Räumungsankündigungen und sind dann über Nacht verschwunden.

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Sie hinterlassen große Mietschulden und nicht selten auch eine verwüstete Wohnung. Da sie von vornherein wußten, wie es kommen würde, fehlt ihnen natürlich auch jeglicher Antrieb, den Mietgegenstand in Ordnung zu halten.

Klar, solche Leute gibt es, die gab es schon immer. Schlimm!

ABER: Neuerdings sind diese Mietnomaden DAS Thema in den Medien. Es mag durchaus sein, daß im Zuge der allgemeinen Verarmung dieses Phänomen jetzt auch tatsächlich häufiger vorkommt, aber in den Medien -und hier allen voran in den Privatsendern- wird der Eindruck erweckt, es gäbe überhaupt nur noch solche Mieter.

Heute morgen war ein Rechtsanwalt im Fernsehen. Er gab „gute“ Ratschläge, was man als Vermieter alles machen kann:

  • die Mietinteressenten einen langen Fragebogen ausfüllen lassen
  • nicht die Frage vergessen: „Wo haben sie überall Schulden?“
  • fragen, ob der Interessent jemals etwas nicht bezahlt hat
  • „Bestellen sie auch bei Versandhäusern?“
  • „Was verdienen sie?“
  • „Wo arbeiten sie?“

Außerdem soll sofort eine Auskunft bei der Schufa oder einer Detektei eigeholt werden. Und nicht vergessen: Sofort beim Arbeitgeber des Mietinteressenten anrufen und sich bestätigen lassen, daß er ordentlich in Brot und Lohn steht. Selbstverständlich wird auch der bisherige Vermieter angerufen. Natürlich soll der Mieter auch eine Bankauskunft beibringen.

„Das ist das Mindestmaß an Dingen, die man tun sollte, dann kann man sicher sein!“

Na toll!

Erstmal gibt es Tausende von Familien, die händeringend eine preiswerte Wohnung suchen und keine finden. Diese Familien haben bisher immer ordentlich ihre Miete bezahlt und werden es auch künftig tun. Die Mietnomaden machen nichtmals ein Prozent aller Mieter aus. Selbst wenn es ein Prozent wäre, würde das bedeuten, daß ein Vermieter eine Wohnung 100 mal (!) vermieten müßte, um einmal an so einen zu geraten.

In der Regel wohnen die ordentlichen Mieter aber statistisch gesehen 8 Jahre in einer gemieteten Wohnung. Das hieße also: Alle 800 Jahre gerät ein Vermieter an einen Mietnomaden.

Boah ey! Was für eine Gefahr!

Und wozu führt das? Vorwiegend die älteren Vermieter bekommen zunehmend Angst vor dieser nomadisierenden Mietergefahr. Ihnen als Hausbesitzer sind ja sowieso alle Leute suspekt, die es in ihrem Leben nicht zu eigenem Haus- und Grundbesitz gebracht haben. Und dann noch diese 800-Jahres-Gefahr! Meine Güte!

In einem Nachbarort wohnen Freunde von uns im eigenen Haus. Nebenan steht ein wunderschönes 1-Familien-Haus leer, gerade richtig und große genug für uns. Gestern habe ich diese Freunde getroffen und nach dem Haus gefragt. Sie gaben mir den Namen des Besitzers.

Was soll ich sagen? Muß ich es noch sagen?

Er hat seit 15 Jahren Angst vor Mietnomaden, genauergesagt vor Mietern.

„Wir hatten da mal Leute, die haben nicht den Gehweg gefegt und nie die Fenster geputzt! Außerdem wollen wir keine Mietnomaden!“

Da läßt dieser Hirnprinz also lieber ein Haus 15 Jahre leer stehen, verzichtet auf jegliche Mieteinnahme nur aus Angst, da könnte es jemand versäumen, die Fenster zu putzen. Da fährt er jeden Monat 50 Kilometer zu diesem leerstehenden Objekt, um den Gehweg zu kehren, mal durchzulüften und den Rasen zu mähen.

Es gibt doch so viele Familien, die so ein Objekt suchen. Soll er es doch für einen niedrigen Preis an jemanden vermieten, der im Gegenzug alles selbst in Ordnung halten muß. Besser den Spatz in der Hand, als die Gehörlose auf dem Dach!

Aber vielleicht ist der Mann ja schon weit über 800 Jahre alt und wäre jetzt statistisch gesehen an der Reihe…


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 19. Februar 2007 | Revision: 26. November 2012

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