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Lebensmüdes Verkehrshindernis?

liegefahrrad

Heute ist wieder so ein Heini auf einem Liegefahrrad vor mir her getrudelt. Er kam von links aus einer untergeordneten Straße, nahm mir die Vorfahrt und fuhr dann mit Tempo 15 durch den ganzen Ort im Zick-Zack vor mir her. Ob er überhaupt wußte, daß das noch andere Verkehrsteilnehmer unterwegs waren, entzieht sich meiner Kenntnis, er jedenfalls trug eine getönte Skibrille und dicke Kopfhörer…

Aus diesem Anlass habe ich einen Artikel von vor 7 Jahren noch einmal hochgeholt:

Kleines Ratespiel: Was ist das, was da auf dem folgenden Bild zu sehen ist? Was taucht da vor der Schnauze meines Autos auf?

liegedepp3

Kurz zur Erklärung: Ich fahre durch Mannheim und plötzlich taucht von rechts ein winziges Gefährt auf, setzt sich vor mein Auto und fährt mit Tempo 12, von mir nicht mehr zu sehen, vor mir her. Ich muß mein Tempo noch weiter verringern, den Winzling etwas Abstand gewinnen lassen und kann dann sehen, daß es sich um einen Mann auf einem Liegefahrrad handelt.

Diese Dinger sollen ja besonders bequem sein und man sieht sie ab und an im Straßenverkehr. Für normale Radwege sind diese Gefährte oft gar nicht geeignet und so wundert es nicht, daß der Liegeradmann da eine Strecke fährt, die für Fahrräder normalerweise verboten ist („Durchfahrt verboten“-Schild mit einem Fahrrad in der Mitte).

verboten

Nun, vielleicht gelten Liegefahrräder ja auch gar nicht als Fahrrad im Sinne dieses Verkehrszeichens, ich weiß es nicht und ich mag es auch nicht recherchieren, denn dieses Zeichen wird tagtäglich von Dutzenden von Radfahrern ganz bewußt ignoriert, die ganz normale Fahrräder fahren. Allen voran die jetzt wieder zu Tausenden ausschwärmenden bunten Königspapageien in ihren geschmacksverirrten hautengen Fahrradkostümchen aus der Schneiderei eines farbenblinden Transvestiten. Und ich ärgere mich auch nicht mehr großartig öffentlich über diese Rennradfahrer und die anderen Radfahrer, die ausgerechnet an den engsten und gefährlichsten Stellen mit ihren Fahrrädern, gerne mal auch zu Dritt nebeneinander, die Radwege geflissentlich ignorieren und die Straße benutzen.

Ich bekomme von denen immer zu hören, diese Radwege seien ja eine Zumutung und es sei ganz besonders gefährlich auf dem Radweg zu fahren. Besser sei es, sich durch Nebeneinanderfahren gegeneinander absichernd, im Autoverkehr mitzuschwimmen. Ja klasse, dann brauchen wir ja die teuren Radwege nicht mehr, die im Übrigen an der in Rede stehenden Stelle ausgebaut sind, wie die Autobahnen in der ehemaligen Ostzone es heute sind.

Den Radfahrern zuliebe wurden Fahrbahnen weggerissen und in breite, stets gepflegte und unermüdlich von der Polizei freigehaltene Radwege verwandelt, nur nutzt die keiner. Die fahren lieber trotz Verbotsschild zwischen PKWs, Lastwagen, Straßenbahnen und Bussen umher.

Ja und den Vogel schießt der auf dem Winz-Fahrrad ab! Der kommt nämlich mit seinem Vehikel gar nicht von der Stelle. Während die bunten Königspapageien es wenigstens noch ihren großen Radrennvorbildern gleichtun wollen und kräftig in die Pedale treten, zuckelt der Liegefahrradmann gemächlich und offensichtlich bewußt einen mittleren Verkehrsstau hinnehmend, vor einem her.
Dabei liegt die Spurbreite seines Karrens nur knapp unterhalb der einer Straßenbahn, sodaß er zwar zwischen den Schienen fahren kann, aber immer wieder ruckartige Lenkbewegungen nach links und rechts machen muß, wenn mal wieder einer seiner Reifen in die Schienen zu geraten droht. Dabei zuckt das Vehikel mal beinahe in die rechts geparkten Autos, mal in den Gegenverkehr.

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Leider gibt das Bild dieses Zucken nicht wieder und leider konnte ich den Mann auf seinem Winziggefährt auch nur jeweils an der Ampel knipsen und nicht bei seinen waghalsigen Manövern an den engsten Stellen der Ortsdurchfahrt, etwa auch beim Schneiden einer Straßenbahn und dem Ausscheren in den Gegenverkehr.

Das Schlimme: Man sieht den Radlieger kaum, er ist gerade einmal geschätzte 70 cm hoch und erreicht damit bei meinem Wagen nicht einmal die Höhe der Motorhaube. Das erste Bild oben vermittelt zwar diesen Eindruck, aber es ist erstens von oben geknipst und der Abstand zum Liegeradler ist schon recht groß, als der mir von rechts vor die Haube fuhr, war er sekundenlang gar nicht zu sehen und ich dachte erst, da sei ein Hund auf die Fahrbahn gerannt.

Ganz persönlich ärgert mich immer wenn ich auf den Lieger treffe (und das ist mir jetzt leider schon häufiger passiert) und wofür er nur sekundär etwas kann, daß ich dann von den nachfolgenden Autos angehupt oder der Straßenbahn angeklingelt werde, weil ich vermeintlich ohne ersichtlichen Grund mit Tempo 10-12 durch die Stadt fahre. Den vor mir herfahrenden Lieger, den sieht von hinten niemand, wiewohl ich mich schon wegen seiner unkontrollierbaren Lenkzuckungen immer bemühe, einen gehörigen Abstand einzuhalten.

Mehrmals ist es mir schon passiert, daß mich dann an einer etwas breiteren Stelle jemand vogelzeigend überholt und vor lauter Stinkefinger-Zeigen und in-mein-Auto-glotzen den Zwerglieger übersieht, vor mir wieder einscheren will und dann auf einmal erkennen muß, daß da noch jemand auf einer Art großem Skatebord durch die Gegend zuckt und zuckelt.
Die anderen Autofahrer glauben nämlich, weil sie den Flachradler nicht sehen können, ich würde aus einer geistigen Umnachtung heraus kaum mehr als Schritttempo fahren und oft überholen auch gleich zwei oder drei andere Fahrzeuge und treffen dann vor mir auf den Horizontalradler. Warum der nicht wenigstens ab und zu mal in eine Lücke am rechten Fahrbahnrand fährt und die sich hinter ihm bildende Schlange vorbei läßt, das mag ich gar nicht erst beurteilen wollen, wiewohl ich das Gefühl habe, daß er gerne da her fährt und auch die wachsende Autoschlange hinter sich ihm einen gewissen Genuß bereitet, aber das ist nur ein subjektives Gefühl.

Kleine Kinder verweist der Gesetzgeber auf den Gehweg und begründet das mit den mangelnden Fähigkeiten zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr ebenso wie mit der kleinen Silhouette, die im Verkehrsgetümmel zu schnell übersehen werden könnte. Gleiches, zumindest mal Letzteres gilt aber auch für die Liegeradfahrer.

Es gab doch vor ein paar Jahren diese Mode, daß sich jeder so eine biegsame Wimpelstange mit einem orangefarbenen Warnwimpel ans Fahrrad schraubte. Es mag Gründe geben, warum die wieder verschwunden sind, für diese Liegeräder müßten sie aber auf jeden Fall Vorschrift sein und dort wären sie auch mal wirklich sinnvoll.

Der auf dem Titelbild abgebildete Liegefahrradfahrer ist nur exemplarisch gestern fotografiert worden, er steht stellvertretend für wenigstens zwei Kollegen, die an gleicher Stelle ebenso fahren.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Straßenverkehr und Fahrmichdochum

Der Straßenverkehr ist ein Thema, zu dem jeder etwas sagen kann. Mir begegnet so viel Abenteuerliches, Verwunderliches und auch Schönes. Darüber schreibe ich hier.

Diese Rubrik ist auch der Platz, in dem die Geschichten um Deutschlands am häufigsten umgefahrenes Verkehrsschild, das Fahrmichdochum, erscheinen.

Auch alles rund um Auto und so, hat hier sein Zuhause.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 20. Januar 2023 | Peter Wilhelm 20. Januar 2023

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