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Klappe

frau ruckdäschl

Das Altersheim ist noch gar nicht so alt. Vielleicht knapp zwei Jahre steht es da und ist voll ausgebucht. Solche Heime schießen ja wie die Pilze aus dem Boden, einerseits besteht Bedarf und andererseits haben Investoren entdeckt, daß sich damit vortrefflich Geld verdienen läßt.

Die Bevölkerung hat es allgemein mit Wohlwollen aufgefasst, daß es dieses Heim jetzt gibt, doch in den letzten Tagen gab es Anlaß zu heftigen Diskussionen vor allem in der nicht dort lebenden älteren Bevölkerung.

Der Straßenseite zugewandt hat man nämlich eine große graue Klappe montiert, vermutlich handelt es sich um einen Auslaß des Müllschluckers, es steht nämlich hin und wieder ein Müllcontainer unter dieser Klappe an der Wand. Das hat mich jedoch nicht davon abgehalten, in der Bevölkerung das Gerücht zu sähen, es handele sich vielmehr um eine sogenannte Schwiegermutterklappe. Ja und dort könne man bei Bedarf nicht nur Schwiegermütter, sondern auch Schwiegerväter bequem einwerfen, Hauptsache die Leute sind über Siebzig.

Manchmal, so habe ich weiter behauptet, könne es sogar passieren, daß sich die Klappe einfach öffne und man harmlose, vorbeigehende Alte einfach hineinzieht. Merkwürdigerweise scheint man mir diesen Quatsch abgenommen zu haben, denn aus diesem Gerücht ist inzwischen eine unumstößliche Tatsache geworden, die vor allem unter den Älteren als absolut erwiesen gilt.

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Die Ruckdäschl, jene weit über 70jährige Frau vom Parterre rechts, die hier im Haus alles regelt, mitbekommt und kommentiert, meinte: „Hauptsach‘ man kriegt da auch genug zu essen! Und wenn man durch die Klappe fällt, hoffentlich ist das dann irgendwie gepolstert!“

„Bestimmt“, sage ich, „die haben dafür gesorgt, daß niemandem was passiert.“

„Und Sie, sagen Sie mal, wie ist das denn, wenn einer jetzt ein bißchen zu groß ist für die Klappe?“

„Ist ihnen denn nicht die kleine Säge aufgefallen, die da an einer Kette baumelt?“

„Ach Gott, ach Gott!“

„Nur die Beine, Frau Ruckdäschl, nur die Beine!“

„Ach Gott, ach Gott!“

Ja und was glaubt man jetzt, worüber sie sich erregt? Das klärt sie gleich auf:

„Na, dann will isch awwa hoffen, daß des alles die Krankenkasse bezahlt!“


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 25. Mai 2008 | Revision: 26. November 2012

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