Khalid bewarb sich bei mir um eine Praktikantenstelle. Ja, er sei Moslem, keine Frage, aber einer von der gemäßigten Sorte. Sein Vater sei da noch strenger mit allem, aber er sei ja schon hier geboren.
Na gut.
Khalid kommt am ersten Tag schon zu spät. Es sei doch erst fünf nach, aber gut, für den nächsten Tag würde er es sich merken. Er ließ sich dann eine Stunde lang von einem anderen Mitarbeiter alles erklären und begehrte dann Einlaß in mein Büro.
Er müsse mehrmals am Tag beten, brachte er vor, und ausgerechnet ich sei durch die unglückliche Wahl der Büro- und Arbeitszeiten Schuld daran, daß er seinen religiösen Verpflichtungen nicht nachkommen könne.
Aber was! Natürlich kann der Junge beten! Bei uns daheim wurde früher auch vor dem Essen gebetet, das dauert doch nicht ewig. Damit er allerdings seine muslimischen Rituale in korrekter Weise verrichten könne, müsse er ein wenig Abgeschiedenheit haben.
Dann soll er doch das firmeneigene Badezimmer nehmen, das ist groß, hell und beheizt. Nunja, er müsse das erst mit einem Mekka-Kompass überprüfen. So zog Khalid also mit einem notizbuchähnlichen Tabellenwerk und einem Kompass durch unsere Büros und pendelte sich die Richtung nach Mekka aus. Schon nach anderthalb Stunden befand er das von mir empfohlene Badezimmer als seinen Ansprüchen genügend und zog sich leichtfüßig stampfend und schlurfend dorthin zurück.
Inzwischen hatte ich mich längst wieder dringenden Tagesgeschäften zugewandt und Khalid beinahe schon wieder vergessen, da fiel mir beim Weg zum Aktenschrank der Sekretärin eine allgemeine Leere in unseren Büros auf. Wo befand sich um alles in der Welt unsere überwiegend weibliche Belegschaft?
Wenig später fand ich die Damen hibbelnd und mit zusammengekniffenen Knien tänzelnd vor der Badezimmertür. Da sei jemand schon zwei Stunden drin! Es war also die männliche Kompetenz eines Vorgesetzten gefragt und ich klopfte an die Tür. Kaum 15 Minuten später öffnete sich die Tür und unser lieber muslimischer Praktikant kam völlig durchnäßt mit seinem zusammengerollten Gebetsteppich unter dem Arm heraus.
Da sei ihm bei den rituellen Waschungen ein Malheur passiert, kommentiere er seine Erscheinung und schlurfte tropfend von dannen.
Wie lange denn die Frauen jetzt bräuchten, wollte er wissen, denn aufgrund der Tatsache, daß unsere Wasserhähne so unmöglich angebracht seien, habe er sich völlig unverschuldet viel zu lange aufgehalten und nun sei die Zeit für das nächste Gebet schon fast wieder aktuell.
Wenn ich so recht überlegte, kam es mir so vor, als habe dieser junge Anhänger Mohammeds bis zum Feierabend nichts geleistet. Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag.
Da kam Khalid dann auch schon um zehn nach. Völlig abgehetzt schlurfte er mit faultierartigen Bewegungen ins Büro. Auf ihn wartete eine Liste, die er am PC in eine Liste eintragen sollte. Eine Arbeit, für die andere 15 Minuten gebraucht hätten.
Nach schon drei Stunden war er fertig und dann ging er beten.
Die Allerliebste kam an diesem Tag ins Büro und brachte für alle was Selbstgebackenes mit.
Alle griffen beherzt zu, nur Khalid nicht. Das sei nicht „helal“, also nicht rein nach seinen Vorstellungen. Ich konnte die Allerliebste nur mit Mühe davon abhalten, dem Jungen gewaltsam zu beweisen, daß man bei uns vom Fußboden essen kann. Sie hätte mit seiner Zunge den Fußboden aufgewischt, bis in den letzten Winkel.
Als Khalid am nächsten Tag gar nicht erschien, dachte ich schon, die Sache hätte ein jähes, aber erhofftes Ende gefunden, doch dann rief sein Vater an. Wie wir denn dazu kämen, seinen Sohn zu diskriminieren und wieso ich in meinem großen Büro sitzen würde, während sein Sohn in einem engen Bad beten müsse. Sowas von intollerant! Er habe sechs Töchter und eben diesen Khalid und wir könnten uns doch wohl glücklich schätzen, daß die Frucht seiner Lenden überhaupt bei uns arbeitet.
Was heißt „Arschloch“ eigentlich auf Arabisch?
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