Gesundheit / Haushalt

HZV-Vertrag, Hausarzt

Hzv Vertrag

Ich bin ein HZV-Patient! So steht es auf meinen Überweisungen und anderen Unterlagen meines Arztes. Nein, HZV ist keine schlimme Krankheit, sondern die Abkürzung für HausarztZentrierte Versorgung.

Ich erkläre es unten noch ausführlicher. Aber im wesentlichen ist die HZV ein Verfahren, das mir als Patient viele Vorteile bringt. Vor Jahren hat mich mein Hausarzt gefragt, ob ich daran teilnehmen möchte. Er erklärte mir, dass ich ab dann immer erst zu ihm komme und er dann entscheidet, wie es weitergeht, was gemacht wird und dass er alles koordiniert. Kein großes Ding für mich, habe ich nämlich sowieso immer schon so gemacht.

Es ist ja so: ich habe beispielsweise Rückenschmerzen und würde als Laie eine Überweisung zum Orthopäden abholen. Der Orthopäde würde Röntgenbilder machen, eventuell noch ein CT und dann möglicherweise feststellen, dass ich vermutlich eher was an den Nieren habe. Also ginge ich wieder zum Arzt, würde mir eine Überweisung zum Nephrologen holen und zu diesem Facharzt gehen. Der stellt aber fest, dass meine Nieren intakt sind. Und so würde es weitergehen. Wie oft haben wir schon gehört, dass jemand eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich hat? Wie oft hieß es schon, jemand sei von Pontius zu Pilatus gerannt, um eine Diagnose zu bekommen? Und unsere Bekannte Waltraud hat an die 20 Orthopäden genervt, weil sie dachte, sie müsse sich einen Operateur für ihr lädiertes Knie selbst suchen. Dabei hätte ihr Hausarzt gezielt eine Überweisung/Einweisung ausstellen können.

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Das Ärzte-Hopping und der Ärzte-Tourismus sind ein Riesenproblem

Bleiben wir bei unserem Beispiel mit den Rückenschmerzen. Nehmen wir an, eine Person begibt sich tatsächlich auf eine Ärzte-Odyssee und sucht 12 Fachärzte auf.

Hier mal eine Tabelle, die aufzeigt, was für Krankheiten alles u.a. für Rückenschmerzen verantwortlich sein können:

Erkrankung/Ursache Facharzt/Fachgebiet
Nierensteine Urologe
Niereninfektion (Pyelonephritis) Urologe/Nephrologe
Pankreatitis Gastroenterologe
Magengeschwür Gastroenterologe
Herzinfarkt Kardiologe
Aortenaneurysma Kardiologe/Gefäßchirurg
Wirbelsäulenosteomyelitis Orthopäde/Infektiologe
Diskitis Orthopäde/Infektiologe
Ankylosierende Spondylitis Rheumatologe
Psoriasis-Arthritis Rheumatologe/Dermatologe
Reizdarmsyndrom (IBS) Gastroenterologe
Entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) Gastroenterologe
Multiple Sklerose (MS) Neurologe
Guillain-Barré-Syndrom Neurologe
Osteoporose Orthopäde/Endokrinologe
Hyperparathyreoidismus Endokrinologe
Wirbelsäulenmetastasen Onkologe
Pankreaskrebs Onkologe/Gastroenterologe
Fibromyalgie Rheumatologe
Lupus Rheumatologe
Depression und Angststörungen Psychiater/Psychologe

Du siehst, worauf das hinausläuft?
Der medizinische Laie läuft von Arzt zu Arzt, blockiert bei zig Ärzten die Wartezimmer, beschäftigt vollkommen unnötig bis zu 12 verschiedene Fachärzte und verursacht Kosten, die schnell 4.000 Euro erreichen können. Ja, 4.000 Euro!

Beispielrechnung Kostenübersicht

Um eine überschlägige Berechnung der Kosten für einen Patienten zu machen, der zwölf Fachärzte aufsucht, viermal Blutabnahme mit großem Laborbefund, dreimal geröntgt wird und je zweimal ein CT und ein MRT erhält, können wir auf Durchschnittswerte und übliche Kosten zurückgreifen.

Leistungen und Kosten

  • Facharztbesuche:
    • Pro Besuch beim Facharzt: ca. 50-100 €
    • 12 Besuche: 12 × 75 € (Durchschnitt) = 900 €
  • Blutabnahme mit großem Laborbefund:
    • Pro Blutabnahme und großem Laborbefund: ca. 80-150 €
    • 4 Blutabnahmen: 4 × 115 € (Durchschnitt) = 460 €
  • Röntgen:
    • Pro Röntgenaufnahme: ca. 50-100 €
    • 3 Röntgenaufnahmen: 3 × 75 € (Durchschnitt) = 225 €
  • CT (Computertomographie):
    • Pro CT: ca. 300-600 €
    • 2 CTs: 2 × 450 € (Durchschnitt) = 900 €
  • MRT (Magnetresonanztomographie):
    • Pro MRT: ca. 400-700 €
    • 2 MRTs: 2 × 550 € (Durchschnitt) = 1100 €

Gesamtkostenberechnung

Leistung Kosten pro Einheit (€) Anzahl Gesamtkosten (€)
Facharztbesuche 75 12 900
Blutabnahme mit großem Laborbefund 115 4 460
Röntgen 75 3 225
CT 450 2 900
MRT 550 2 1100
Gesamtkosten 3585

Alles zusammen: Die überschlägigen Gesamtkosten für den beschriebenen Patienten belaufen sich auf etwa 3585 €. Diese Berechnung basiert auf Durchschnittskosten und kann je nach Region und spezifischem Fall variieren.

Was ist die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV)?

Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) ist ein Modell im deutschen Gesundheitssystem, das darauf abzielt, die Betreuung von Patienten zu verbessern, indem der Hausarzt eine zentrale Rolle spielt. Einfach gesagt, bedeutet dies, dass der Hausarzt der erste Ansprechpartner für alle gesundheitlichen Fragen und Probleme des Patienten ist.

Für mich konkret bedeutet das, dass ich fast immer zu allererst zu meinem Hausarzt gehe, wenn mir was fehlt. Der untersucht mich und stellt die erste Diagnose. Erfahrungen zeigen, dass Hausärzte in über 80 % aller Fälle Erkrankungen diagnostizieren und erfolgreich behandeln können, ohne dass ein Facharztbesuch erforderlich geworden wäre.

Hat der Hausarzt konkreten Anlass dazu, schreibt er mir eine Überweisung zu einem Facharzt. Ein weiterer Riesenvorteil: Mein Hausarzt greift direkt zum Telefonhörer und macht in Absprache mit mir sofort einen sehr baldigen Termin für mich.
Ich musste zum Augenarzt und hatte online auf der Praxisseite gesehen, dass der nächste verfügbare Termin erst in über 4 Monaten frei ist. Mein Hausarzt hat dort angerufen und von Arzt zu Arzt einen Termin gleich nächste Woche ausgemacht.

Der Hausarzt wird zum Gesundheitsmanager

Wenn erforderlich, gibt mir mein Arzt Unterlagen für den Facharzt mit, insbesondere aktuelle bereits vorhandene Röntgenbilder usw. damit diese nicht nochmals angefertigt werden.
Beim Facharzt werde ich untersucht und behandelt und die Ergebnisse laufen wieder zu meinem Hausarzt zurück. Dieser wird dadurch für mich zu meinem Gesundheitsmanager. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen.

Mir erspart das Laufereien, unnötige Doppelbehandlungen, Fehlbesuche bei falschen Ansprechpartnern, die Einnahme unnötiger Medikamente und das Durchführen von vorschnell verordneten Physiotherapien und sonstigen Verfahren.

Insbesondere bewahrt mich das vor gefährlicher Überbehandlung und Übermedikation.
Ich erinnere mich an Tante Anni, die ich jahrzehntelang nur mit hochrotem Kopf und kurzatmig kannte. Sie hatte zig Medikamente von zig Ärzten verschrieben bekommen, die sie jahrelang einnahm. Erst als ihr Hausarzt mal in Urlaub war und sie zu einem Vertretungsarzt musste, kam heraus, was für einen toxischen Medikamenten-Cocktail sie so viele Jahre eingenommen hatte. Beim HZV-Verfahren hätte der Hausarzt das gewusst und gegengesteuert. In diesem Fall konnte der Vertretungsarzt der Tante helfen. Binnen zwei Monaten waren der rote Kopf, das aufgeschwemmte Aussehen und die Kurzatmigkeit verschwunden. Der Arzt hatte die Medikation reduziert, besser aufeinander abgestimmt und Redundanzen und Unverträglichkeiten beseitigt.

Die wichtigsten Punkte zur HZV in unkomplizierter Weise erklärt:

  • Zentraler Ansprechpartner: Der Hausarzt kümmert sich um die Gesundheit des Patienten und koordiniert alle notwendigen Behandlungen. Wenn spezielle Fachärzte benötigt werden, sorgt der Hausarzt für die Überweisung und bleibt dabei immer informiert.
  • Bessere Koordination: Durch die zentrale Rolle des Hausarztes werden unnötige Arztbesuche vermieden. Dies bedeutet, dass Patienten nicht mehrere verschiedene Ärzte für das gleiche Problem aufsuchen müssen.
  • Vermeidung von Doppeluntersuchungen: Der Hausarzt hat alle wichtigen medizinischen Informationen des Patienten und kann so verhindern, dass Untersuchungen doppelt durchgeführt werden.
  • Effizientere Behandlung: Mit der HZV kann der Hausarzt besser einschätzen, welche Behandlungen wirklich notwendig sind und so unnötige Eingriffe vermeiden. Das sorgt für eine gezieltere und oft schonendere Behandlung.
  • Schnellere Anträge: Da der Hausarzt alle wichtigen Unterlagen und Befunde hat, können Anträge für Kur- oder Reha-Maßnahmen schneller bearbeitet werden.

Ich kann also sagen, dass die HZV dabei hilft, die Gesundheitsversorgung übersichtlicher, effizienter und patientenfreundlicher zu gestalten. Der Hausarzt ist wie ein Lotse im Gesundheitssystem, der den Patienten sicher durch alle medizinischen Fragen und Behandlungen führt.

Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) spielt eine entscheidende Rolle im deutschen Gesundheitswesen, indem sie die medizinische Betreuung durch eine koordinierte und kontinuierliche Versorgung optimiert. Dieses Modell zielt darauf ab, die Effizienz der gesundheitlichen Versorgung zu steigern und gleichzeitig die Qualität der Patientenbetreuung zu verbessern.

Ein zentrales Anliegen des HZV-Verfahrens ist die Reduktion des sogenannten „Ärztetourismus“. Dieses Phänomen beschreibt die übermäßige und oft unnötige Konsultation verschiedener Fachärzte, insbesondere durch ältere Patienten.

Fallbeispiele illustrieren die Problematik:

Ein älterer Herr besucht beispielsweise in einer Woche den Orthopäden wegen Rückenschmerzen, den Kardiologen zur Kontrolle seines Herzschrittmachers, den Neurologen wegen Schwindelgefühlen und schließlich noch den Gastroenterologen aufgrund von Magenbeschwerden. Dieser unnötige Ärztetourismus führt nicht nur zu einer Belastung des Gesundheitssystems, sondern auch zu einem erhöhten Risiko von Fehlbehandlungen und Doppeluntersuchungen. Der Hausarzt hätte möglicherweise eine zentrale Ursache für alle Beschwerden gefunden und behandeln können.

Durch die Einführung der HZV wird dieser unkoordinierte Ärztemarathon eingedämmt. Der Hausarzt übernimmt eine zentrale Rolle als primäre Anlaufstelle und Koordinator der medizinischen Versorgung. Dies verhindert, dass Patienten mehrfach wöchentlich verschiedene Ärzte aufsuchen, die oft die gleichen Untersuchungen wiederholen, ohne von den bereits erhobenen Befunden zu wissen.

Neben der Vermeidung von Fehlbehandlungen und unnötigen Operationen spielt die HZV auch eine entscheidende Rolle bei der quartären Prävention, die darauf abzielt, Übertherapie zu vermeiden. Beispielsweise könnte ein Patient mit moderaten Knieproblemen voreilig zu einer Operation geraten werden, obwohl konservative Behandlungsmethoden ausreichend wären. Durch die koordinierte Versorgung im Rahmen der HZV kann der Hausarzt eine umfassende Beurteilung vornehmen und unnötige Eingriffe verhindern.

Darüber hinaus führt die HZV zu einer Beschleunigung administrativer Prozesse wie Kur- oder Reha-Anträge. Indem alle notwendigen Befunde und Unterlagen zentral in der Praxis des Hausarztes aufbewahrt werden, können diese Anträge effizienter bearbeitet werden. Ein Beispiel hierfür ist ein Patient, der nach einem schweren Unfall dringend eine Rehabilitation benötigt. Durch die schnelle Bereitstellung aller relevanten medizinischen Unterlagen durch den Hausarzt kann der Antrag unverzüglich bearbeitet und die Reha-Maßnahme schneller eingeleitet werden.

Für mich zeigt sich ganz klar, dass die Hausarztzentrierte Versorgung nicht nur zur Optimierung der Patientenbetreuung beiträgt, sondern auch erhebliche Einsparungen und Effizienzgewinne im Gesundheitssystem ermöglicht. Durch die zentrale Rolle des Hausarztes werden Ärztetourismus, Fehlbehandlungen, Doppeluntersuchungen und Übertherapie effektiv reduziert, was letztlich zu einer verbesserten gesundheitlichen Versorgung der Patienten führt.

Version in einfacher Sprache

Ich bin ein HZV-Patient

Auf meinen Überweisungen steht: Ich bin ein HZV-Patient.

HZV ist keine Krankheit.

HZV heißt: Hausarztzentrierte Versorgung.

Was ist HZV?

HZV ist ein System.

Der Hausarzt ist die erste Anlaufstelle.

Der Hausarzt entscheidet, wie es weitergeht.

Der Hausarzt koordiniert alle Behandlungen.

Das bringt viele Vorteile für den Patienten.

Vorteile der HZV

Der Hausarzt kennt meine Krankengeschichte.

Ich gehe immer zuerst zum Hausarzt.

Er entscheidet, ob ich zu einem Spezialisten gehe.

Das spart Zeit und unnötige Arztbesuche.

Beispiel für HZV

Ich habe Rückenschmerzen.

Ich gehe zum Hausarzt.

Er untersucht mich.

Er entscheidet, ob ich zum Orthopäden muss.

Er stellt eine Überweisung aus.

Ich gehe dann zum Orthopäden.

Problem ohne HZV

Ohne HZV gehe ich direkt zum Orthopäden.

Der Orthopäde macht Röntgenbilder.

Er stellt fest: Es könnten die Nieren sein.

Ich gehe zum Hausarzt.

Der gibt mir eine Überweisung zum Nierenarzt.

Das kostet Zeit und Geld.

Manchmal gehen Patienten zu vielen Ärzten.

Das nennt man Ärzte-Hopping.

Das verursacht viele Kosten.

Das blockiert die Wartezimmer.

Krankheiten, die Rückenschmerzen verursachen können

– Nierensteine: Urologe
– Niereninfektion: Urologe/Nephrologe
– Pankreatitis: Gastroenterologe
– Magengeschwür: Gastroenterologe
– Herzinfarkt: Kardiologe
– Aortenaneurysma: Kardiologe/Gefäßchirurg
– Wirbelsäulenosteomyelitis: Orthopäde/Infektiologe
– Diskitis: Orthopäde/Infektiologe
– Ankylosierende Spondylitis: Rheumatologe
– Psoriasis-Arthritis: Rheumatologe/Dermatologe
– Reizdarmsyndrom: Gastroenterologe
– Entzündliche Darmerkrankungen: Gastroenterologe
– Multiple Sklerose: Neurologe
– Guillain-Barré-Syndrom: Neurologe
– Osteoporose: Orthopäde/Endokrinologe
– Hyperparathyreoidismus: Endokrinologe
– Wirbelsäulenmetastasen: Onkologe
– Pankreaskrebs: Onkologe/Gastroenterologe
– Fibromyalgie: Rheumatologe
– Lupus: Rheumatologe
– Depression und Angststörungen: Psychiater/Psychologe

Hausarzt als Gesundheitsmanager

Der Hausarzt verwaltet meine Gesundheitsdaten.

Er gibt mir Unterlagen für den Facharzt.

Der Facharzt schickt die Ergebnisse an den Hausarzt.

Der Hausarzt behält den Überblick.

Das spart unnötige Behandlungen und Medikamente.

### Beispiel: Tante Anni

Tante Anni nahm viele Medikamente.

Sie war immer kurzatmig und hatte einen roten Kopf.

Ihr Hausarzt war im Urlaub.

Ein Vertretungsarzt stellte fest: Sie nahm zu viele Medikamente.

Der Vertretungsarzt änderte die Medikation.

Tante Anni ging es schnell besser.

Fazit

HZV macht die Gesundheitsversorgung einfacher.

Der Hausarzt koordiniert alle Behandlungen.

Das spart Zeit und Geld.

Es verhindert unnötige Arztbesuche und Behandlungen.

Bildquellen:
  • hzv-vertrag: Peter Wilhelm ki


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Lesezeit ca.: 14 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 3. Juli 2024

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