Sicher habt Ihr alle schon mal von dem visionären Lieferkettengesetz gehört, oder?
Es soll sicherstellen, dass Waren, oder Komponenten, die von EU-Ländern importiert, dort weiterverarbeitet und/oder weiterverkauft werden, auch gefälligst nach EU-Standards produziert wurden. Zu diesen knallharten Maßstäben zählen selbstredend der Umwelt- und der Artenschutz, also der Erhalt der Biodiversität, die Arbeitnehmerrechte, die Nachhaltigkeit, die Schonung von Ressourcen, die Rechte von queeren Menschinnen und Menschen, verschiedene Fußabdrücke, und, und, und.
An und für sich, eine glasklare Ansage mit einer glasklaren Message, oder? Die EU rettet den Planeten mal eben im Alleingang und zeigt den Umweltsäuen und Despoten, den Ausbeutern und Sklavenhaltern auf dem gesamten Globus rigoros, wo der Bartel den Bio-Most holt. Ich korrigiere: Wo der Bartel den Bio-Most zu holen hat! Nämlich bei uns in der EU. Basta!
Genauer betrachtet, ist diese wunderbar woke Utopie allerdings ein Rohrkrepierer erster Güte. Mag zwar sein, dass besagtes Lieferkettengesetz, von emeritierten Alt-Önologen auf handgeschöpftem Recycling-Papier in Jena gedruckt wurde. Allerdings stammt die nachhaltige, rechtsdrehende Hanf-Zellulose nicht von Cem Özdemirs Balkon, sondern aus Wolkenkuckucksheim, und deshalb wanderte die Kladde, nach der zehnten homöopathischen Potenzierung, mutmaßlich auf Druck der Wirtschaft, auch direkt im Aktenvernichter.
Ich bezweifle, dass sich einer der kopfgebärenden Birkenstock-Philanthropen (m, w, d) in Berlin, Straßburg, Brüssel, oder anderswo, schon einmal einen selbigen darüber gemacht hat, woher beispielsweise die ganzen Innereien seines Notebooks stammen, oder unter welchen Standards sie produziert wurden, in das er, bei GEPA-Fair-Trade-Kaffee mit Bio-Hafermilch und naturbelassenem Genossenschafts-Rohrzucker aus Kuba, seine phantastischen Tagträumereien aus Lummerland hineinhämmert. Oder, wie sich besagtes Lieferkettengesetz auf das neue, grüne Kalb namens E-Mobilität auswirken könnte, nachdem das alte, goldene Kalb namens Globalisierung, einen Bio-Erdbeerjoghurt nachhaltig in einen rastlosen Weltenbummler transformierte, der nach eine Odyssee von 20.000 Meilen, letztendlich für 33 Cent pro Becher beim Discounter im Kühlregal landet …mit der entsprechenden App sogar für unschlagbare 23 Cent.
Man muss allerdings konstatieren, dass das Lieferkettengesetz auf dem Gebiet der E-Mobilität immerhin erste Erfolge verzeichnen kann: Die Glencore PLC im pittoresken 25.000 Seelen-Ort Baar, im pittoresken Schweizer Kanton Zug, die weltweit größte Unternehmensgruppe im Rohstoffhandel und Bergwerksbetrieb, wird auf Anfrage bestätigen, dass die Kinderbergleute in der Demokratischen Republik Kongo … Das war jetzt keineswegs ein zynischer Euphemismus meinerseits. Das zentralafrikanische Land, das von dem Despoten Félix Tshisekedi seit 2019 mit eiserner Hand regiert wird, heiß tatsächlich so!
Wo war ich stehengeblieben? Richtig: Die Glencore PLC wird auf Anfrage bestätigen, dass die Kinderbergleute in der Demokratischen Republik Kongo, das für unsere E-Mobilität unverzichtbare Kobalt, mit bloßen Händen und Esslöffeln aus dem Boden kratzen, und dass sie somit vor billigen Handschuhen aus China, die eventuell mit gesundheitsschädlichen Fungiziden belastet sein könnten, nachhaltig geschützt sind. Deshalb müssen sich die stolzen Besitzerinnen und Besitzer eines Audi Q8 e-tron 55 Quattro, die mit dem 3-Tonnen-Panzer die deutsche Umwelt im Alleingang retten, auch keine Sorgen machen.
Szenenwechsel: Ein hypothetisches Containerschiff im Mehrheitsbesitz eines US-amerikanischen Venture-Capital-Fonds, an dem die Allianz, die Deutsche Bank und die HSBC, Anteile jeweils ohne Sperrminorität halten, gebaut mit indischem Stahl auf der südkoreanischen Hyundai-Werft, unter der Aufsicht des TÜV-Rheinland, pendelt unter liberianischer Flagge, mit einem belarussischen Kapitän und Matrosen von den Philippinen, zwischen Schanghai und Rotterdam. Dieser Ozeanriese transportiert in 15.000 ISO-Containern aus vietnamesischer Manufaktur, Waren aus einem Uiguren-Umerziehungslager in Xinjiang, nach Israel, die dort von ägyptischen Tagelöhnern mit einem jordanischen Werkvertrag, für den Export in die EU gelabelt und umverpackt werden. Soweit noch alles klar?
Dieses fiktive Containerschiff wird nun in internationalen Gewässern, 100 Seemeilen vor der Einfahrt in den Suezkanal, von jemenitischen Huthi-Rebellen mit Raketen und Drohnen aus dem Iran attackiert, die wiederum mit Komponenten aus Nordkorea, Deutschland, der Schweiz und Taiwan produziert werden. Um dieser verschachtelten Diversität noch die Krone, oder so ähnlich, halten BlackRock, die UBS, Goldman Sachs, die Deutsche Bank, JPMorgan Chase & Co und die HSBC, erkleckliche Anteile an sämtliche Unternehmen dieser phantastischen Lieferkette.
Nur gut, dass die woke Kladde mit dem knallharten Lieferkettengesetz, nach der zehnten homöopathischen Potenzierung, mutmaßlich auf Druck der Wirtschaft, direkt im Schredder gelandet ist. Aber das sagte ich ja bereits. Aus dieser schrägen Nummer mit dem Ozeanriesen, kämen Annalena Baerbock, Robert Habeck, Volker Wissing, und, und, und, nämlich nie mehr raus.
Noch abgefahrener in Sachen Lieferkette, ist allerdings die Kernkraft in der EU die, mutmaßlich ebenfalls auf Druck aus der Wirtschaft, als nachhaltig erklärt wurde. Nun können sich die stolzen Besitzerinnen und Besitzer eines Audi Q8 e-tron 55 Quattro, bei einem gut gekühlten Fläschchen 2019er Rosé Prosecco DOC Millesimato von Villa Sandi, an einem bemerkenswerten Oxymoron erfreuen, wenn sie ihren 3-Tonnen-Panzer an die Wallbox ihrer smarten Niedrigenergie-Wochenendvilla am Chiemsee stöpseln.
Sicher erinnert Ihr Euch noch an seine bajuwarisch königliche Hoheit, Markus Thomas Theodor Söder I., wie er am 15. April 2023, bei der tragischen Abschaltung von Isar II, dem letzten Kernkraftwerk auf deutschem Boden, komplett die Contenance verlor und Rotz und Weißbier heulte.
Nun, diese mediale Schmach sei ihm verziehen. Schließlich hatte er es über Dekaden erfolgreich unterlassen, sich die komplette Lieferkette von der Uranerzgewinnung im Niger, über die Yellowcakes, die Herstellung der Brennstäbe und die abertausende Kilometer an Transportwegen bis zur Anlieferung der fertigen Brennelemente in ein faktisch CO2-freies, bayrischen Kernkraftwerk mit unschlagbar billigem, sauberem Atomstrom, zu betrachten.
Da ist nämlich nix mit Umwelt- und Artenschutz, also dem Erhalt der Biodiversität, mit den Arbeitnehmerrechte, der Nachhaltigkeit, der Schonung von Ressourcen, den Rechten von queeren Menschinnen und Menschen und den verschiedenen Fußabdrücken gemäß dem Lieferkettengesetz aus Wolkenkuckucksheim. Böse Zungen behaupten, es sollen angeblich sogar Kriege um die Uranerzlagerstätten geführt werden. Kann man sich gar nicht vorstellen, oder?
Hätten die devoten Hofschranzen um den Leiter der bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann, seine bajuwarisch königliche Hoheit, Markus Thomas Theodor Söder I, von Gottes Gnaden, rechtzeitig, also vor dem 15. April 2023, über die komplette Uran-Lieferkette informiert, hätte er vermutlich weder Rotz und Weißbier geheult, noch Bäume umarmt, sondern in einem Tobsuchtsanfall vermutlich welche aufgegessen.
Vielleicht hätte er sogar seinem großen Vorbild, Ludwig II. Otto Friedrich Wilhelm von Bayern, nachgeeifert und ein letales Bad im Starnberger See genommen. Und das kann ja nun wirklich niemand wollen. Lieferkettengesetz hin, oder her.
Öhm …ausser vielleicht Hubert Aiwanger. Sorry, ich meinte natürlich dessen Bruder.
- Audi_Q8_e-tron_Sportback_1X7A7094: KI generiert Peter Wilhelm
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