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ServiceWüste

Fremdkörper in Cucina Armoniche Nudeln von ALDI Süd -4-

Nachdem gestern Mittag die zuständige Lebensmittelkontrolle des Veterinäramtes das fragliche corpus delicti hier bei mir beschlagnahmt hat, wurden auch die restlichen Nudeln in der Filiale (den Filialen?) und der ALDI-Bezirkszentrale beschlagnahmt. Das hat heute Morgen eine Mitarbeiterin der Firma ALDI bestätigt.

Aufgrund der Größe und Beschaffenheit des Fundgegenstands ist eine Gefahr für die Gesundheit nämlich nicht auszuschließen. Zum einen ist der Gegenstand recht groß, aber auch wiederum nicht so groß, daß er zwischen den ebenfalls dicken, runden Nudeln nicht übersehen werden könnte.
Besonders ältere Leute, die nicht mehr gut sehen oder Personen, die große Gabeln voll zu essen pflegen, könnten das Ding eventuell in den Hals bekommen oder vielleicht sogar versehentlich verschlucken. Außerdem könnte man sich daran unter Umständen Zähne, Zunge und Mund verletzen.
Überdies ist der Gegenstand, wie man auf den Fotos sehen kann, spitz und auch etwas scharfkantig.

Desweiteren wird das Teil, das eventuell lackierter Putz oder Teil einer dicken Beschichtung sein könnte, ja kaum bei ALDI oder bei der Importfirma „Glaseritalia“ in die Ware gelangt sein, sondern dürfte direkt in Italien in den Beutel gelangt sein.
Und wer weiß schon, mit was in einer italienischen Nudelfabrik Putz und Beschichtungen behandelt und desinfiziert werden? Es besteht damit durchaus auch die Möglichkeit, daß der Gegenstand toxikologisch bedenklich ist.

Die Firma ALDI teilte mir heute am Telefon mit, daß im Büro der Filiale eine kleine Wiedergutmachung für mich bereit liegen würde. Mal sehen, was das ist, ich werde berichten.
Auch die Firma Glaseritalia hat mir ein kopfstehendes PDF geschickt. Darin kommt zunächst ein Satz, in dem man betont, daß man meine Wahrnehmung nicht in Frage stellt…
Ja sicher doch! Das wäre ja auch noch schöner. Wenn man so eine Nummer türken wollte, dann würde man eine Maus im Hamburger bei McDonalds finden oder so etwas, aber kein Scherbe vom Putz in einer importierten Nudelpackung einer auf dem breiten Markt völlig unbekannten Lebensmittelimportfirma.
Der Betrieb in Italien sei überdies zertifiziert, teil mir Glaseritalia mit.
Hm, schön für den Betrieb.
Aber in einem solchen Fall helfen Zertifizierungen überhaupt nichts.
Eine solche Zertifizierung erhält man, weil man bestimmte Vorgaben einer ISO-Norm einzuhalten bereit ist. Dazu kommt ein Qualitätsauditor in die Firma, checkt, prüft und testet alles und erteilt dann, nachdem die entsprechenden Vorgaben umgesetzt worden sind, das bis dahin schon recht teure Zertifizierungspapier. Das ist natürlich in Wirklichkeit alles noch komplizierter, aber so auf die Schnelle schon mal ganz gut erklärt. Nun wird regelmäßig, manchmal sogar unangekündigt, die Einhaltung der ehemals geschaffenen Bedingungen überprüft. Die Standards der ISO-Norm (in diesem Fall ist es eine IFS high level Zertifizierung) sollen ja über die Zeit auch Bestand haben.
Solche Zertifizierungen haben insbesondere auch den Sinn, daß Importeure guten Gewissens bei ausländischen Produzenten einkaufen können, denn als Beweis für die Einhaltung eines bestimmten Qualitätsstandards taugen solche Zertifizierungen allemal.

Jedoch gibt es hier zwei Dinge zu berücksichtigen. Einmal weiß man nicht, was zwischen den Kontrollterminen passiert, je weiter weg das Land, umso größer die Qualitätsschwankungen.
Firmen, die in Asien produzieren lassen, können da ein Lied von singen: Immer wenn der deutsche Ingenieur vor Ort ist, läuft alles im grünen Bereich und kaum ist der wieder in der Heimat, wird kistenweise Ausschuß produziert.
Nun ist Italien nicht Asien und diese europäischen Zertifizierungen taugen meistens auch was.

Aber zum anderen ist es nunmal so, daß Putz, der von der Decke, der Wand oder einer Bottichbeschichtung abplatzt mit Sicherheit kaum Gegenstand irgendeiner Zertifizierung ist.
So etwas gehört in den Bereich eines Unfalls, eines sehr zufälligen Ereignisses und kann kaum verhindert werden.
Und wie will man hunderttausende von Nudelbeuteln wirksam kontrollieren, vor allem wenn der Gegenstand in Hinblick auf Größe und evtl. auch Materialdichte sich kaum vom eigentlichen Produkt, nämlich getrockneten Nudeln, unterscheidet?
Der Gegenstand ist nicht metallisch, würde also auch von Metallsensoren und Magneten nicht erfaßt werden.
Und hätte man ihn vor dem Kauf in der Packung sehen können, hätte ich die Packung ja gar nicht erst gekauft.
Der Hinweis auf die Zertifizierung bedeutet also in meinen Augen nicht mehr, als daß Glaseritalia einen ordentlichen Betrieb mit der Herstellung der Nudeln betraut hat.
Davon gehe ich bei Waren, die ALDI verkauft sowieso aus. ALDI hat so eine Marktmacht, die brauchen keine Billigklitschen mit Gefährdungspotential. Die diktieren einfach auch Markenherstellern den Preis. Da wird härter verhandelt, als man es sich vorstellen kann.

Natürlich möchte mich Glaseritalia auch von der Qualität ihrer Produkte überzeugen und läßt mir in den nächsten Tagen ein Musterpaket zukommen. Ich werde den Inhalt fotografieren.

Schön, ich freue mich natürlich über diese kleinen Aufmerksamkeiten und nehme sie gerne an, würde ja jeder tun. Aber darum geht es mir nicht. Ich bin kein notorischer Beschwerer und Reklamierer. Reklamieren liegt mir nämlich nicht, ich habe da so eine gewisse Neigung dazu, mich zu schämen, wenn mir was Unangenehmes widerfährt und man eigentlich reklamieren müßte.
Es gibt ja Leute, die müssen immer und sofort ihre Klappe aufreißen und richtig auf den Tisch hauen. Ich blogge lieber drüber, vielleicht lernt so der eine oder andere Verbraucher was über die Gastronomie, den Handel und die Servicewüste.

ServiceWüste

Mit der sogenannten Servicewüste ist gemeint, dass es weite Bereiche in Läden, bei Behörden und im Online-Handel gibt, wo sich Kunden nicht wohlfühlen oder schlecht behandelt werden.

In dieser Rubrik stellen wir entsprechende Beispiele vor.

Hier wird aber auch erwähnt, wenn Unternehmen in außerordentlicherweise KEINE SERVICEWÜSTE bieten.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 23. Januar 2013

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