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Es ist 5 vor 10

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Tatsächlich, liebe Frau Merkel, es ist 5 vor 10. Es ist eine 5 mit 10 Nullen hinten dran. 50 Milliarden, 50.000.000.000 Euro…
Das ist der Teil des Konjunkturpaketes über den heute gesprochen wird. Meine Güte, das ist eine Menge Geld und das ist längst noch nicht alles. Rechnet man den „Rettungsschirm“ für Banken und Automobilkonzerne hinzu, ja dann sind es sogar 130 Milliarden und vielleicht sogar noch viel, viel mehr.

Es gäbe ein ganz einfaches Mittel, um die Konjunktur anzukurbeln: Ein zeitweises Aussetzen der Umsatzsteuer, Punkt.
Müßten die Bürger keine Mehrwertsteuer mehr bezahlen, sänken die Preise schlagartig um fast 20 %, real dürfte wohl mit einem Preisrückgang von 13-15% zu rechnen sein. Schneller, einfacher und wirksamer kann man die lahmende Konjunktur, wenn man es denn wirklich wollte, gar nicht ankurbeln. Und es wäre auch noch sichergestellt, daß das warme Staatsgeschenk, auf welche Weise es auch immer gewährt wird, nicht von spar- und anlagegeilen Risikorentnern in den löchrigen Sparstrumpf irgendwelcher dubioser Banken auf den Cayman-Islands gestopft wird.

Natürlich ist meine Idee eine Schnapsidee, ist ja klar, denn sie ist einfach umzusetzen, schnell wirksam und käme dem Bürger direkt zugute. Sowas Einfaches kann nicht sein, darf nicht sein, denn dann bräuchte man ja keine Wirtschafts- und Konjunkturexperten mehr. Aber, liebe Frau Merkel, Ihr Konjunkturpaket ist in Wirklichkeit auch nicht besser. Es wird von vielen nur deshalb beklatscht, weil die Kuh so lange kreißte, um dieses magerfettige Kalb mit seinen zehn Nullen zu gebären. Wenn die Wehen nur lange genug andauern, dann wird der Pöbel auch dann Beifall klatschen, wenn statt der erhofften Königstochter nur ein müder Furz die Lendenpforte der Politik verlässt.

Es wird also Geld für die Automobilkonzerne geben, man wird die Totgeburt Gesundheitsfond jetzt schon mit niedrigeren Beiträgen ad absurdum führen und man gewährt uns bis zu 2.500 Euro Abwrackprämie für unsere alten Mühlen, wenn wir brav die Schlüsselindustrie bedienen und uns einen Neuwagen kaufen. Versüßt werden soll uns das mit einer an Lächerlichkeit grenzenden Steuersenkung.

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Frau Merkel, ich fahre so ein altes Auto, weil ich mir kein neues leisten kann und ich werde auch nicht urplötzlich morgens aufwachen und ob ihrer Abwrackprämie mein gutgepflegtes Vehikel in die Schrottpresse treten, nur weil ich 2.500 Euro dafür bekäme. Mir fehlen nicht 2,500 Euro um mir ein neues Auto kaufen zu können, sondern 25.000!

Auch mit der Beitragssenkung bei den Krankenkassenbeiträgen können Sie leider bei mir nicht punkten. Schön, wir haben ein paar Euro mehr im Geldbeutel, aber hilft denn das dem Gesundheitssystem? Das aus typisch deutschem Sozialneid geborene Schielen auf die Einkommen der Ärzte ist vorbei, mittlerweile nimmt mein Arzt Trinkgeld und hat ein Porzellansparschwein auf seinem Tisch stehen, die Kaffeekasse… Ich will meinen gutverdienenden Edelakademiker zurück haben, der mir Zeit und Aufmerksamkeit widmen konnte und mir das verschreiben konnte was ich brauche und nicht auf sein Budget schielen muß. Mir sind die 8 Minuten, die ein Arzt im Schnitt zeit für eine Beratung hat, zu kurz, so lange brauche ich ja schon, um das alles aufzuzählen, was mir weh tut,. ich bin schließlich fast 50!

Mir ist auch nicht damit geholfen, wenn Sie Geld in die Automobilindustrie pumpen. Sicher, die Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben, ja, ja…
Aber viel wichtiger wäre es, wenn die mal wieder einen Volkswagen produzieren würden, ein Auto ohne den ganzen störungsanfälligen elektronischen Scheiß, das man auch bezahlen kann, das umweltfreundlich ist und das mal haltbar ist. Stattdessen stehen Tausende unbezahlbarer Edelkleinwagen und Mittelklassekarren auf Halde.
So langsam fühle ich mich wirklich verarscht. Meinen Renault 19 habe ich immer gut gepflegt, vielleicht würde ich ihn heute noch fahren… Ich mußte ihn aber hergeben, weil es für seinen Turbo-Motor damals keinen KAT gab. Okay, also habe ich mir ein Auto mit KAT gekauft. Dann wurden uns Diesel-Fahrzeuge schmackhaft gemacht. Was hat man den Dieselfahrern nicht alles vorne und hinten an Zückerchen reingeblasen, ja und als ich dann einen Diesel-Wagen fuhr, da waren wir auf einmal die Umweltteufel der Nation. Wir sollten fast 1.500 Euro Steuern zahlen, bekamen meist keine Umweltplakette für die Feinstaubzonen und von einem nennenswerten Vorteil an der Zapfsäule konnte auch keine Rede mehr sein.
Also fahren wir jetzt einen Wagen, der irgendeine Euro-Norm erfüllt und so eine grüne Plakette bekommen hat. Ehrlich: Den gebe ich doch jetzt wegen Ihrer 2.500 Euro nicht her! Das was die deutschen Automobilbauer da bauen, das mag weltweit zwar federführend, bahnbrechend und von supertoller Qualität sein, aber es schlicht und ergreifend für die allermeisten Bürger gar nicht bezahlbar.

Nee, wenn ich so recht überlege, Frau Merkel, dann geben Sie mir doch die 50.000.000.000 einfach in bar, ich werfe mich auch bestimmt nicht vor einen Zug, wenn ich Milliardär bin!


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 13. Januar 2009 | Revision: 26. November 2012

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