Es gibt in einem größeren Umkreis von Rheda-Wiedenbrück eine seltsam hohe Anzahl von Wohngemeinschaften.
Diese bestehen zumeist aus osteuropäischen Männern mittleren Alters und überschaubarer Bildung, deren außerordentliche Sparsamkeit, sogar die distinguierte Zurückhaltung der Schwaben (vulgo: Geiz) auf die Plätze verweist. Sie leben nämlich in ihren gemeinschaftlichen, nur mit dem Allernötigsten ausgestatteten Unterkünften, überaus effizient.
Sie benutzen eine gemeinsame Küche und einen gemeinsamen Sanitärbereich mit noch ganz passablen Fliesen aus den seligen Zeiten des Wirtschaftswunders, deren in pittoreskem Schwarz gesprenkelte Ecken und Duschvorhänge, eine gewisse Bodenständigkeit bezeugen. Weiterhin beinhaltet ihr Appartement ein gemeinsames Schlafzimmer mit 4 zweckdienlich ausgestatteten Etagenbetten, also acht Schlafplätzen, verteilt auf einer Fläche von reichlich 16 m², zum Schnäppchenpreis von gerade Mal 40 €, pro Nacht, kalendertäglich. Ob deren Vermieter, in Anbetracht solchen Geschäftssinns, ebenfalls Osteuropäer ist, darüber schweigen die Mieter aus Gründen der gebotenen Diskretion. Wie dem auch sei: Da sie, außer um ein paar Stunden zu schlafen, ohnehin nie zu Hause sind, reichen 16 m² ja auch völlig aus.
Denn sie sind täglich mindestens 14 Stunden bei der Arbeit und geben dabei mächtig Gas, um ordentlich Akkordzulagen einzustreichen und damit die Höhe ihrer schmalen Lohntüten zu pimpen… und zu guter Letzt auch unseren Einkaufsgenuss. Denn sie zerlegen in rekordverdächtiger Geschwindigkeit ganze Schweinepopulationen in Blister-fähige Stücke, die dann in mannshohen Kühlschränken bei den Discountern akkurat präsentiert und unglaublich billig verkauft werden. Also die Blister, nicht die Kühlschränke.
Und da man aus Gründen eines schonenden Einsatzes von Ressourcen, des Boden- und Artenschutzes, der Biodiversität, eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Schöpfung, der Verantwortung gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern, des Kostendrucks im Markt, des vorgegebenen Verhältnisses von Materialeinsatz zum Cash-Flow… Ups, da hing wohl eine falsche Textzeile im Copy & Paste-Keller. Sorry.
Was ich eigentlich sagen wolle:
Das, was die osteuropäischen Akkord-Ausbeiner gerade noch so an den beinahe kahlen Schweineskeletten belassen, weil es zu klein ist für die Blister und zudem ziemlich scheiße aussieht, wird nicht etwa weggeworfen. Das kann aus der falschen Textzeile in besagtem Copy & Paste-Keller jeder schlussfolgern.
Die noch mit unansehnlichen Resten von Sehnen, Fettanhaftungen und anderem, pathologisch uninteressantem Schmodder, verunzierten Knochen, landen nämlich in einem technischen raffinierten Wunderwerk namens Separator und sind nach diesem Arbeitsschritt so makellos sauber, da ziehen sogar die dressierten Maden in der Pathologie von Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Börne, respektvoll den Hut.
Die befremdliche Masse, die letztendlich aus dem Separator quillt, erfährt nun mit Collagen und einer ordentlichen Menge an Chemikalien eine wundersame Wandlung: Sie wird zu Fleisch! Ein komplett durchchoreographierter, kostenoptimierter Prozess, dessen Magie selbst gestandenen Szene-Größen wie David Copperfield, oder Hans Klok, Bewunderung abnötigt.
Wobei der Begriff „Fleisch“ ist…nun ja… in diesem Zusammenhang wohl eher ein PR-Euphemismus der Hersteller, bei denen die osteuropäischen WG-Bewohner arbeiten. Denn unter Fleisch versteht man landläufig Weichteile, die bereits in Gänze vorhanden sind und von jenen wieselflinken Akkordausbeinern in Blister-fähige Stücke geschnitten werden. Aber das sagte ich ja bereits.
Deshalb bezeichnet man die mirakulöse Kreation aus nicht blister-fähigen Stücken, Separatoren-Mousse, Collagen und einer ordentlichen Menge an Chemikalien, auch als Formfleisch, das, wie der Name schon sagt, in stets gleicher Form und Größe geformt, beispielsweise als wunderschöne, reichlich panierte, kinderaffine Schnitzel, feilgeboten wird. Dieses Ressourcen-schonende Verfahren funktioniert übrigens in ähnlicher Art und Weise auch bei Fisch, oder bei Federvieh. Nur dass die apart geformten und panierten Formfleischstücke aus Hühnerfragmenten, nicht bei den Discountern als als Kinderschnitzel, reichlich paniert, landen, sondern hauptsächlich in den etwas anderen Restaurants der Fast-Food-Ketten und dort als leckere Chicken-Nuggets angepriesen werden.
Bevor ich es vergesse: Die Knochen der verschwundenen Schweinepopulation werden nicht etwa weggeworfen, wie jeder ebenfalls anhand der falschen Textzeile in besagtem Copy & Paste-Keller schlussfolgern kann. Sie werden in weiteren wundersamen Prozessen zu einem universell verwendbaren Glibber (vulgo: Gelatine) verarbeitet, der dann wiederum, in vielen weiteren Produkten Anwendung findet und somit auch die letzten Spuren des Sus Scrofa Domesticus verschwinden lassen und nicht einmal von Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Börne und seiner Kollegin, Silke Haller, alias Alberich, nachgewiesen werden könnten. Deshalb genießen zuweilen auch Vegetarier, Veganer, ja sogar Muslime, die Segnungen der High-Tech Lebensmittelindustrie, in gefüllten Berlinern, Pfefferminztalern, Joghurt, Fruchttorten, Gummibärchen, Schokoküssen, Wein, Salatdressings, Frischkäse, Cerealien, und, und, und.
So Leute, und wem das noch nicht eklig genug ist, dem kann ich wärmsten die ZDF-Serie „Die Tricks der Lebensmittelindustrie“ empfehlen. Darin kreiert der gelernte Koch und Produktentwickler, der stets schelmisch grinsende Sebastian Lege, mit reichlich Schalk im Nacken und jeder Menge befremdlicher, aber ungemein prozess- und kostenoptimierender Zutaten, solch schmackhafte Dinge wie Fischstäbchen, Instant-Kartoffelbrei, Crème Brûlée, schwarze Oliven und jede Menge weitere industrielle Entgleisungen der Convenience Food Hersteller.
So Leute, und wem das jetzt immer noch nicht eklig genug ist, dem kann ich nur noch die Holzhammermethode empfehlen: Björn Höcke!
- Separator_ChickenMRM: Von Enricovdc - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69554854
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