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Eine Bude ist eine Bude, ist eine Bude

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Trinkhallen heißen im Ruhrgebiet Buden, sonstwo nennt man sie auch Kiosk und im Osten wohl eher Spätkauf. Leider sind die Büdchen vom Aussterben bedroht. Tankstellen-Shops machen ihnen zunehmend Konkurrenz.

Auch die Sprit-Konzerne haben nämlich erkannt, dass mit dem „nahezu Rund-um-die-Uhr-Verkauf“ von Süßigkeiten und Getränken sehr viel Geld zu machen ist.

Dabei beschränkt sich das Angebot einer typischen Bude nicht darauf. Zeitungen, Zeitschriften, alles von HARIBO und Langnese oder Schöller, Zigaretten und Limonaden sowie auf jeden Fall Bier, das gehört unabdingbar zum Warenbestand. Darüberhinaus gab es immer auch die fürs Ruhrgebiet typischen Soleier, Frikadellen, manchmal Brat- oder Knackwürste und natürlich unter der Theke Pornoheftchen.

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Eine gut sortierte Bude bot aber auch noch vieles nebenher, wie Batterien, Kondome, sogar Brennholz in kleinen Gebinden und manchmal sogar Damenstrümpfe, Klebstoff und eine kleine Auswahl an Schreibwaren und Spielzeug. Eier, Butter und andere kleinere Lebensmittel gehörten auch oft zum Angebot.

Bei uns hinterm Friedhof gab es eine Bude, die in einem Wohnhaus gelegen war. Der Besitzer lebte in der angrenzenden Wohnung, wo immer der Fernseher lief und aus der es immer nach Sauerkraut roch. Tauchte vor dem kleinen Schiebefenster ein Kunde auf, dauerte es immer, bis er sich erbarmte, einen zu bedienen.
Normalerweise sind die Budenbesitzer sehr freundlich und wenn das nicht der Fall ist, so doch zumindest ruhrgebiets-herzlich. Der nicht!
Dieser Mann machte immer den Eindruck, als ob man ihn bei etwas viel Wichtigerem stört, schaute einen meistens gar nicht an und er musste auch nicht reden. Lediglich die Summe, die er haben wollte, kam über seine Lippen. Kein „Guten Morgen“, kein „Auf Wiedersehen“, nicht einmal ein „Tschüß!“.
Der Verkaufsakt wurde durch das recht lautstarke Zuschieben des Verkaufsfensters beendet.

Trotzdem gingen wir alle da hin.
Der Betreiber war nämlich der Erste, der erkannt hatte, dass es nicht nur um den Verkauf von Erfrischungen und Zigaretten geht, sondern dass man auch mit allem, was die Leute beim Einkaufen vergessen haben oder was am Wochenende oder abends dringend benötigt wurde, viel Geld machen kann.
Ein kleines Bündelchen Brennholz, damals im Ruhrgebiet unerlässlich, um einen Kohleofen in Gang zu setzen, kostete normalerweise so gut wie nichts. Für ein paar Mark haute dir der Kohlenhändler den Keller voll mit Scheiten.
An der Bude kosteten zehn kleine Brennholzscheite, mit Draht gebündelt, knapp 3 D-Mark. Damals viel Geld! Aber wenn der Ofen aus ist und du frierst, zahlst du das gerne und bist auch noch froh, dass du das überhaupt abends um 20 Uhr oder sonntags noch irgendwo bekommen kannst.

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Die Bude gibt es immer noch. Heute hat sie einen freundlichen, türkischen Betreiber.

Im Laufe der Zeit hatte dieser Budenverkäufer sein Sortiment klug erweitert. Das, wonach die Kunden immer mal wieder fragten, bot er kurze Zeit später an.

Freundlichkeit hatte er gar nicht nötig. Gerade Kinder, die im Handel sowieso früher wie lästiges Ungeziefer behandelt wurden, fertigte er ab, als würde ein Kerkermeister einem Häftling vergorene Bohnenpampe in den Fressnapf kloppen.
Sein Essen kauend, den Blick über die Schulter auf den Fernseher im hintenliegenden Wohnraum gerichtet, kam nicht mehr als ein Brummen über seine Lippen, was soviel hieß wie: „Was darf’s denn bitteschön sein?“
Kinder kauften damals oft HARIBO-Artikel einzeln. Nein, keine ganzen Tüten, sondern drei Cola-Fläschchen, zwei Lakritzschnecken und zwölf Gummibärchen. Das entnahm der Kioskbesitzer mit einer Zange aus hübsch aufgereihten Gläsern oder Plastikdosen und tat es dann in eine kleine Papiertüte. Fünf bis zwanzig Pfennig kostete ein einzelnes Teil. Natürlich verkaufte er diese Sachen überteuert, das ist schließlich Kaufmannsprinzip: günstiger einkaufen, als man es verkauft, aber einen Riesengewinn konnte er mit diesen Kleinverkäufen im Einzelfall nicht machen. Aber die Menge macht’s!

Bald schon stand ein dicker Mercedes vor dem Haus, später folgte ein riesiger Wohnwagen und noch später sogar eine ansehnliche Segelyacht auf einem Bootsanhänger. Man konnte sehen, wie es dem Büdchenbesitzer zunehmend finanziell immer besser und besser ging.

Was sich bei dieser Bude nicht so etablieren konnte, war die Funktion als Treffpunkt.
Typisch für viele Buden, die sich ja vor allem dort ansiedelten, wo durstige Arbeiter nach der Schicht vorbei kamen, waren Männer, die dort standen, ein Bier aus der Flasche tranken und sich über die Neuigkeiten aus der BILD unterhielten.
An einigen Standorten war das gerne gesehen, dort wurden oft auch Stehtische oder sogar Bänke aufgestellt, an anderen Orten war das Trinken von Alkohol und der Verzehr von Speisen in Budennähe sogar verboten.
In manchen Städten fungieren Trinkhallen auch heute noch als sozialer Treffpunkt und nicht selten wird das auch zu einem Problem. Die Anwohner stören sich an den Alkoholkonsumenten, die mit zunehmendem Alkoholpegel immer lauter werden, und manchmal ist es auch ein Problem, dass Buden typischerweise keine sanitären Anlagen für die Kundschaft haben und diese dann irgendwo nebenan hinpinkelt.

Aber eigentlich wollte ich Euch mein kleines Büdchen zeigen:

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Richtig Leben kommt natürlich immer erst in die Bude, wenn Kiosk-Besitzer Dieter Soleier und Frikadellen gemacht hat und auf seine ersten Kunden wartet. Gleich ist Schichtende auf Zollverein, dann geht es los.

Logischerweise steht die Bude unweit vom Tor der Zeche entfernt.
Ich habe sie selbst konstruiert. Um mir die Fertigkeiten für Blender und Fusion anzueignen, hat mir immer noch die Zeit gefehlt. Aber man kann ja im Slicer Formen wie Kubus, Kugel und Zylinder frei auf dem Druckbett platzieren und dann skalieren. Da hat man schnell ein paar Wände konstruiert.

Nicht vergessen, wie klein das Büdchen ist! Es ist nur knapp 2 cm hoch und die Schilder musste ich mit der Pinzette platzieren.

Aber ich finde, meine kleine Trinkhalle ist ganz gut geworden. Was meinst Du?

Bildquellen:
  • bude4: Peter Wilhelm
  • bude2: Peter Wilhelm
  • bude: Google Earth ©


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3D-Druck – Modellbau – Quadcopter – Hobby

In dieser Rubrik geht es um meine Hobbys und Bastelprojekte. Du findest hier Berichte über meine Projekte, Anleitungen, Fotos und Empfehlungen.

Meine Interessen sind vielfältig und die Schwerpunkte wechseln von Zeit zu Zeit. Auch die Themen Aquaristik und eventuell Fotografie finden hier ihr Zuhause.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 30. August 2024

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