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ServiceWüste

Die professionelle Zahnreinigung

An apple a day, keeps the doctor away, sagt der englische Volksmund und will damit ausdrücken, daß der Genuß nur eines Apfels am Tag so viele gesundheitliche Vorteile bringt, daß der Besuch beim Arzt unwahrscheinlicher wird.
Und tatsächlich, Äpfel enthalten viele Vitamine, Ballaststoffe und uns wurde als Kinder beigebracht, das Zerbeißen eines festen Apfels habe eine pflegende und reinigende Wirkung auf Zähne und Zahnfleisch.

Aber wahrscheinlich müßte man viel mehr als einen Apfel essen und sich sowieso grundlegend anders ernähren, wollte man halbwegs ohne weitere Zahnreinigungsmaßnahmen auskommen.
Ich persönlich putze meine Zähne zweimal täglich und ab und zu spüle ich noch mit einem Mundwasser. Letzteres übertreibe ich aber nicht, da ich die normale Mundflora nicht durch übertriebenen Einsatz antibakterieller Mittel zerstören will.

Die meisten meiner Zähne habe ich noch und auch die bei 70% der Bevölkerung verbreitete Parodontitis (Zahnfleischentzündung) hält sich bei mir in Grenzen.

Den halbwegs guten Zustand meines Gebisses führe ich auch auf die regelmäßigen Besuche beim Zahnarzt zurück.

Einmal jährlich hat man Anspruch auf eine Zahnreinigung mit Entfernung von Zahnstein als Kassenleistung.
Das habe ich immer machen lassen.

Nun komme ich vor zwei Jahren zum Zahnarzt und die freundliche Dame, die dort für das Entfernen des Zahnsteins zuständig ist, sabbelt mir während der Behandlung die Ohren voll. Ich müsse das unbedingt zweimal im Jahr machen lassen, ich habe da so eine Neigung zum Zahnstein.
Ich kann daraufhin nichts sagen, mir stecken ein medizinisches Gerät, mindestens drei Finger und ein Saugschlauch im Mund.

Einmal im Jahr, das sei auf keinen Fall genug, ich müsse mindestens zweimal im Jahr kommen, sagt die kittelbeschürzte Dame zum wiederholten Mal.
Nach der Behandlung gehe ich draußen an die Rezeption und wie durch Zauberhand weiß die Arzthelferin, die dort Dienst tut, schon von meinem Entschluß, von nun an zweimal jährlich zu einer professionellen Zahnreinigung für jeweils 90 Euro zu erscheinen.
Sie wußte das, ich wußte das noch nicht.

„Nunja“, schlage ich vor, „einmal im Jahr zahlt ja die Kasse, dann komme ich halt in Gottes Namen noch einmal zusätzlich auf eigene Kosten.“

Mit etwas angesäuertem Gesicht notiert sie das und fügt noch ein „Sie müssen es ja wissen“ hinzu.

Der nächste Termin ist ein halbes Jahr später und ich bekomme eine professionelle Zahnreinigung. Es ist wieder die Kittelschürzige, die das macht und sie macht eigentlich das, was sie bei der Zahnsteinentfernung auf Kassenkosten auch gemacht hat. Es dauert vielleicht ein paar Minuten länger und sie poliert meine Zähne auch etwas gründlicher, aber sonst bemerke ich keinen großen Unterschied.

Wieder vergeht ein halbes Jahr und dieses Mal ist wieder die Kassen-Zahnsteinentfernung dran.
Die Frau quatscht mir ein Ohr ab. Sie könne auf Kassenkosten nicht so gründlich reinigen, sie mache nur so das Oberflächliche weg, sie sei ja erschrocken über meinen Zahnstein und diese Kassen-Zahnsteinreinigung sei im Grunde gar nichts für mich, ich müsse unbedingt zweimal jährlich, besser dreimal eine professionelle Zahnreinigung für je 90 Euro machen lassen. „Sie wollen ja noch lange Spaß mit ihren Zähnen haben, oder?“

Nein, will ich nicht. Ich will keinen Spaß mit meinen Zähnen haben, nicht mit meinen Zähnen, nicht mit meinen Nägeln und nicht mit meinen Knochen.
Ich möchte, daß diese Sachen funktionieren und das tun, was sie tun sollen.

Und genau das erwarte ich eigentlich auch von so einer zahnärztlichen Putzkraft, daß sie das macht, was sie soll, nämlich Zähne reinigen und Zahnstein entfernen, und nicht unentwegt Verkaufsgespräche für kostenintensive Zusatzleistungen führen.


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In der „Servicewüste“ navigieren wir durch die oft trockenen Landschaften des Einzelhandels, der Behörden und des Online-Shoppings, wo Kunden sich vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlen. Diese Rubrik beleuchtet prägnante Beispiele solcher Erfahrungen. Doch es geht nicht nur um Kritik: Wir heben auch jene Oasen hervor, wo Unternehmen sich durch außergewöhnlich guten Service abheben und beweisen, dass eine „Servicewüste“ nicht die Norm sein muss.

Entdecken Sie mehr darüber, wie einige Marken es schaffen, in einer Welt voller Herausforderungen positiv aufzufallen.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 17. Juli 2015 | Peter Wilhelm 17. Juli 2015

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