Satire

Deutsche Wertarbeit – VW hat uns alle verarscht

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Der Skandal – Um was geht es eigentlich?

Der Volkswagen-Konzern hat Millionen Dieselfahrzeuge mit einer Software ausgestattet, die den jeweiligen Motor und die Abgasreinigungsanlage so steuert, daß im normalen Fahrbetrieb unerlaubt hohe Schadstoffmengen ausgestoßen werden. Auf den Prüfständen hingegen verhalten sich die Fahrzeuge „sauber“.

Die Entwickler bei VW standen vor dem Dilemma, günstige Autos entwickeln zu müssen, die trotz Verzicht auf eine Harnstoffbeimengung (Addblue) die strengen Vorschriften auch in den USA erfüllen. Das ging soweit, daß die Software der Fahrzeuge in der Lage war, einen Prüfstandzyklus zu erkennen. Merkte der Bordcomputer, daß sich ein Fahrzeug in einem Prüfzyklus befand, schaltete er in den Sauber-Modus. Der aber bedingte höheren Verbrauch und höheren Verschleiß.
Im normalen Fahrbetrieb hingegen stießen die Volkswagen Unmengen von Schadstoffen aus.

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Tipp: Rußpartikelfilter
Grundsätzlich ist es keine schlechte Idee, sein mit einem Rußpartikelfilter ausgestattetes Fahrzeug in regelmäßigen Abständen einmal richtig heißzufahren. Dabei werden die Abgasreinigungssysteme ordentlich durchgefegt.

Noch schlimmer, die Fahrzeuge starteten zunächst immer im Sauber-Modus, die Garagenwand der Besitzer sollte ja sauber bleiben. Erst im Fahrbetrieb, nach einigen gefahrenen Kilometern, ging das Auto in den Schmutzmodus über. Das brachte ein neues Problem mit sich: Während der Startphase wurde das Abgasreinigungssystem in besonderer Weise belastet. Denn zur wirkungsvollen Reinigung ist eine hohe Betriebstemperatur notwendig, die am Anfang einer Fahrt und oft im Stadtbetrieb gar nicht erreicht wird.

Die Folge: Die Rußpartikelfilter verstopften schneller, was hohe Kosten für Volkswagen und die Kunden bedeutete. Auch hier wußten die Ingenieure eine schmutzige Lösung. Man programmierte die Software so, daß sie die Lenkbewegungen auswerten konnte. Wurde das Lenkrad betätigt, was ja beim Fahren zwangsläufig der Fall ist, schaltete die Software die Abgasreinigung ganz ab. Die Rußpartikelfilter blieben sauber.

Was sind die Folgen des Abgasskandals?

Auf diese Weise konnte Volkswagen Millionen Fahrzeuge auf den Markt bringen, die vor der Hand als Saubermänner auftraten, in Wirklichkeit aber schmutzige Dreckschleudern waren. Ein Betrug an den Kunden, ein Betrug an der Belegschaft, ja, ich möchte sagen, ein Betrug am deutschen Volk.
Mit kaum einem Konzern identifiziert man die Begriffe deutsche Wertarbeit und deutsche Automobilindustrie so, wie mit dem Volkswagenkonzern.
Was hier an Imageschaden für uns alle verursacht worden ist, kann heute überhaupt noch nicht abgesehen werden.

heuchler

Matthias Wissmann war 1993 Bundesminister für Forschung und Technologie sowie von 1993 bis 1998 Bundesminister für Verkehr. Heute vertritt er die ganze Autoindustrie.

Da mag Matthias Wissmann, Chef des Verbandes der deutschen Automobilindustrie noch so viel in die Kamera schmunzeln, die deutschen Autos seien durchweg sauber, es handele sich um einen bedauerlichen Einzelfall und man dürfe nicht von einem Buhmann auf alle Hersteller schließen; es wirkt nicht nur geheuchelt, sondern es ist reine Heuchelei.

Fakt ist doch, daß Journalisten und dann die Behörden in den Vereinigten Staaten dem Betrug auf die Spur gekommen sind. Nur in Wolfsburg hat man den Knall zunächst gar nicht gehört. Gerne werden ja amerikanische Normen als übertrieben hingestellt und es wird so getan, als ob bei uns ja sowieso alles im Reinen wäre.
Fakt ist aber auch, daß es vielleicht ausgerechnet Wissmann war, der in seiner Zeit als Forschungsminister und vor allem als Verkehrsminister mit dafür gesorgt hat, daß die Rahmenbedingungen für die Autohersteller so sind, wie sie sind. Zumindest hat er meiner persönlichen Meinung nach nicht genug getan, um dem Wildwuchs Einhalt zu gebieten.

Aus Amerika drohen Milliardenforderungen. Über 37.500 $ soll Volkswagen für jedes einzelne manipulierte Auto bezahlen. So drohte es die US-Umweltbehörde den Wolfsburgern an. Und erst jetzt kam Bewegung in den beinahe größten Automobilbauer der Welt. Konzernchef Winterkorn mußte gehen, man zeigte etwas Zerknirschung und auch in der Ingenieursetage rollten Köpfe. Was aber kaum kommuniziert wird: Schon über 1.000 Leiharbeiter mußten gehen. Und ich prophezeie: Es werden noch viel mehr tausend VW-Mitarbeiter gehen müssen.

Die Message der Fernsehspots hätte einfach lauten müssen: Wir haben Scheiße gebaut, kommt nicht mehr vor!“

Denn auch wenn der Konzern jetzt die einzelnen amerikanischen VW-Besitzer abfindet und auf Wunsch sogar die Fahrzeuge zurücknehmen muss; ausgeblieben ist bislang die Entschuldigung. Volkswagen hätte sofort Roß und Reiter nennen müssen und in einer großangelegten Kampagne eine Wiedergutmachung für alle Betroffenen anbieten, sowie Besserung geloben müssen. Die Message der Fernsehspots hätte einfach lauten müssen: Wir haben Scheiße gebaut, kommt nicht mehr vor!“

Aber nein, da wird herumgedruckst, da schreibt man den deutschen VW-Besitzern läppische Briefe mit verlogenem Inhalt:

//dreibeinblog.de/so-laeuft-der-rueckruf-bei-vw-volkswagen-diesel-skandal/

Ich habe meinen VW-Passat Anfang des Jahres verkauft. Ich hätte ihn gut noch zehn Jahre gefahren, ganz bestimmt. Aber ich setze mich doch nicht der Gefahr aus, daß mein Auto nach einem Softwareupdate eventuell nicht mehr die volle Leistung bringt oder wesentlich mehr Kraftstoff verbraucht. Genau das nämlich ist amerikanischen Kunden nach einem Softwareupdate passiert.

Wer trägt die Schuld am Abgasskandal?

Wer trägt die Schuld? Natürlich die Motoren- und Softwareentwickler bei Volkswagen. Schuld ist auch der Aufsichtsrat, denn er soll beaufsichtigen und genau das hat er nicht getan. Einen alten Herrn, wie Martin Winterkorn, der von Software nichts versteht und lieber mit einer Nagelfeile am Lack der Autos kratzt, um sich mit Materialbeschaffenheit auseinanderzusetzen, nun aus dem Konzern zu kegeln, das war richtig. Denn der Fisch stinkt vom Kopfe und es ist immer oben der Kopf der Köpfe, der rollen muss.

Aber Schuld trägt auch unsere, von Lobbyisten durchseuchte Regierung. Wieder einmal hat man den Bock zum Gärtner gemacht und mit Matthias Wissmann genau den Mann von der Schaltzentrale der Macht, dem Kabinett in Berlin, zum obersten Vertreter der Autoindustrie gemacht. Deutlicher kann man die fatale Verflechtung von Autoindustrie und Machtpolitik doch gar nicht demonstrieren.

Die Lebensmittelhersteller müssen nur das eben Notwendigste auf ihre Packungen schreiben und die Automobilhersteller bekommen das Tor zur Volksverarschung sperrangelweit aufgestellt.

Immer noch sitzen in den Gremien und den Ministerien Leute, die Wissmann vor Jahren noch „befehligt“ hat. Mit ihm prügeln über 5.000 Lobbyisten der energieerzeugenden Industrie, der Lebensmittelindustrie und der Automobilindustrie auf unsere 630 Abgeordneten ein. Sie tun dies mit Prosecco, Kaviar und ganz bestimmt auch mit viel Geld. Durch diese Argumentationshilfen kommt es zu Zuständen, die jeder Beschreibung spotten.

Die Lösung? Gibt es eine?

Dabei scheint doch die Lösung so einfach, daß es fast schon banal klingt:

  • Die Regierung macht konkrete Schadstoffvorgaben.
  • Die Hersteller bauen Autos, die diese einhalten.
  • Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) nimmt einen Musterwagen ab und erteilt die Zulassung.
  • Direkt danach werden stichprobenartig Fahrzeuge dieses Typs vom KBA angekauft und unter realen Bedingungen getestet.
  • Erfüllen die Fahrzeuge die Normen dann nicht, dann werden sie nachgebessert oder stillgelegt, Punkt.

Das würde uns auch mal, so nebenbei bemerkt, glaubhafte Verbrauchszahlen bescheren. Denn, daß ein Auto nur 4,3 Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen soll, das glaubt doch sowieso kein Mensch. Im Realbetrieb sind es 6 Liter oder 6,9 Liter. Das weiß der deutsche Autofahrer, das nimmt er einfach hin, weil Rebellion dem Deutschen aberzogen wurde und das bestärkt die Hersteller darin, uns noch mehr zu bescheißen.

Fahrzeuge unter Idealbedingungen auf Rollenprüfständen sparsam und sauber dastehen zu lassen, das können unsere Autohersteller ganz offensichtlich.
So kommen Sie zu Verbrauchs- und Abgaswerten, die schön klingen, aber im Regelbetrieb nicht erfüllbar sind.
Aber wir Kunden, wir benutzen unsere Autos nunmal im Normalbetrieb und nicht auf dem Rollenprüfstand.

Aber bitte lasst doch diese Augenwischerei und den permanenten Kundenbetrug weg!

Der Witz: Die deutschen Ingenieure zählen ja nicht umsonst zu den besten der Welt. Und nicht ohne Grund kauft die ganze Welt bei uns Maschinen und Industrieanlagen, denn deutsche Wertarbeit und Qualität ist international anerkannt. Noch!
Es ist sicher, daß unsere Autokonzerne anständige, saubere und verbrauchsarme Autos produzieren kann. Man muß eben nur zugeben, was ein Auto wirklich verbraucht und wieviel Abgase es tatsächlich produziert. Die Vorgaben der Regierung können sich doch nur am Machbaren orientieren. Ziele für die Zukunft darf man setzen und die Industrie kann daraufhin arbeiten.

Aber bitte lasst doch diese Augenwischerei und den permanenten Kundenbetrug weg!

Wenn ein Autohersteller anpreist, dass ein bestimmtes Fahrzeug 6 Liter Sprit auf 100 km verbraucht oder soundsoviel Partikel ausstößt, dann muß dieser Wert auf der Straße unter ganz reellen Bedingungen ermittelt worden sein. Denn so verwenden wir die Autos.
Und stimmen die Werte dann nicht, und man muß an der Zapfsäule 9 Liter pro 100 km tanken oder das Auto erzeugt wesentlich mehr Schadstoffe, ja dann muss der Hersteller so in die Zange genommen werden, daß ihm die Ohren bluten!

Schlußgedanken

Und noch so ein Gedanke: Autos kosten ein Vermögen. Sie kosten so viel, weil der Kunde immer mehr elektronische Spielereien, Fahrerassistenzsysteme und Bordcomputer-Lösungen verlangt. Dabei stöhnen im übrigen die gleichen Verbraucher, weil ihre Autos nicht mehr so ohne weiteres mit einem 10er-Schlüssel repariert werden können. Die Autos kosten aber auch so viel, weil sie mit moderner Technik gute Verbrauchs- und Abgaswerte erzielen.

Für dieses viele Geld darf man dann aber auch nicht nur Komfort verlangen, sondern muß konsequent auch einen niedrigen Verbrauch und anständiges Abgasverhalten einfordern. Die Schuld liegt also auch beim Verbraucher. Denn wer ehrlich ist, dem sind die Abgaswerte doch eigentlich egal. Sieht man nicht, merkt man nicht, scheiß drauf!

Letztenendes ist es so: Wir werden verarscht, wo es nur geht. Die Regierung öffnet der Verarschung auch noch Tür und Tor. Und wir? Wir lassen uns mit einer solchen Bereitwilligkeit verarschen, daß wir es eigentlich gar nicht anders verdient haben.

Bild: Matthias Wissemann von RudolfSimon – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27442729

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    Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

    Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

    Lesezeit ca.: 11 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 30. April 2016 | Revision: 3. Februar 2020

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