Einer meiner absoluten Lieblingsfilme ist „Ein Goldfisch an der Leine“. In dieser amerikanischen Filmkomödie spielt Rock Hudson einen Angelspezialisten, der in Wirklichkeit keine Ahnung vom Angeln hat. Ausgerechnet er wird von seinem Boss zu einem großen Angelwettbewerb geschickt.
Situationskomik, etwas Slapstick und viel Wortwitz bringen mich immer wieder zum Lachen. Wie der deutsche Filmverleih auf den Titel gekommen ist, weiß der Henker, der Originaltitel lautet „Man’s Favorite Sport?“, was soviel heißt wie „Lieblingssport des Mannes?“.
Vermutlich klingt „Goldfisch“ lustiger, obwohl kein Goldfisch vorkommt.
Es ist Spargelzeit!
Und was hat Spargel jetzt mit Goldfischen zu tun?
Die Allerliebste und ich sind uns uneinig darüber, welche Tiere besonders dumm sein könnten. In einer der vielen Zoosendungen hatte ein Tierpfleger neulich die Giraffe als ziemlich doof geschildert. Ich persönlich finde Goldfische ziemlich doof und könnte mir auch vorstellen, so manches Huhn dazuzuzählen. Die Allerliebste meint, die Strauße seien im Tierreich der Gipfel der Dummheit.
Nun, ich habe seit 55 Jahren Aquarien und halte gerne Zierfische. Und wenn ich etwas Fischfutter auf die Wasseroberfläche streue, kommen die Fische, glotzen so doof, wie man nur glotzen kann, schwimmen dann alle auf die Stelle zu, an der die erste Flocke versinkt und glubschern dann Flocke für Flocke das Futter weg.
Genau so kommen mir die Redakteure und Moderatorinnen und Moderatoren von Magazinsendungen im Fernsehen vor. Wie die doofen Goldfische, so schwimmen sie auf bestimmte Themen zu und kauen sie fast schon mechanisch durch. Immer wieder, reflexartig und gefühlt auch, ohne großartig denken zu müssen.
Kaum ist es Oktober, wird Jahr für Jahr das Thema Friedhof und Bestattungen durchgekaut, kurz vor Weihnachten zeigt jede dieser Ratgeber-, Koch- und Bastelsendungen, wie Tannenbäume abgehackt, verkauft und in Netze gestopft werden. Und kommt Silvester näher, so muss zwangsläufig über doofe Menschen berichtet werden, die dicke Knaller beim Explodieren in der Hand behalten. Zu Karneval kommen dann die Tipps, wie man den Alkoholkater vermeidet und in der Fastenzeit werden irgendwelche Typen gezeigt, deren tollste Leistung darin besteht, ein paar Tage nicht zu saufen.
Diese Aufzählung lässt sich beliebig fortsetzen und die vielen Tipps zum korrekten Lüften einer Wohnung habe ich noch gar nicht erwähnt.
Es geht auch nicht darum, dass über diese Themen immer mal wieder was gemacht wird. Es wachsen ja jeden Tag neue Idioten nach, denen man das mit den Knallkörpern mal wieder erklären muss; und die Wokeness bringt es mit sich, dass gerade das Thema Karneval und Verkleiden zu einem wahren Minenfeld voller Fettnäpfchen geworden ist. Normalerweise verkleidet man sich ja so phantasievoll wie möglich, um mal ganz jemand anders zu sein und aus der eigenen Welt zu entfliehen. Mittlerweile darf man, folgte man den Gehirnwäschern, nichtmals mehr als Cowboy gehen, wenn man nicht nachweisen kann, aus einer seit Generationen mit dem Rindertreiben beschäftigten Familie zu stammen. Und selbst als Kuh darf man sich nicht verkleiden, weil Kühe a) nicht vegan genug sind und b) man das nur tun darf, wenn man ein vierzitziges Euter hat.
Jetzt haben wir Anfang April und da beginnt die Spargelsaison. Es sprießen also nach jahrelanger Vorarbeit der Landwirte nun Keime der Spargelpflanze aus langen angehäuften Erdreihen und müssen, bevor sie das Sonnenlicht erblicken, von Tausenden polnischen und rumänischen Hilfskräften ziemlich weit unten abgestochen werden.
Für die Fernsehsender bedeutet das, dass nun über die korrekte Zubereitung von Spargel, den richtigen Einkauf und den Unterschied zwischen weißem und grünem Spargel berichtet werden muss.
Wie gesagt, es geht nicht darum, dass berichtet wird. Es geht darum, mit welcher goldfischartiger Themenschnappung das Thema Spargel in sich ständig wiederholender Informationsgleichheit quer durch alle Sender und Sendungen geprügelt wird.
Manchen Moderatorinnen und Moderatoren merkt man es förmlich an, wie sehr sie dieses Thema, das sie seit Jahren immer wieder präsentieren müssen, zum Gähnen finden.
Gestern habe ich einmal so quer durch die Sender gezappt, auf der Suche nach irgendetwas Interessantem. Wenigstens fünfmal hüpfte mir das Thema Spargel entgegen. Und das war nicht alles, im Verlaufe des Tages bin ich tatsächlich noch über weitere 20 „Themenschwerpunkte Spargelzeit“ gestolpert.
Dabei geht es auch noch nicht einmal allein um die Häufigkeit. Das kann man ja noch irgendwie verstehen. Es geht auch um den Informationsgehalt. Da gab es einen längeren Beitrag, der als Quintessenz zu bieten hatte, dass frischer Spargel quietscht, wenn man zwei Stangen aneinanderreibt.
Und in einem anderen Beitrag wies der ins Studio eingeladene Koch darauf hin, dass man an den aufsteigenden Blasen erkennen kann, dass das Wasser kocht. Und Sprüche wie: „Beim Salz muss das jeder selbst wissen, der eine nimmt etwas mehr, der andere weniger“, erzeugen auch nur einen Würgereiz.
Ganz toll war auch der Hinweis: „Da Spargel etwas länger ist, muss man einen Topf nehmen, der entsprechend groß ist.“
Klasse war auch: „Den grünen Spargel erkennt auch der Laie an der Farbe.“
Und das war mein Spitzentipp von einem Spitzenkoch: „Je mehr die Hausfrau unten am Spargel abschneidet, umso kürzer werden die Stangen.“
Die Allerliebste fand aber diesen Satz noch besser: „Spargel wird weltweit gerne gegessen, nur dort, wo man ihn nicht kennt, ist das anders.“
- spargelzeit: Peter Wilhelm ki
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