Dieses Jahr im Mai wurde unser Onkel Heinz stolze 75 Jahre alt. Alle Verwandten, alle Freunde, die Nachbarn, seine ehemaligen Kollegen, der Vorstand von Grün-Weiß, der Direktor der Sparkasse, ja sogar der Bürgermeister höchstselbst, sparten nicht mit Lobeshymnen auf den alten Recken, der immer für ein Späßchen zu haben ist.
Der die Rosen in seinem Schrebergarten Jahr für Jahr zu prachtvoller Blüte bringt, und dessen leckerer, schwarzgebrannter Willy, die Freunde und Nachbarn Jahr für Jahr zum Schwelgen. Alles, alles Gute, Onkel Heinz, und dass es Dir noch lange gut gehen möge.
Übrigens gedenken wir heuer nicht nur unseres Onkels Heinz, sondern auch der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“, die genau heute vor 75 Jahren, also am 10. Dezember 1948, im Palais de Chaillot in Paris verkündet wurde. Die Intension dahinter war, nach zwei barbarischen Weltkriegen mit insgesamt rund 100 Millionen Toten, die Hoffnung auf und das Streben nach einem „Nie wieder“. Ist das eigentlich das gleiche „Nie wieder“, dass uns gerade angesichts der Kriege in der Ukraine und in Israel, in beinahe jeder Nachrichtensendung, in jeder Polit-Talkshow, in sämtlichen Kommentaren und in jeder geknödelten Ansprache von Frank-Walter Steinmeier auf die Glocke gehauen wird? Jedoch völlig folgenlos? Wie damals in Jugoslawien, im Irak und wie grundsätzlich, wenn es irgendwo knallt? Schon merkwürdig, oder? Vielleicht hat ja jemand auf dieses „Nie wieder“ das Markenrecht und verscherbelt Lizenzen wie geschnitten Brot. Wer weiß?
Bevor nun mülltrennende, waidwunde Lastenradfahrer:*Innen auf die abstruse Idee kommen, mir eine Art Schlussstrich-Mentalität á la Gauland, oder Höcke zu unterstellen, weil ich alle 100 Millionen Tote addiere, die Juden, die Sinti, die Roma, die Schwulen, die Kommunisten, die Sozialisten, Jehovas Zeugen…kurzum: Weil ich die Ermordeten des Holocaust nicht gesondert nach Ethnien, sexueller, religiöser, oder politischer Orientierung aufliste:
Leute, vielleicht solltet ihr einfach mal Eure Wokeness updaten und den Text der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ Wort für Wort durchlesen, bevor Ihr hyperventiliert und zur Beruhigung einen linksdrehenden Lavendel-Tee benötigt. Denn darin, also nicht in dem linksdrehenden Lavendel-Tee, sondern in besagter Erklärung, ist nämlich mit keiner einzigen Silbe die Rede von Ethnien, sexueller, religiöser, oder politischer Orientierung. Die allgemeinen Menschenrechte gelten schlichtweg für ALLE. Punk! Deshalb ja auch der Appendix „allgemein“. Kapiert?
Schon in der „Virginia Declaration of Rights” von Richard Mason aus dem Jahre 1776, steht geschrieben: „… dass alle Menschen gleich erschaffen wurden… mit unveräußerlichen Rechten begabt wurden, worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind.“ Auch in der etwas moderner formulierten Fassung namens „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“, findet man sinngemäß die Worte Masons wieder: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“
Wenn man allerdings mit „Nie wieder“, explizit nur einen Weltkrieg meint, den es gilt, mit allen Mitteln zu verhindern, sollte man sich vielleicht vor Augen führen, dass derzeit auf fünf Kontinenten weltweit gleichzeitig über 200 Kriege wüten, und dass man somit trefflich über die Definition eines „Welt-Krieges“ streiten kann, oder über den tieferen Sinn von dezidierten Leichen-Excel-Tabellen, preußisch korrekt getrennt nach Ethnien, sexuellen, religiösen, oder politischen Orientierungen. Ich frage mich übrigens gerade, ob man bei Krieg nicht auch den Hunger mit einrechnen sollte? Denn die unfassbare Abgebrühtheit, 800 Millionen Menschen einfach dem Hungertod zu überlassen, obwohl genügend Nahrung für alle vorhanden sein könnte, wenn man nur wollte, also wenn das nicht gegen den Geist der allgemeinen Menschenrechte verstößt…? Und komme mir jetzt ja keiner mit den alljährlich zur Weihnachtszeit ausgestrahlten Tränendrüsen der C-Promis! Die können sie meinetwegen im Dschungelcamp entleeren.
Stopp! Bevor ich mich noch mehr aufrege. Denn mir fällt nämlich gerade etwas extrem Wichtiges zum Runterkühlen ein: „Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ ist ja im Grunde genommen nur so ´ne Art Absichtserklärung. Also eines jener Konvolute, die ständig irgendwo unterzeichnet, danach frenetisch bejubelt und in einem Gläschen Prosecco ersäuft werden, um anschließend sofort in einer Schublade zu landen, oder gleich im Schredder. Denn falls Ihr es noch nicht wissen solltet: „Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ ist kein völkerrechtlich bindender Vertrag. Und selbst wenn dem so wäre: Sorry, aber ich kann bei 205 Kriegen, die momentan grassieren, oder bei 800 Millionen Menschen, die an Hunger leiden, weder der UNO, noch dem Völkerrecht etwas abgewinnen, geschweige denn „Der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“.
Deshalb ist mir anlässlich deren 75. Geburtstages auch nicht wirklich zum Feiern zumute. Ich denke, ich gehe lieber zu Onkel Heinz in den Schrebergarten und frage ihn, ob wir uns nicht mit seinem leckeren, schwarzgebrannten Willy mal ordentlich die Kante geben…einfach nur so.
Alles, alles Gute, Onkel Heinz und dass es Dir noch lange gut gehen möge.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden