Touristenfahrten auf Rennstrecken: Ein Abenteuer für Helden des Alltags. Viele Rennstrecken bieten sogenannte Touristenfahrten an. Hier darf jeder, der einen Führerschein besitzt und ein zugelassenes Fahrzeug sein Eigen nennt, einmal Rennfahrer spielen – oder sich zumindest einbilden, einer zu sein. Klingt nach Spaß? Das ist es für viele auch – bis der Spaß mit einem ohrenbetäubenden Knall endet und das Auto eher nach moderner Kunst als nach Fortbewegungsmittel aussieht.
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- Ein Spielfeld für Möchtegern-Rennfahrer
- Das Spektakel der Unfälle
- Kostenexplosion nach dem Unfall
- Gesundheitliche Folgen
- Die Versicherung zahlt? Von wegen!
- Keine Helme, kein Schutz – eine Einladung zur Katastrophe
- Teure Boliden sind nicht alles
- Die Physik schlägt gnadenlos zu
- Überschäumende Hormone
- Mitleid? Fehlanzeige
- Fazit: Spaß für die Vernünftigen, Chaos für die Restlichen
Ein Spielfeld für Möchtegern-Rennfahrer
Diese Veranstaltungen sind ausdrücklich keine Wettfahrten. Es geht nicht um Bestzeiten oder Pokale, sondern darum, die Strecke „einmal kennenzulernen“. Natürlich glauben viele Teilnehmer, dass sie die in ihnen schlummernde Formel-1-Legende zum Leben erwecken müssen. YouTube ist voll von Videos, die mit Titeln wie „Der dümmste Nürburgring-Unfall“ oder „Wenn Hobby-Rennfahrer auf Realität treffen“ einen ungeschönten Blick auf das Chaos werfen.
Besonders beliebt: Der übermütige Familienvater im Ford Focus mit Kindersitz auf der Rückbank, der glaubt, er könne einen Porsche GT3 in der Kurve ausbremsen. Die Realität? Ein Abflug in die Leitplanken, gefolgt von einem panischen Griff zum Smartphone, um die Versicherung anzurufen – die sich dann natürlich mit einem höflichen, aber bestimmten „Selber schuld!“ zurückmeldet.
Das Spektakel der Unfälle
Schäden an der Strecke, Leitplanken und die Kosten für Abschleppunternehmen sind nur der Anfang. Oft genug sehen die Beteiligten ihre Autos gar nicht mehr wieder – außer in gepresster Form als Würfel auf dem Schrottplatz. Und die Fahrzeuge, die für solche Touristenfahrten eingesetzt werden, sind teilweise so ungeeignet, dass man sich fragt, ob der TÜV bei der Zulassung ein Auge zugedrückt hat. Es ist doch herrlich anzusehen, wie ein Opel Corsa, Baujahr 1998, mit dröhnendem Auspuff und glänzenden Spoilern in die erste Kurve geht – und dann spektakulär ins Kiesbett rutscht, weil die Bremsen schon nach einer halben Runde schlappmachen.
Ich bin nicht schadenfroh, aber mir kommt immer wieder spontan die Frage in den Sinn: „Wie kann man so bescheuert sein?“
Kostenexplosion nach dem Unfall
Ein Unfall auf einer Rennstrecke kann schnell zu einem finanziellen Desaster werden. Die Rechnung umfasst oft:
- Abschlepp- und Bergungskosten, die nur durch die exklusiv beauftragten Dienstleister abgewickelt werden.
- Reparaturkosten für Streckeninstallationen, die oft fünfstellige Summen erreichen können.
- Personalkosten für Streckenposten und Arbeiter, die schnell ein paar hundert Euro ausmachen können.
- Eventuell beschädigte andere Fahrzeuge, die nicht selten sechsstellige Werte haben. Wer sich beim Überholen eines Ferraris vertut, hat im schlimmsten Fall ein Problem für den Rest seines Lebens.
- Schäden am eigenen Fahrzeug, die bis hin zum Totalverlust des Autos führen.
Da hilft es auch wenig, wenn der Fahrer behauptet, er habe „alles im Griff gehabt“. Die Realität ist: Viele dieser Helden des Alltags unterschätzen die Rennstreckenbedingungen und überschätzen ihre Fahrkünste.
Es hat Fahrer gegeben, die sich über Jahre und Jahrzehnte in Schulden gestürzt haben, nur weil sie beispielsweise auf dem Nürburgring einen Unfall gebaut haben. Nicht auszudenken, wie hoch die Kosten sein können, wenn man bei einem Unfall ein anderes Fahrzeug beschädigt. Schließlich sind auch extrem teure Boliden, beispielsweise Porsche mit einem Wert von über 100.000 Euro unterwegs.
Gesundheitliche Folgen
Viele der Unfälle haben auch gesundheitliche Folgen, bis hin zu schweren Verletzungen. Es sind auch schon Todesfälle vorgekommen1.
Was als harmlose Nackenschmerzen beginnt, kann sich zu einer Lähmung oder anderen Verletzung mit Folgen bis hin zur Berufs- und Arbeitsunfähigkeit auswachsen. An diese lebenslangen Folgen denken die meisten nicht.
Die Versicherung zahlt? Von wegen!
Die meisten Standard-Kfz-Versicherungen schließen Schäden auf Rennstrecken aus – und das zurecht. Warum sollte ein Versicherungsnehmer in Berlin oder Hamburg für die Eskapaden eines Adrenalinjunkies auf dem Hockenheimring mitbezahlen? Es ist doch absurd, dass die Versicherungen für einen unrealistischen Wahnsinnstrip mit 150 km/h in einer Kurve aufkommen sollen.
Einige Versicherungen stehen aber auch für so etwas ein. Dafür habe ich gar kein Verständnis, denn so zahlen letztlich wir alle für diesen Blödsinn mit.
Eine viel sinnvollere Lösung wäre eine separate Kurzzeitversicherung, die direkt vor Ort abgeschlossen werden muss. Diese könnte spezifisch für Touristenfahrten gelten, sodass nur diejenigen zahlen, die das Risiko eingehen möchten. Es wäre schlichtweg fairer.
Keine Helme, kein Schutz – eine Einladung zur Katastrophe
Ein weiteres Highlight: Die Teilnehmer sind nicht verpflichtet, Schutzkleidung oder Helme zu tragen. Es gibt keine Sicherheitsgurte, wie sie im Motorsport üblich sind, und die Fahrzeuge sind nicht für diese Belastungen ausgelegt. Während ein echter Rennwagen über hochentwickelte Sicherheitssysteme verfügt, rollt hier die alltägliche Familienkutsche in die Kurve – und das mit einem Satz Reifen, der schon die besten Jahre hinter sich hat.
Auf manchen Rennstrecken sind zusätzliche Sicherheitsausstattungen sogar untersagt, weil sie eben dazu verleiten, sich in Rennsituationen zu begeben und nicht nur eine touristische Fahrt als Erlebnis zu genießen.
Teure Boliden sind nicht alles
Schaut man die einschlägigen YouTube-Videos, sieht man, wie häufig auch teure Ferraris, superwertvolle Porsche und aufgemotzte Audis und BMWs zu Schrott gefahren werden. Nur, weil man sich ein extrem teures Fahrzeug mit gewissen Rennwageneigenschaften leisten kann, bedeutet das nicht, dass man dieses Fahrzeug auch unter den harten und anspruchsvollen Bedingungen einer echten Rennstrecke beherrschen kann.
Die Physik schlägt gnadenlos zu
Wer glaubt, dass ein herkömmliches Straßenfahrzeug den Bedingungen einer Rennstrecke gewachsen ist, wird eines Besseren belehrt – und zwar mit Nachdruck.
- Fliehkräfte in der Kurve: Eine Lektion in Physik, die viele Hobby-Rennfahrer teuer bezahlen.
- Überhitzte Bremsen: Familienautos sind nicht dafür gebaut, von 200 km/h auf null herunterzubremsen – und das mehrfach.
- Fahrwerksprobleme: Ein herkömmlicher Kleinwagen, beladen mit vier Mitfahrern, stößt schnell an seine Grenzen.
Überschäumende Hormone
Immer wieder sieht man auch zum Teil betrunken wirkende Beifahrer, die sich aus den Fahrzeugen lehnen, aus dem Schiebedach herausragen oder aus den Fenstern heraus grölen. Solche Fahrer/Beifahrer sollten sofort von den Streckenposten gemeldet und bei nächster Gelegenheit rausgewunken werden.
Mitleid? Fehlanzeige
Ich gönne jedem den Spaß, aber wer ohne Helm, mit einem ungeeigneten Fahrzeug und ohne Ahnung auf eine Rennstrecke geht, braucht nicht mit Mitleid zu rechnen. Die Volksweisheit „Der Esel geht so lange aufs Eis, bis es bricht“ trifft es perfekt. Wer glaubt, mit einem überladenen SUV und Sommerreifen bei 10 °C im Regen auf dem Nürburgring Bestzeiten aufstellen zu können, verdient alles, was kommt – nur kein Mitgefühl.
Fazit: Spaß für die Vernünftigen, Chaos für die Restlichen
Touristenfahrten könnten eine großartige Möglichkeit sein, sich als Fahrer weiterzuentwickeln und die Grenzen seines Autos unter kontrollierten Bedingungen kennenzulernen. Doch solange sich unvorbereitete Möchtegern-Schumis mit 20 Jahre alten Rostlauben in die Kurven stürzen, bleibt es eine Mischung aus Unterhaltungs- und Katastrophenshow. Wer klug ist, informiert sich vorher gründlich – und lässt den Rest lieber sein.
- touristenfahrten-rennstrecke: Peter Wilhelm KI
Fußnoten:
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Fahrkünste, Hobby-Rennfahrer, Kfz-Versicherung, Motorsport, Nürburgring, Rennstrecke, Rennwagen, Sicherheitsrisiken, Touristenfahrten, Unfälle