Zum Wohl
Man kommt ja gar nicht mehr mit, bei den Namensgebungen der Bundesministerien; zumindest nicht bei jenem für Feld, Wald und Wiesen-Dingsbums.
Jeder, der dort neu einzieht und fortan den Chefsessel mit körpereigenen Stoffwechselgasen kontaminiert, vollzieht als erste Amtshandlung gleich mal einen umfassenden Namenswechsel, setzt somit quasi seine persönliche Duftmarke. Damit lässt er die Herzen der Druckereien, die dem hohen Hause Briefpapier, Formulare und weiteres printtechnisches Gedöns liefern, höher schlagen.
Was hatten wir in diesem unserem Lande und in diesem unserem Ressort schon für Minister:
den für Land- und Forstwirtschaft,
den Minister für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft,
den Minister für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft,
den Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten,
den Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten…
Die grünen Dinkel-Frikadellen, Renate Künast und Jürgen Trittin (damals noch mit veritabler Rotzbremse, also jetzt mehr der Trittin, nicht die Künast), nannten den Laden Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.
Hotte Seehofer machten dann daraus ratzfatz das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, da er einer leckeren Schweinshaxe höhere Priorität einräumt, als misanthropischem Rumgenöle über die Etiketten auf Konservendosen.
Der Verbraucherschutz, wurde von Hans-Peter Friedrich, Seehofers christ-asozialem Parteifreund und Nachfolger auf dem Chefsessel im Gülle-Ältestenrat, im Sinne der Marktteilnehmer ersatzlos gestrichen.
Die Verbraucher sollen schließlich ungestört verbrauchen, und da in unseren Supermärkten die Gefahr für Leib und Leben gegen Null tendiert, muss man sie nicht mit irgendwelchen schwarzen Sheriffs erschrecken, sondern man sollte sie in Ruhe ihre Wagen füllen lassen.
Aktuell ist derjenige, der für Ackerbau und Viehzucht verantwortlich zeichnet, mal wieder einer aus der CSU .
Vermutlich wegen der großen Affinität zu Misthaufen, die die bajuwarischen Landeier mit dem gemeinen Hornvieh verbindet. Christian Schmidt heißt der Gute und stammt aus Obernzenn. Seine exquisite Qualifikation für dieses Amt erlangte er als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium der Verteidigung in den Jahren 2005 bis 2013. Was gibt es denn hier so blöd zu grinsen?
Bei den derzeitigen kriegerischen out-of-area-Handlungen unserer Bürger in Uniform geht es ja nicht nur darum, am Hindukusch Mädchenschulen zu tünchen und Brunnen zu popeln, sondern auch um Boden für das Volk ohne Raum, und darum, selbigen zu erobern, auf dem dann – und jetzt schließt sich wieder der Kreis zum Bäuerlichen – irgend etwas angebaut werden soll, muss und/oder kann.
Um seine Expertise zu vervollkommnen, machte Schmidt nach seinem Einsatz im Felde für das Vaterland dann noch ein Weilchen als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Das hieß früher auch mal anders, so irgendwie in Richtung Entwicklungshilfe.
Da sich der Neger als solcher aber nicht entwickeln, sondern gefälligst unser EU-subventioniertes Hühnerklein futtern soll, hat man das mit der Entwicklungshilfe in die Tonnen gekloppt. Dafür arbeitet man lieber mit allen möglichen Diktatoren in der dritten Welt wirtschaftlich zusammen, inklusive eines persönlichen Briefkastens in Panama.
OK, ich schweife mal wieder vom Thema ab.
Aber Fressen und Moral hängen nun mal immer irgendwie zusammen.
Seit dem 17. Februar 2014 ist also besagter Herr Schmidt Bundesminister für Ackerbau und Dingsbums und hat nun die anstrenge Aufgabe, in der Wilhelmstraße 54 in Berlin und in der Rochusstraße 1 in Bonn gleich zwei Chefsessel vollzupupsen.
Bei einer seiner immens wichtigen Auslandsreisen muss er dann wohl einmal in Japan, genauer in Kobe, gelandet und von den gleichnamigen Rindern mächtig beeindruckt gewesen sein.
Was die dort abziehen, hat er sich gedacht, ist doch keine Rinderzucht, das ist Hornvieh-Wellness.
Die Viecher laufen den lieben langen Tag über exakt 12 mm lang getrimmten Golfrasen, kriegen nur vom Allerfeinsten zwischen die Mahlzähne, die werden gebadet, massiert und wenn das letzte Stündlein für sie geschlagen hat – irgendwann will man das Viech ja auf dem Teller sehen – singen jungfräuliche Geishas alte Volksweisen zur Koto, bis der Zen-Metzger dem Ochsen einen Bolzen ins Hirn ballert – selbstredend vorgewärmt, damit sich der Ärmste nicht erschrickt – also der Ochse, nicht der Metzger.
Und bei uns? Das stehen zehntausende Mastschweine in riesigen Ställen auf blanken Betonböden knöcheltief in der eigenen Scheiße und werden mit Gen-Soja-Schrot bis zur Halskrause abgefüllt, damit der Michel seinen frischen Schweinebraten wie gewachsen für 3,99 € das Kilo aus dem Supermarkt in die heimische Küche wuchten kann.
OK, das ist schon seit Jahrzehnten so, und genau so lange schon kippt der deutsche Bauer Millionen Kubikmeter stinkenden Schweinedreck auf die Felder und nennt das Ganze natürliches Düngen.
Kein Aas hat sich darüber aufgeregt, solange die Fleischtheke lecker Masse zum schmalen Kurs bot.
Aber irgendwie passt das nicht mehr so richtig in die deutsche Heimat, und zudem hat die Generation Frederick-und-Piggeldy jetzt selber Nachwuchs, und der findet zum einen die kleinen Ferkel so niedlich, und überhaupt, und zum anderen…das ist nicht OK, wie wir mir den armen Tieren so umgehen, bis sie für 3,99 € das Kilo auf unserem Teller liegen. Echt nicht!
Also hat der kriegsgestählte Herrn Schmidt aus dem Bundesministerium für Ernährung und Hirn-Sülze sich etwas Niedliches einfallen lassen, um den Weicheier-Gören von Frederick und Piggeldy die Tränen zu trocknen, ohne das heiligste Tabu der feisten Schweinebarone im Raum Vechta auch nur anzutasten: deren fetten Reibach.
Man müsse zwischen dem Tierschutz und den Interessen der Branche schließlich eine einvernehmliche Lösung finden – sagt Schmidt. Und deshalb hat er auf der eitergrünen Woche zu Berlin feierlich sein Tierwohl-Siegel enthüllt.
Das muss man sich vorstellen, wie eine Art Pelzwäsche, nur eben trocken; bestehend aus einer sanft klingenden Abstufung der staatlich subventionierten Tierquälerei, die uns Schmidtchen als Persilschein für unseren maßlosen Fleischkonsum andrehen möchte.
Hauptsache alles bleibt so, wie es ist – nur eben schöner… irgendwie.
OK, er weiß zwar jetzt selbst noch nicht so genau, wie er sich diese Kriterien vorstellt, die ein Turbo-Schweinemastbetrieb aus dem honorigen Dunstkreis der CSU-Parteispender erfüllen muss, um seinem frischen Schweinebraten wie gewachsen für 3,99 € das Kilo jenes Tierwohl-Siegel auf die Styropor-Schale klatschen zu dürfen… eigentlich gibt es noch keine Kriterien…aber das Thema wurde wie eine ganze Sau-Herde durch die Medien gejagt, und zumindest bei der wir-brauchen-unbedingt-noch-ein-zwei-Kilo-Schweinebauch-zum-grillen-Zielgruppe wurde der Eindruck hinterlassen: Oha, der Mann tut echt was.
Ich stelle mir das so vor: jeder Stall bekommt ein Aromatisierungsanlage, die ab und zu mal eine Prise frischen Heu-Duft verströmt. Dann bekommen die Schweine in jede Box einen 68-Zoll LED-TFT-HD-Flachbildschirm, auf dem in einer Endlosschleife Filme von Andreas Kieling in 3-D laufen – ohne Werbeunterbrechung, das kann nämlich wirklich keine Sau mehr ab.
So werden unsere Schnitzel, solange sie noch am Stück auf vier Beinen in der Scheiße stehen, eingelullt, wie die Hartz-Vierer, die sich in ihrer Platte jeden Morgen die Gülle auf RTL reinziehen und meinen, dass es Typen gibt, die noch tiefer liegen. Aber egal, wie das Tierwohl-Siegel dereinst aussehen mag, eines ist sicher: an unseren 3,99 € für das Kilo Schweinebraten wie gewachsen darf und wird sich nichts ändern.
Weil, nämlich… wenn der Verbraucher, also wir, wirklich keinen Bock mehr hat auf den ganzen Irrsinn, wenn er die Schnauze voll hat von der Quälerei, von der Verseuchung unseres Grundwasser, von dem ganzen widerliche Business, wenn er bereit ist, seinen Fleischkonsum massiv zu reduziert und einen fairen Preis für ordentlich produzierte Lebensmittel zu bezahlen, dann wird es zwar keine Kobe-Kottelets geben, denn das wäre Dekadenz in der anderen Richtung, aber wir würden den Tieren zumindest mit etwas mehr Respekt begegnen, wenn wir sie schon schlachten und verzehren.
Und spätesten, wenn diese Utopie droht, Realität zu werden, treten die Souffleure der Lobbygruppen auf den Plan und warnen davor, dass schließlich die Muslime und die Juden ihren Nutztieren bei vollem Bewusstsein die Kehle durchschneiden dürfen, wegen der Religionsfreiheit. Und das kann mit dem Tierwohl-Siegel nicht vereinbar sein. Also: am besten wir lassen alles so, wie es ist. Sonst geht das strunz-dämliche Palaver mit dem Zentralrat der Muslime und dem der Juden wieder los, und am Ende müssen wir noch eine weitere Talk-Show mit Claudia Roth über uns ergehen lassen.
Ich muss jetzt aufhören und mich sputen. Beim Discounter ist nämlich gerade frischer Schweinenacken ohne Knochen für 3,49 € das Kilo im Angebot. Ein Hammer-Preis!
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