Spitze Feder

Winfried Brüderle – der Gerd des Monats

Bruederle

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Ach war das schön, damals: Turnschuhe nebst Strickzeug im Deutschen Bundestag. Aus den Reihen der Wanderklampfe-zupfenden Campingfreunde von Mutlangen und Gorleben war eine neue Partei erwachsen. So irgendwie links, Gentechnik-frei, Müll-trennend, Umwelt-schützend, Hybrid-fahrend. OK, damals noch nicht, aber heute ein Muss in jedem Carport von dem Niedrig-Energie-Haus in der verkehrsberuhigten Zone, oder auf dem Parkplatz vor der Walldorf-Schule. Alles, was die hanseatische Menthol-Fluppe, oder die niedersächsische Gazprom-Cohiba politisch verpeilt hatten, alles Ökologische und noch-immer-Linke, sammelte sich bei den Grünen, die sich heute Bündnis-90/Die Grünen nennen, wegen der annektierten Graupen aus der Täterä.

Dann kam Rot-Grün: das Experiment auf Bundesebene, und in dessen Kielwasser der Kosovo-Krieg unter Joschka von Ribbentrop, ein Türke auf Steinmeier-Kreuzfahrt in Guantanamo und eine Bulldozer-Asozial-Reform, durch die das Wort Agenda zum Menetekel wurde. Heute sind die Grünen eine weitere, stinknormale, stinklangweilige Partei deutschen Biedersinns, mit einem Frisur-losen Bajuwaren an der Spitze der Bundestagsfraktion, vermutlich als als Ausdruck von Weltoffenheit oder Nostalgie.

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Die Assimilation mit dem Mainstream, gerne auch als Mitte bezeichnet, die es bei jeder Wahl mit einer geschlossenen, gut aufgestellten Truppe zu erobern gilt…sind wir eigentlich im Krieg, oder was?…OK, dieser Schachtelsatz ist wohl nicht mehr zu retten. Was ich sagen wollte, ist, dass der einstmals freche, linke, undogmatische Haufen der außerparlamentarischen Opposition sich heute als ein bräsiges Etwas mit dem Charme eines OPEL Ascona darstellt. In der illustren Runde der Heiß-Lüfter tummeln sich ein OB in Tübingen mit leicht xenophobem Stammtisch-Touch, einer in Stuttgart mit – ja was eigentlich? – und ein als Volksheld verehrter Ministerpräsidenten im Ländle, nebenbei bemerkt, der erste Schwarze Polit-CEO seit gefühlten 500 Jahren, in denen Baden-Württemberg durchgehend von der CDU an den Rande des Wahnsinns regiert wurde.

Sicher gibt es an der Grünkern-Basis noch ein paar versprengte Spontis, die sich auf Parteitagen gerne mal mit den aus Polit-Schwafelrunden bekannten Promis anlegen. Und denen sei dieser Beitrag gewidmet – also den Spontis. Denn ihr angehimmelter Öko-Wilhelm-Tell macht einen auf Rainer Brüderle. Der war auch mal der Bundesraute aufs Erbärmlichste in den Arsch gekrochen und hatte für sie, als „Spitzenkandidat“ der FDP (!) bei der Bundestagswahl, heftigst die Werbetrommel gerührt. OK, bei ihm war es schiere Panik, mit seinem neoliberalen Sauhaufen aus dem Bundestag zu fliegen, was ihm ja mit Bravour gelungen ist.

Warum sich aber Kretschmann derart entblödet und sich „für den Job des Regierungschefs in Berlin derzeit keine geeignetere Person“, als eben jenes evangelischen Neutrum aus dem sozialistischen Feierabendland vorstellen kann, bleibt wohl sein Geheimnis, und die geschundene grüne Basis hat nun echte Probleme, genügend Eier für ihren Tanz zu beschaffen. Da die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften mit der Ehrung der Kriegsverbrechern Kissinger und Obama den Friedensnobelpreis auf Ramschniveau gesetzt hat, bleibt für den Schnellsprecher aus Spaichingen wohl nur der Gerd des Monats. Aber den hat er sich redlich verdient.

Bild: Mathias Schindler, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9589950

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    Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
    Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

    Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

    Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

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    Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Grohmüller: © 29. November 2016 | Revision: 4. März 2018

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