Elektronik - Raspi - SmartHome

Was wird aus Devolo Home Control? Aktuell: Ausfall des Servers?

Devolo aus

Was wird aus Devolo Home Control? Tausende Nutzerinnen und Nutzer des Smart-Home-Systems “Devolo Home Control” stehen seit einigen Tagen wortwörtlich im Dunkeln. Viele der einst vernetzten und intelligenten Geräte sind nicht mehr erreichbar. Was einst als vielversprechendes System begann, droht nun zur Totgeburt eines smarten Traums zu werden.

Die Server bei Devolo geben entweder keine Antwort mehr oder aber die Home Control Steuerzentralen können sich alle nicht damit verbinden.

Werbung

Geschichte des Devolo Home Control-Systems

Die auf dem Z-Wave-Standard basierende Haussteuerung wurde 2015 offiziell eingeführt, nachdem sie im Herbst 2014 auf der IFA in Berlin erstmals vorgestellt worden war. Schon damals erhielt das System viel Lob – auch von mir. Besonders die unkomplizierte Installation und die klar strukturierte Benutzeroberfläche hoben Devolo von der Konkurrenz ab. Konkurrenz, die es in Deutschland zu diesem Zeitpunkt kaum gab: Weder Ikea Home Smart noch Samsung SmartThings waren auf dem Markt, und Apple hatte mit den Kinderkrankheiten von HomeKit zu kämpfen.

Ich habe es immer empfohlen

Hier im Dreibeinblog.de habe ich “Devolo Home Control” ausführlich und äußerst positiv besprochen. Viele Leserinnen und Leser haben sich auf meine Empfehlung hin für dieses System entschieden und teilweise ihre gesamte Wohnung oder ihr gesamtes Haus damit ausgestattet. Auch ich selbst habe beinahe 70 Komponenten von Devolo im Einsatz. Ich habe einige Komponenten von Devolo zum Ausprobieren geschenkt bekommen, vieles habe ich als Pressevertreter mit einem kleinen Rabatt kaufen können und etliches habe ich ganz normal bei Conrad & Co. gekauft.

So ein Smart-Home-System eignet sich ja hervorragend dazu, dass man immer mal wieder, wenn etwas Geld übrig ist, etwas Neues dazukaufen kann. Neben der Devolo-Produkten habe ich auch etwa 10 Komponenten anderer Hersteller im Einsatz, weil es die entsprechenden Produkte von Devolo nicht gab; so zum Beispiel einen Z-Wave-Neigungssensor, der mir das Öffnen und Schließen des Garagentores anzeigt.

Fast alles war gut

Die Entwicklung verlief zunächst hoffnungsvoll. Die Integration von Philips Hue und Google Assistant ließ auf ein wachsendes Ökosystem hoffen. Energieversorger wie EWE nutzten das System für eigene Smarthome-Angebote. Doch schon bald folgten die ersten Ernüchterungen: Die versprochenen Unterputz-Module ließen jahrelang auf sich warten, EWE stieg aus, ebenso Zurich, die Home Control in Kombination mit Versicherungsprodukten anboten.

Dabei hatte das System durchaus Potenzial: Z-Wave ist ein Mesh-Protokoll, bei dem Signale über mehrere Geräte weitergeleitet werden – ideal, um auch große Wohnflächen zu vernetzen. Doch von Anfang an gab es Kritik: Die Komponenten wirkten funktional, aber lieblos. Unterschiedliche Farbnuancen und inkonsistente Designs erweckten den Eindruck eines Flickwerks verschiedener Zulieferer.

Doch: Nicht alles war gut

Doch von Anfang an hatten Eingeweihte ein seltsames Gefühl bei der ganzen Devolo-Geschichte. Das gesamte Portfolio an smarten Gerätschaften wirkte von Anfang an zwar gut durchdacht, aber etwas lieblos umgesetzt. Die von verschiedenen Herstellern stammenden Komponenten passten im Design nicht zusammen, wichen farblich voneinander ab und alles wirkte nicht aus einem Guss.

Als störend empfunden wurde vor allem von denjenigen, die tiefer in die Materie eingreifen wollten und eine genauere, individuellere Steuerung haben mochten, dass die Oberfläche der webbasierenden Devolo-Software wie auch der Devolo-App eben immer nur ein blieb: einsteigerfreundlich. Es wurde zwar einmal eine Art Entwicklermodus nachgereicht, der blieb aber undokumentiert und reizte nicht zum Ausprobieren. Über all die Jahre hat sich an der Bedienoberfläche so gut wie nicht geändert und damit auch nicht verbessert.

Eine anfangs mitbeworbene DLAN Live Cam hatte schon ein hartes Schicksal hinter sich. Im Juni 2022 schaltete Devolo nach zehn Jahren die Server seiner Überwachungskameras ab und machte die Hardware damit unbrauchbar. Von einer intensiven Weiterentwicklung der Smarthome-Plattform hörte es sich ebenfalls niemals an. Besonders viel ist bei Home Control in den vergangenen Jahren ohnehin nicht passiert.

Erste Anzeichen für einen Niedergang des Devolo Home Control Systems waren schon vor Jahren erkennbar, als es die guten Männerläden, die Conrad-Filialen, noch gab. Aus 12 Meter langen Regalen, voll gefüllt mit Devolo Smart Home Produkten wurden schmale Aufsteller mit einem schmalen Portfolio.

Und auf einmal verschwanden wichtige Produkte ganz aus dem Angebot, beispielsweise die programmierbaren Lichtschalter.

Der Niedergang kündigte sich langsam, aber unaufhaltsam an. Früher präsent in langen Regalen bei Conrad, schrumpfte das Angebot auf ein Minimum. Produktseiten meldeten “Nur noch wenige auf Lager”, “Solange der Vorrat reicht” oder verschwanden ganz. Auch im offiziellen Devolo-Shop war das Sortiment irgendwann schlicht nicht mehr verfügbar.

Heute wirkt es auf der Devolo-Webseite so, als habe es Home Control nie gegeben. Allenfalls alte Bedienungsanleitungen sind noch zu finden. Im Sommer 2023 hieß es noch beschwichtigend, man arbeite an einer Lösung für die Lieferprobleme. Doch im Herbst folgte nur noch der Hinweis, es gebe ja Z-Wave-Geräte anderer Hersteller. Diese lassen sich allerdings mit der Devolo-Zentrale oft nur eingeschränkt nutzen, da die Software zu wenig Integrationsmöglichkeiten bietet.

Immerhin versprach Devolo: Die Software werde weiterentwickelt, Server und App blieben aktiv. Doch in Online-Foren machte sich bald Wut und Verunsicherung breit. Denn die Angst war und ist real: Was, wenn die Server plötzlich abgeschaltet werden? Dann wären einst teure Smarthome-Installationen schlagartig nur noch Elektroschrott.

Natürlich machten die Devolo-Anwender in Internet-Foren ihrem Unmut Luft. Sie alle trieb und treibt die Angst um, dass die gesamten teuren Installationen mit dem Abschalten des Home-Control-Servers urplötzlich wertlos werden könnten. Aus ehemals wertvollen und immerhin gut funktionierenden Smart-Home-Produkten würde dann Elektroschrott werden.

Denn man darf nicht vergessen, dass es sich zwar um Z-Wave-Produkte nach einem internationalen Standard handelt, die theoretisch auch mit anderen Smart-Home-Zentralen laufen müssten. Jedoch wandte sich Devolo Home Control ja ausdrücklich an den eher unbedarften Anwender, der ohne große Vorkenntnisse ein smartes Zuhause einrichten wollte. Viele dieser Anwender sind mit einem Plattformwechsel schlicht überfordert.

Und diejenigen, die sich das zutrauen, zerstreiten sich in den Foren bei der Frage, wie man das am besten macht und welches andere System überhaupt dafür geeignet sein könnte. Außerdem ist eine solche Umstellung nicht trivial. Jedes einzelne Gerät muss neu angelernt werden, eine Fummelarbeit, die mich tagelang auf die Leiter zwingen würde, um alle Tür-Fenster-Kontakte zu erreichen.

Wie es weitergeht, ist fraglich. Devolo verkauft keine Home-Control-Produkte mehr und hat mit dem Serverbetrieb laufende Kosten. Da Devolo selbst keine Geräte an Endkunden mehr verkauft und mit dem Unterhalt der Server-Plattform nur Kosten an der Backe hat, stellt sich die Frage, wie der Betrieb langfristig weitergehen soll.
Das Unternehmen hat erst 2022 ein Insolvenzverfahren abgewendet, das durch zu hohe Lagerbestände und Chipmangel infolge der Corona-Pandemie ausgelöst worden war. Aktuell scheint man sich eher auf Netzwerktechnik zu konzentrieren und hat sicher nichts zu verschenken.
Und im Dezember 2023 ist das Aachener Unternehmen erneut in wirtschaftlichen Schwierigkeiten geraten. Nur etwas mehr als ein Jahr nach Abschluss des letzten Sanierungsverfahrens in Eigenverantwortung musste das Unternehmen ein weiteres einleiten, um die Firmen-Insolvenz abzuwenden. Eine „Kaufzurückhaltung der Endkunden“ mache diesen Schritt nötig, so Devolo in einer Pressemitteilung.

Ja, die Corona-Pandemie hat viele Unternehmen getroffen. Aber Devolo hat auch strategisch versagt: Zu wenig Auswahl, zu viel Stillstand bei Software und Geräten, kaum Begeisterung für Innovation oder Weiterentwicklung. Eine einst vielversprechende Idee wurde lieblos verwaltet.

Heute fragen sich viele: Was wird aus Home Control?

Dieses Smart-Home-System besteht aus einer Zentrale, die einfach in die Steckdose gesteckt wird. Gesteuert wird das Ganze aber nicht über eine Software, die man in dieser Zentrale aufrufen kann, sondern über eine Webseite, bei der man seine Zentrale registrieren muss, und wo man diese dann aufrufen und „programmieren“ kann.

Das System selbst funkt zwar lokal und speichert die online eingegebenen Regeln in der Zentrale, aber das war es dann auch.

Für alles Weitere ist man auf die Cloud angewiesen. Hat man also einmal festgelegt, dass beim Auslösen des Türkontaktes „Keller“ das an einer smarten Devolo Steckdose angeschlossene Kellerlicht angeht, dann funktioniert das lokal. Die entsprechende Regel ist in der Zentrale abgelegt und wird nun zuverlässig immer ausgelöst.

Aber ohne Kontakt zum Devolo-Server, also ohne Internetverbindung, kann man diese Regel nie wieder ändern. Man kann weder die Regel abschalten, noch die Steuerzeiten anpassen.

Und so geht es derzeit Tausenden Nutzern

Im August 2023 schrieb ein Nutzer im Forum von silo.de: „Ich hatte in den letzten Wochen mit dem Support von devolo mehrmals Kontakt. Devolo schaltet definitiv Anfang 2026 seine Server ab und stellt den Support für sein Smart Home ein. Man kann auch keine Smart Home Komponenten im devolo onlineshop mehr kaufen.“1

Derzeit weiß niemand so genau, weshalb derzeit der Server nicht funktioniert, bzw. die Zentralen keine Verbindung aufbauen können. Ob es nur eine vorübergehende Störung, ein schiefgelaufenes nächtliches Update oder gar der GAU, die Abschaltung des Servers bei Devolo ist, kann niemand sagen.
Ich habe gerade probiert mit devolo zu telefonieren, aber nach zweimal Klingeln wird die Verbindung abgebrochen…
Das Schlimme daran: Man hat keinerlei Informationen darüber, was los ist, ob die Störung noch lange andauert oder ob das schon ein Vorbote des Endes ist.
Immerhin: Nach einigen Tagen Störung lief es heute am Nachmittag wieder. (16.06.2025)

Nun ja, die gute Nachricht für diejenigen, die etwas Aufwand auf sich nehmen und nochmals Geld investieren wollen: Sollte es zum Äußersten kommen, ist man nicht in einem proprietären Funkstandard gefangen. Auch wenn die Devolo-Zentrale irgendwann nicht mehr funktionieren sollte, lassen sich die teuren Z-Wave-Sensoren und -Aktoren prinzipiell an anderen Smarthome-Hubs weiternutzen. Der Homey Pro oder die Homecenter von Fibaro wären potenzielle Kandidaten dafür.

Oder aber man sagt: Ich schmeiß den ganzen Krempel raus und setze auf etwas ganz anderes. Beispielsweise die Elesion-Produkte von pearl,- tun bei mir neben Devolo einen guten Dienst. Diese Komponenten sind preisgünstig, funktionieren mit WLAN und arbeiten sehr zuverlässig. Vielleicht kommt der eine oder andere mit den Elesion-Komponenten vollkommen aus.

Auf jeden Fall ist das Ganze ein großes Ärgernis. Ich hätte mir gewünscht, dass Devolo wenigstens ein kundenorientiertes Ausstiegsszenario vorbereitet hätte.
Eine Webseite, die die verunsicherten Anwender mit Informationen versorgt. Hinweise auf alternative Steuerzentralen und eine Anleitung, was zu tun ist,um die teuren Devolo-Komponenten weiter nutzen zu können.

So ist es aber so, dass die Kunden, die einmal teures Geld für eine Lösung ausgegeben haben, die ja für die Zukunft gedacht war und sehr lange „leben“ sollte, völlig allein und im Regen stehengelassen werden.

Schade!
Ein trauriger Abschied von einem Smart-Home-System, das mehr hätte werden können.

Bildquellen:

  • devolo-aus: Peter Wilhelm KI

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#Aachen #devolo #DHC #fibaro #home control #smart home #Z-Wave- ZWAVE

Lesezeit ca.: 12 Minuten | Tippfehler melden


Lesen Sie doch auch:


(©si)