Gestern bebte die Erde im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien und hinterließ eine Spur der Verwüstung.
Beinahe wie aus einem Film von Jerry Bruckheimer, dem Master of Desaster aus Hollywood. Höre ich da etwa das Wort „zynisch“? Habe ich womöglich den wohligen Grusel beim Anblick der Apokalypse aus der sicheren Distanz der wohlig warmen deutschen Wohnzimmer gestört? Echt jetzt?
Wie dem auch sei: Stand heute, verloren bei dieser Katastrophe über 5.000 Menschen ihr Leben und die Medien jeglichen Anstand. Die, von den andauernden Reportagen aus der Ukraine, längst gelangweilten bis abgestumpften Redaktionen, überbieten sich angesichts frischen Blutes, geradezu in Sachen Taktlosigkeit. Die Flaggschiffe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, zeigten gestern Abend in den Hauptnachrichten, authentisch verwackelte Handy-Videos von einstürzenden Häusern, von Menschen, die mit bloßen Händen verzweifelt nach Verschütteten gruben, und von einem Vater, der sein totes Baby im Arm hielt – letzteres gleich mehrfach!
Dieser unappetitlichen Pietätlosigkeit, folgten reißerische Breaking News in gefühltem Minutentakt, die allen Beteiligten die willkommene Gelegenheit boten, sowohl ihre tiefe Anteilnahme professionell zum Ausdruck zu bringen, als auch ihre Ambitionen auf den Pulitzer-Preis – letztere allerdings mit dem gebotenen, gedämpftem Bohei.
Um der Absurdität noch die Krone aufzusetzen, verstieg sich Annalena Baerbock, als grünes It-Girl im Bundesaußenministerium, zu der Aufforderung an die Türkei, diese müsse nun alle Grenzen öffnen, um auch in Syrien schnellere Hilfe zu ermöglichen. Es sei „das absolute Gebot jetzt, dass die humanitäre Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird“.
Durch ihr bekanntes, kräftezehrendes Changieren zwischen hölzerner, diplomatischer Rhetorik und gezieltem Menscheln in ihrer Art, die Dinge auszudrücken, blieb ihr anscheinend mal wieder keine Zeit, sich bei ihrem Beraterstab über die Begebenheiten vor Ort zu informieren. Deshalb scheint ihr auch entgangen zu sein, dass die Grenzen zwischen der Türkei und Syrien seit langem offen sind – gerade für schweres Gerät, das nun in der Katastrophenhilfe, z. B. in der Gegend um Idlib, dringend benötigt wird.
Schließlich startete Recep Tayyip Erdoğan im Oktober 2019 eine „Spezialoperation“ gegen die YPG auf syrischem Hoheitsgebiet, die, mit einigen Unterbrechungen, bis heute anhält. Die türkische Armee ist aktuell wieder mit einer ganzen Armada aus Panzern und weiteren schweren Militärfahrzeugen in Syrien präsent, um besagter Kurdenmiliz nun endgültig den Garaus zu machen.
Vielleicht unterbricht der Sultan vom Bosporus ja diesen Krieg und widmet ihn werbewirksam um, zu einer humanitären Aktion. Das wäre schon die halbe Miete. Und dann sind im Norden Syriens schließlich auch noch die US-Truppen, die sich, nach ihrer erfolgreichen Unterstützung des IS, jetzt an den dortigen Ölvorkommen gütlich tun, und die ihre Arbeit auch mal für ein paar Wochen unterbrechen könnten.
Wenn sich nun die US-Verbände und die türkischen mit ihrem ganzen Kriegsarsenal und ihrer Manpower zu einer Koalition der Willigen zusammenschlössen und die Beseitigung der Schäden gemeinsam angingen, könnte das verehrende Erdbeben in kürzester Zeit wieder aus den Schlagzeilen verschwinden, und die Medien könnten sich wieder ihrem Quotenbringer in Camouflage-Shirts, Wolodymyr Selenskyj, zuwenden.
Da fällt mir gerade ein: Was ist eigentlich mit den Leos?
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