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VW-Bus T4 – Meine Autos

t4

Ein VW-Bus ist etwas ganz Besonderes. „Mein“ erstes Auto war ein T2, also ein älterer VW-Bus mit Heckmotor, quasi noch abgeleitet vom VW-Käfer.

Ich habe dieses Auto geliebt. Man saß auf bzw. ein Stück vor der Vorderachse und das erzeugte beim Abbiegen ein richtig schönes Busgefühl. Aber dieses erste Auto hat mir leider nicht gehört, ich hatte es nur für rund zwei Jahre immer mal wieder für längere Zeit zur Verfügung gestellt bekommen.
Auch danach war es wieder ein T2, aber als Pritschenwagen, den ich von meinem Lehrherrn ab und zu überlassen bekam. Als jungem Mann, der gerade erst den Führerschein gemacht hatte und zwischen Lehrstelle, Nebenjobs und Uni hin- und herpendeln musste, war es mir im Grunde genommen völlig egal, was für ein Auto ich hatte, Hauptsache, ich konnte fahren.

Viele Jahre später trat dann wieder ein VW-Bus in mein Leben. Und das war zu der Zeit, als ich mein eigenes Bestattungsunternehmen hatte. Ihr ahnt es schon, es war ein Bestattungswagen. Den hatte ich gebraucht, aber in einem exzellenten Zustand, von einem großen Berliner Bestattungsunternehmen übernommen.
Der T4 war in einem Fachbetrieb ordentlich zum Bestattungskraftwagen umgebaut worden. Vorne ein Einzelsitz und eine Doppelsitzbank, Trennwand aus Stahl und hinten eine Ladefläche mit einem Schienensystem für die Särge. Bei Leichenwagen setzt man bevorzugt Fahrzeuge ein, die hinten auch Fenster haben.
Natürlich werden auch viele Transporter eingesetzt, aber als Leichenwagen, der auch am Trauerhaus vorfährt, hat man eher Autos, die Gardinentafeln in den Fenstern haben und damit etwas schöner aussehen. Für mich sollte sich das noch als Glücksfall erweisen, dass der VW-Bus T4 hinten Fenster hatte.

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Ich schätze mal, dass in dem Wagen mehrere Tausend Tote transportiert worden sind. Aber im Jahr 2004 war Schluss damit. In dem Jahr habe ich aus gesundheitlichen Gründen von heute auf morgen mein Bestattungshaus aufgegeben. Ein leichter Schlaganfall war der warnende Vorbote, der mir sagte, dass ich mein Leben ändern musste.
Ich hatte zwar einen schönen PKW, einen Chevrolet Blazer, aber den T4 wollte ich nicht hergeben. So ein amerikanisches Auto ist eben nur ein amerikanisches Auto. Mehr über das Thema und was ich damit meine, schreibe ich dann, wenn ich über meine „Amis“ hier berichte.
Kurz hier gesagt: Ein T4 spielt da von der Qualität und der Zuverlässigkeit in einer ganz anderen Liga.

Der T4 ist ein Auto, das vom damals größten Automobilbauer der Welt für vorwiegend gewerbliche Kunden gebaut wurde. Millionen Gewerbetreibende, Handwerker und Wohnmobilisten und Behörden, Polizei, Bundeswehr und die Post/DHL bauten auf die niedrige Reparaturanfälligkeit, die Langlebigkeit und die Robustheit dieser Fahrzeuge.

Als ich den T4 übernahm, hatte er rund 60.000 km auf dem Tacho. Für einen Wagen mit Dieselmotor bedeutet das, dass der Motor, so sagt man, gerade erst eingefahren ist.
Im Bestattungshaus ist er acht Jahre lang gefahren und hatte dann 2004 rund 120.000 km auf dem Buckel, vorwiegend Kurzstrecke (Firma – Friedhof – Krematorium – Krankenhäuser). Ich bin dann mit dem Wagen zu einem Bekannten gefahren, der in Mannheim ein weithin bekanntes Entrümpelungs- und Haushaltauflösungs-Unternehmen betreibt.
Der Kumpel half mir mit seinem Werkzeug, den Ladeboden, die Unterkonstruktion und die Trennwand aus dem Bus zu entfernen. Mit Heißdampf, jeder Menge Desinfektionsmittel und einer Dose Lack habe ich dann den Innenraum hinten „schön“ gemacht.
Über Ebay erstanden wir beim „spektakulären Klaus“1 in der Nähe von Frankfurt eine Zweiersitzbank für hinten. Und der nette Klaus war so ein netter Ebay-Verkäufer, dass er sogar noch ins Bauhaus gefahren ist, um passende Schrauben zu besorgen und er hat mit mir dann vor Ort die neue Sitzbank dann auch noch montiert.

Es gab nach dem Umbau eine hüfthohe Trennwand zwischen Fahrerabteil und Fahrgastraum. Hinten hatte der Bestattungswagen-Umbauer eine Box aus Multiplexplatten und Riffelblech eingebaut. Man muss sich das so vorstellen: Der Ladeboden für die Särge muss ja in einer gewissen Höhe über den hinteren Radkästen eingebaut werden. Dadurch ergibt es sich, dass unter dem Ladeboden Freiraum ist. An der seitlichen Schiebetür gab es deshalb zwischen Ladeboden und Wagenboden eine Klappe, hinter der wir gut den Sargrollwagen und andere Sachen verstauen konnten. Hinten gab es unter dem Ladeboden diese wunderbare Box. Maßgeschneidert, mit drei Abteilen, die von hinten zugänglich waren. Das heißt, es gab hinten so eine Stufe, wie man sie von den alten VW-Bussen kennt, die darunter den Motor hatten. Der ist aber beim T4 bekanntlich vorne.
Oben auf diesen Stauraum kam unsere Hundebox für den Labrador Tibor und den Scotch-Terrier Scotty. Eingetragen waren in den Papieren 9 Sitzplätze, also das Maximum, was man mit dem Führerschein Klasse III fahren durfte/darf.
Jetzt hatten wir 5 Sitzplätze, mehr als genug für unsere Zwecke. An den Einbau einer dritten Sitzbank habe ich nie gedacht, weil dann ja die klasse Staubox hinten weggemusst hätte.

t4

Wir waren ja sowieso meistens nur als Ehepaar mit zwei Kindern unterwegs und wenn doch noch einer mehr mitfuhr, ging das ja vorne auf der Doppelsitzbank. Das ist vorne dann ziemlich eng, vor allem beim Schalten, aber es geht.
Die Tafeln mit den Bestattungsgardinen haben wir natürlich weggelassen.

Noch eine Besonderheit hatte mein T4: Die Heckklappe war eine Sonderanfertigung. Der Leichenwagen-Umbauer hatte dem Wagen eine spezielle Heckklappe mit geänderten Leuchten verpasst. Diese saßen tiefer und waren somit beim Beladen mit Särgen nicht im Weg. Auf dem untenstehenden Foto habe ich mal ein Bild von meinem T4 und einem normalen T4 nebeneinandergestellt.

T4 heck

Der T4 avancierte zum Daily Driver, wie man das so sagt. Wir haben alle Strecken eigentlich nur noch mit dem Bully zurückgelegt und das nahm dann zu, als der Chevrolet Blazer mit einem Kolbenfresser das Zeitliche segnete. Kalle, der Schrauber, bekannt aus meinen Satirebüchern, ist aber ein realer Mensch und der hatte in seiner Hinterhofwerkstatt schlechtes, falsches oder gar kein Öl eingefüllt und das hatte dem Chevy das Leben gekostet. Da es aber meine Schuld war, das Auto so einem Schlurch anvertraut zu haben, haben wir das damals einfach hingenommen. Wir hatten ja den T4.

bank
Das Bild ist nicht so dolle, aber ich habe nach all den vielen Jahren nur noch welche, die ich mal im T4-Forum hochgeladen habe und extra dafür verkleinern musste.

Und der lebte förmlich auf, muss man echt sagen. Jetzt, da er auch immer mal wieder für längere Strecken auf die Autobahn kam, fuhr sich der Dieselmotor regelrecht frei und mit regelmäßig gewechselten Filtern und zügigen Ölwechseln (nicht mehr bei Kalle, dem Schrauber!) schnurrte der dicke Diesel echt klasse.
Im Internet stieß ich damals auf die Seiten der PÖLer. PÖL kommt von Pflanzenöl. Und PÖLer sind Leute, die ihre Dieselfahrzeuge mit eben solchem Pflanzenöl fahren. Vorsicht, nicht nachmachen! Modernere Dieselmotoren vertragen das nicht und gehen wahrscheinlich kaputt!

Der T4 hatte den 2,4 Liter, 5-Zylinder AAB-Motor2. AAB ist der Motorkennbuchstabe für diesen 5-Zylinder-Wirbelkammer-Dieselmotor mit 78 PS. Der Motor wurde wegen seiner Robustheit häufig auch als Schiffsdiesel bezeichnet.
Er wurde von 1990 bis 1998 mehr als 432.000-mal gebaut und ist damit auch der meistverbaute Motor für den T4. Gibt man diesem Motor regelmäßig einen Ölwechsel und alle 120.000 km einen neuen Zahnriemen, geht er nie kaputt.

Und das Schöne: Im PÖL-Forum las ich Berichte von Leuten, die ihren AAB-T4 mit altem, gefilterten Pommesöl fuhren. Das sollte gehen?
Versuch macht kluch!

Also erstmal zu ALDI. Der Tank des T4 war noch gut zur Hälfte mit Diesel gefüllt. So haben die Kinder und ich 30 Flaschen Salatöl aus Raps gekauft. Der Liter kostete damals 59 Cent. Diesel war damals gerade erstmals über die 1-Euro-Marke gestiegen und kostete rund 1,10 Euro pro Liter3. Man sparte also grob gerechnet rund die Hälfte. Das ist ein Wort!
Grundsätzlich war der VW-Bus T4 mit dem 2,4 l Dieselmotor sowieso sparsam. Selbst bei forscher Fahrweise kam man nicht über 8 Liter/100 km Verbrauch.

Aber würde er denn mit dem Rapsöl auch fahren?
Ja, tat er. Die ersten Fahrten fanden ja mit einem Diesel-Raps-Gemisch statt und da bemerkte man überhaupt keinen Unterschied. So verdünnte sich der Dieselanteil dann in den darauffolgenden Wochen immer weiter, weil wir auf dem ALDI-Parkplatz mithilfe eines Trichters immer Salatöl nachtankten.
Dazu gibt es in meinem Buch „Du mich auch!“ auf Seite 102 im Kapitel „Kalle, der Schrauber“ auch eine amüsante Geschichte. Dort liest man, wie uns meldefreudige Rentner und vegane Denunzianten sogar die Polizei auf den Hals hetzten, als wir mal wieder Sonnenblumenöl aus dem Angebot (46 Cent) in den Tank schütteten. Das ist folgenlos für uns ausgegangen und hat nur deshalb etwas länger gedauert, weil die Beamten von der Ordnungsmacht den Unterschied zwischen Mineralöl und Pflanzenöl nicht zu verstehen in der Lage waren. Echt nicht!

Salatöl tanken
Ich lasse ja gerne Bilder von der KI machen. Die kann besser zeichnen als ich.
Aber die KI kennt keinen T4. Egal, was ich mache, sie will immer ein älteres Bus-Modell zeichnen. Also, was soll’s?

Im Laufe der Zeit war dann Diesel ganz passé. Nur, wenn es draußen kälter wurde, wollte der Bus eine 25 %-ige Beimischung von Diesel, sonst sprang er nicht gut an. Im täglichen Betrieb hat das Pflanzenöl nie Probleme gemacht, nur wer hinter uns herfuhr, hatte eher den Duft von einer Pommesbude als von einem stinkenden Diesel in der Nase.
Mit altem Öl von Pommesbuden habe ich es übrigens nie probiert. Das wird ja auch angeboten und damals gab es sogar hier in der Gegend jemanden, der so eine Art mobile Tankstelle hatte und dir das Pommesöl zum Nachtanken bis nach Hause brachte. Aber seinerzeit drängte das Rapsöl als günstigere Alternative für Sonnenblumenöl in die Supermarktregale, sodass es immer wieder Sonderangebote gab. Das Günstigste, was wir mal gekauft haben, war 39 Cent pro Liter. Im Schnitt lagen wir bei 60 bis 70 Cent, sparten also zwischen 40 und 50 Cent, was bei einer kompletten Tankfüllung rund 36 Euro Ersparnis ausmachte.

Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als auf dem Tacho die magische Gesamtlaufleistung von 333.301 Kilometern auftauchte. Ich musste die Allerliebste an diesem Tag von der Arbeit abholen. Wir sind dann so lange durch Mannheim-Waldhof gefahren, bis der Tacho genau auf 333.333 umsprang.
Da gab es dann ein Piccolo Sekt von der Tanke: Ein Schluck für die Allerliebste, einen für mich und einen Schuss Sekt auf die Haube vom T4.
Und, ich habe tatsächlich auf der Platte noch ein Foto von diesem denkwürdigen Augenblick gefunden:

Tacho

Als der Bus dann die 400.000 km erreicht hatte, sah es laut Werkstatt dann doch nach einigen teureren Reparaturen aus. Das Getriebe war nicht mehr so prickelnd und untenrum hatte sich etwas Rost breit gemacht. Mit etwas finanziellem Einsatz und Arbeit hätte man das Auto auf jeden Fall noch lange fahren können.
Aber wir wollten dann auch was anderes und so wurde der T4 kurzerhand verkauft. Das ergab sich einfach so. In einer Kneipe sprach mich jemand auf den Wagen an, er suchte so einen, ich hatte so einen und wir machten an Ort und Stelle einen Deal.

Der Mann betrieb einen Reiterhof und dort ist der Wagen noch jahrelang gefahren. Mit über einer halben Million Kilometer auf dem Tacho wollte ihn dann der TÜV aber irgendwann nicht mehr lieb haben. Doch das war noch nicht das Ende des Unermüdlichen.
Er wurde über Ebay noch in den Osten der Republik verkauft, wo er ohne Straßenzulassung in einem Steinbruch für den Transport der Arbeiter eingesetzt wurde. Ich weiß nicht, wie lange er dort noch im Einsatz war. Wer weiß, vielleicht ist er es heute noch?!

Alles in allem war der T4 mit Abstand eines meiner liebsten Autos. Hohe Sitzposition, gute Wendigkeit, massig Platz, zuverlässig, bequem zu fahren und sparsam in Betrieb und Reparatur.
Der einzige Nachteil: Im Parkhaus tut man sich schwer, oft ist er zu hoch dafür.
Aber, wenn die Gelegenheit sich böte, ich würde wieder so einen nehmen.

1 der nette Mann bekam von uns diesen Spitznamen, weil jedes zweite Wort von ihm „spektakulär“ war.
2 https://www.t4-wiki.de/wiki/AAB
3 https://osthessen-news.de/…..diesel-verteuert-sich….html

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  2. Mein VW-Polo
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Lesezeit ca.: 14 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 16. April 2024

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