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Verkehr mit Senioren

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Ich schrieb ja schon des öfteren über meine Erlebnisse mit älteren Verkehrsteilnehmern.

Heute fuhr ich von unserem kleinen Fischerdorf, welches von der Zivilisation völlig abgeschnitten, am Ufer des Neckars liegt, in die benachbarte Stadt, um dem 25. Dienstjubiläum der Allerliebsten beizuwohnen.
Hier auf der Hauptstraße schloß ein silbergrauer Ford Fiesta auf und fuhr so dicht hinter mir her, daß ich dachte, der will mir in den Kofferraum fahren. Unser Bus ist recht hoch und so konnte ich den Fahrer des Fiestas gut erkennen. Ein alter Mann, mindestens 80, wenn nicht sogar viel älter, saß hinter dem Steuer, den Kopf hielt er etwas schief, sein Mund stand so starr offen, wie man es sonst nur von Toten kennt.


Es war Tempo 50 angesagt, der Alte klebte an meiner Stoßstange. Bei Jüngeren würde man sagen: Der drängelt. Endlich kam ich am Ortsausgang an und konnte Gas geben, Opa blieb weit zurück, fuhr stur weiter seine 50 bis 55 km/h. Ich brachte ordentlich Strecke zwischen ihn und mich, doch am Ende der Landstraße musste ich anhalten, weil die Schranke der Dorfbahn unten war.
Leider gab das dem Opa die Gelegenheit, wieder näher heranzukommen.
Die Schranke ging hoch, doch die Ampeln blieben auf Rot, der Querverkehr durfte zuerst. Das störte aber unseren guten Alten nicht, mit stur 55 zog er links auf der Linksabbiegerspur an mir vorbei, um dann bei Rot rechts abzubiegen. Glücklicherweise passierte nichts.

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Jetzt hatte ich den Alten aber vor mir. Das wäre weiter nicht schlimm gewesen, wenn er sich nicht entschlossen hätte, sein Tempo nunmehr auf 30 zu drosseln. Wir durchfuhren die nächste Ortschaft, vor uns eine grüne Ampel. Doch was machte der Rentner? Er blieb bei Grün stehen.
So stand er da eine halbe Minute, es wurde Gelb, dann Rot und endlich entschloss sich der Alte nun doch noch loszufahren. Mitten auf der Kreuzung hielt er an, wild hupend umfuhren ihn die Fahrzeuge von links und rechts, dann setze er seine Fahrt fort.
Wieder schön mit knapp 30 und ich wieder direkt hinter ihm.
Au Mann, dachte ich, es wird besser sein, den zu überholen um von ihm wegzukommen. An der nächsten Ecke, gab es eine Möglichkeit, abzubiegen und den Fiesta-Opa zu umfahren. Das gelang mir auch.
Nunmehr wieder auf der Landstraße hatte ich einiges abgekürzt und der Opa war 200-300 Meter hinter mit. Ich trat unseren alten Bus und quälte ihn auf 100 hoch. Doch der liebe Alte hatte auch seinen Spaß am schnellen Fahren wiederentdeckt und kam schnell näher, zu lange brauchte mein Bus, bis er mit zitternder Tachonadel von 70 auf 80, dann auf 90 und schließlich auf Tempo 100 kam.
Das gab dem Opa Zeit, wieder ganz dicht hinter mich zu fahren. Mist!

So hatte ich ihn zehn Minuten teilweise so dicht hinter mir, dass ich ihn kaum im Rückspiegel sehen konnte. Dann erreichten wir die Ortschaft, in die ich wollte. Nur noch 300 Meter bis zum Ziel und wieder ist Tempo 30 vorgeschrieben, dichte Wohnbebauung.

Ich fahre 30, weil da immer die „Bullen“ stehen. An einer Einmündung muss ich anhalten, weil das Rechts vor Links gilt. Was macht der Alte hinter mir? Er hupt! Ich blicke in den Rückspiegel und sehe ihn wild gestikulierend und schimpfend hinter seinem Steuer.

Nunja, es sind nur noch 100 Meter bis zu dem großen Parkplatz und dann biege ich sowieso ab und halte an…
Der Alte aber auch!

Inzwischen ruft mich Anke auf dem Handy an und sagt, der Vorgesetzte, der die 25-Jahres-Urkunde überreicht hat, sei sehr in Eile gewesen und schon wieder weg. Nun denn…
Also bleibe ich im Auto und warte darauf, daß die Allerliebste kurz darauf Feierabend macht und rauskommt.

Das gibt mir Gelegenheit, dem Alten zuzuschauen.
Der ist immer noch mit dem Einparken beschäftigt. Keiner der 20 freien Plätze gefällt ihm. Immer wieder schafft er es mit 3 bis 4 Anläufen absolut korrekt einzuparken, um dann wieder aus der Parklücke herauszufahren. Schließlich entscheidet er sich dafür, schräg auf der Ecke, halb in der Einfahrt zu Parkplatz stehen zu bleiben. Dann öffnet sich die Fahrertür und…

… und nichts. Der Alte sitzt im Auto wie tot. Mann, hoffentlich ist der jetzt nicht gestorben und ich muß mich kümmern!

Im Radio läuft Deutschlandfunk und ich höre etwas zu. Interessant!
Dann widme ich mich wieder dem Alten. Ach, da ist ja schon ein Bein draußen! Und ein Stock kommt auch noch zum Vorschein. Na, das wird ja was!
Ungefähr zehn Minuten später ist auch schon das zweite Bein draußen und schließlich schält sich der ganze Opa aus seinem Fiesta. Dann steht er da, zitternd, kaum in der Lage, sich aufrecht zu halten… Mühsam, wackelnd, ganz tief gebeugt geht er Schritt für Schritt; für fünf Meter braucht er fast fünf Minuten. Die Autotür lässt er offen, na das ist ja auch praktisch, wenn er später wiederkommt, hat er weniger Arbeit. Während ich diesen Gedanken nachhänge, stimmt mich etwas wunderlich: Es ist die Tatsache, dass der Motor vom Fiesta immer noch läuft.

Alle paar Meter muß der Opa stehenbleiben. Dann hat er es endlich geschafft und verschwindet um die nächste Ecke, um in den Penny-Supermarkt zu gehen.
Man muss sich das mal vor Augen halten. Der ist tatsächlich rund 20 Kilometer gefahren, um in einen Supermarkt zu gehen, obwohl es in unserem Ort gleich mehrere Supermärkte gibt.

Ich bin definitiv dafür, daß alte Leute regelmäßig zum Arzt gehen, um ihre Fahrtüchtigkeit überprüfen zu lassen!

ältere Autofahrer


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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 14. Dezember 2006 | Revision: 26. November 2012

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