Immer mehr Anbieter verkaufen den Besitzern von Hunden neuerdings individuell abgestimmtes Hundefutter. Dabei wird der Eindruck erweckt, als benötige jeder Hund ein ganz speziell auf ihn abgestimmtes Futter. Die Angebote zielen vor allem auf jüngere und unerfahrene Hundesitzerinnen und Hundebesitzer ab.
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- Hundenahrung 2025: Was gutes Futter wirklich ausmacht
- Fleischfresser – aber an Stärke angepasst
- Warum günstiges Futter oft schmeckt – aber nicht automatisch gut ist
- Etikett verstehen: „Alleinfuttermittel“ ist der Schlüssel
- Trocken- oder Nassfutter?
- „Fleisch ist Pflicht“ – aber wie viel?
- Getreidefrei – notwendig oder Mode?
- Rohfütterung (BARF)
- Portionierung und Gewicht
- Praktische Einkaufstipps
- Gutes Futter muss nicht teuer sein
- Bildquellen:
Diese sind nämlich bereit, erheblich mehr für ihre Tiere auszugeben. Das fängt schon bei Abonnements für irgendwelche Hunde-Geschenkboxen an. Wir haben früher zwei alte Socken zusammengeknotet und unsere Hunde hatten damit ebensoviel Spaß, wie mit den Papprollen von Küchen- oder Toilettenpapier. Aber heute muss es monatlich neues Spielzeug sein: Kuscheltiere, Flechtwerk aus Tauen und jede Menge Gummizeug sowie diverse kleine Hundefutterportionen. Das alles kostet um die 25 Euro monatlich und muss meist mindestens ein Jahr lang abgenommen werden. Das kostet dann also alles zusammen 300 Euro. Muss man sich auch erstmal leisten können. Wie gesagt, alte Socken tun’s auch.
Vor allem ist es dem Hund völlig egal, was er zerbeißen oder womit er spielen darf. Er erkennt nicht, dass das eine lustige Faultierpuppe ist oder dass das ein Gummi-Kauspielzeug in Form eines Ferraris ist.
Meine Tochter hatte solche Boxen für ihren Hund mal bestellt. Ich muss sagen, dass das gelieferte Spielzeug erstklassig und von bester Qualität war. Aber, wie ich schon sagte, ein Hund hat nichts davon, weil er nicht weiß, was einen Gummi-Sponge Bob von einem zusammengeknoteten alten Handtuch unterscheidet.
Beim Futter1 wird’s dann etwas komplizierter.
Hier reden auch die Tierärzte, die selbst völlig überteuertes Hundefutter2 verkaufen, den Anbietern solcher Futtersorten das Wort.
Hundenahrung 2025: Was gutes Futter wirklich ausmacht
Hunde benötigen eine ausgewogene Ernährung. Moderne Fertigfutter können das leisten – doch worauf kommt es wirklich an? Entscheidend sind Nährstoffe, nicht Optik oder Marketing.
Fleischfresser – aber an Stärke angepasst
Hunde stammen vom Wolf ab und sind fakultative Karnivoren. Sie verwerten tierische Proteine sehr gut, haben sich aber auch an stärkehaltige Nahrung angepasst, da ihr Organismus über zusätzliche Amylase-Gene verfügt3.
Warum günstiges Futter oft schmeckt – aber nicht automatisch gut ist
Dass selbst Billigfutter gerne gefressen wird, liegt an sogenannten Palatants – Aromastoffen, die nach der Herstellung aufgetragen werden4. Sie verbessern den Geruch und Geschmack, richten sich aber oft mehr nach den Erwartungen des Menschen als nach dem Hund. Entscheidend ist die Nährstoffbilanz, nicht die Optik.
Etikett verstehen: „Alleinfuttermittel“ ist der Schlüssel
Nur Produkte, die als Alleinfuttermittel deklariert sind, decken den Bedarf vollständig. Ergänzungsfuttermittel sind nicht als alleinige Nahrung geeignet5.
Trocken- oder Nassfutter?
Beides kann ausgewogen sein. Trockenfutter ist lagerstabil, preiswerter pro Energieeinheit und tendenziell zahnfreundlicher6. Nassfutter ist wasserreich, was für Hunde mit Trinkmuffeligkeit oder Harnwegsproblemen sinnvoll sein kann. Für den Hund zählt letztlich die Komplettformulierung, nicht die Konsistenz.
„Fleisch ist Pflicht“ – aber wie viel?
Ein hoher Fleischanteil klingt gut, doch entscheidend ist die Verdaulichkeit der Proteine und die ausgewogene Mineralstoffversorgung. Ein Futter mit viel Fleisch, aber falschem Kalzium-Phosphor-Verhältnis, ist problematischer als ein ausgewogenes mit moderatem Fleischanteil7.
Getreidefrei – notwendig oder Mode?
Getreide ist nicht grundsätzlich schlecht. Hunde können Stärke verdauen. Die Diskussion um getreidefreie Futtermittel und eine mögliche Kardiomyopathie (DCM) ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Ein Zusammenhang wurde bislang nicht eindeutig bewiesen8.
Rohfütterung (BARF)
BARF kann funktionieren, birgt aber Hygienerisiken (Salmonellen, Listerien) und führt ohne exakte Rationsberechnung leicht zu Mangel- oder Überversorgungen9.
Portionierung und Gewicht
Auch das beste Futter nützt nichts, wenn die Menge nicht passt. Der Body-Condition-Score (BCS) ist ein bewährtes Werkzeug, um Über- oder Untergewicht zu vermeiden. Zielwert ist meist 4–5 auf einer 9-Punkte-Skala. Portionen sollten regelmäßig angepasst werden10.
Praktische Einkaufstipps
- Auf die Bezeichnung Alleinfuttermittel achten.
- Darauf achten, dass das Futter für die Lebensphase (Welpe, Adult, Senior) geeignet ist.
- Transparenz und Qualitätskontrollen des Herstellers prüfen.
- Akzeptanz nicht mit Qualität verwechseln – wichtiger sind die Nährstoffangaben.
- Trocken, nass oder beides kombinieren – Zähne separat pflegen.
Gutes Futter muss nicht teuer sein
Viele Hundebesitzer lassen sich von Hochglanz-Marketing, edlen Verpackungen oder „maßgeschneiderten Rezepturen“ beeindrucken. Doch wissenschaftlich betrachtet braucht Dein Hund kein Luxusfutter für 8 Euro pro Portion, sondern ein ausgewogenes Alleinfuttermittel. Zahlreiche günstige Marken im Supermarkt oder im Fachhandel erfüllen die gleichen ernährungsphysiologischen Standards wie die hochpreisigen Produkte.
Entscheidend ist nicht der Preis, sondern ob das Futter den geltenden FEDIAF- oder AAFCO-Richtlinien entspricht, also alle wichtigen Nährstoffe in der richtigen Menge enthält. Selbst ein preiswertes Trockenfutter für 20 Euro pro 15-Kilo-Sack kann Deinen Hund genauso gut versorgen wie ein individuell portioniertes Premium-Abo-Futter.
Natürlich gibt es Qualitätsunterschiede bei Rohstoffen und Herstellungsverfahren – aber teuer heißt nicht automatisch besser. Wer beim Kauf kritisch auf die Deklaration achtet, spart bares Geld, ohne dass der Hund etwas entbehrt.
Fazit: Ein gesundes, ausgewogenes Hundefutter gibt es auch für den kleinen Geldbeutel. Für die Lebensqualität Deines Hundes zählt nicht das Preisschild, sondern die richtige Nährstoffversorgung, eine angemessene Portionierung und viel Zuwendung im Alltag.
Bildquellen:
- labradore: PW
Fußnoten:
- https://dreibeinblog.de/der-kampf-mit-der-hartnackig-faulen-bestie/ (zurück)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hundefutter (zurück)
- Genetische Studien belegen die AMY2B-Gen-Vervielfachung beim Hund, was eine verbesserte Stärkeverdauung ermöglicht. (zurück)
- Palatants sind meist Fette, Proteinhydrolysate oder Hefederivate, die die Akzeptanz des Futters erhöhen. (zurück)
- Rechtsgrundlage: Verordnung (EG) 767/2009 zur Kennzeichnung von Futtermitteln. (zurück)
- Trockenfutter fördert zwar nicht automatisch Zahnpflege,
verringert aber im Vergleich zu weichem Nassfutter die Plaquebildung leicht. (zurück) - FEDIAF-Leitlinien geben klare Mindest- und Höchstwerte für alle wichtigen Nährstoffe vor. (zurück)
- FDA-Untersuchungen zeigen keine eindeutige Kausalität zwischen getreidefreiem Futter und DCM. (zurück)
- Studien belegen ein signifikant erhöhtes Risiko für bakterielle Kontamination bei Rohfutter im Vergleich zu industriell gefertigtem
Fertigfutter. (zurück) - Die FEDIAF-Leitlinien geben Referenzwerte für Energiebedarf in Abhängigkeit vom Körpergewicht (kBW^0,75). (zurück)
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