„In der Phantasie geht alles. Ich stelle mir vor, ich bin ein Regenwurm mit toupiertem Haar und trinke ein großes Glas Holz“. Helge Schneider.
Man möge mir bitte die Schreibweise von „Phantasie“ verzeihen. Aber, wenn ich dieses wunderschöne Wort mit „F“ geschrieben sehe, kriege ich die Krätze an den Hals und denke sofort an die Verschlimmbesserung meiner geliebten Muttersprache durch den grassierenden Somnambulismus, der durchaus auch in einer EU-Falz-Verordnung für Klopapier enden könnte, damit man sich damit gesetzeskonform den Arsch abwischen kann.
Im Prinzip stellt es ja kein Problem dar, wenn ein Schlafender, ohne aufzuwachen, sein Bett verlässt, umherschlurft und auch irgendwelche Tätigkeiten verrichtet. Wenn ein solcher Dämmerzustand beispielsweise dazu führt, dass jemand Unmengen an Klopapier, Mehl und Rapsöl hortet, mag das zwar skurril erscheinen, solange es jedoch ausschließlich ihn und sein eigenes Portemonnaie tangiert…so what?
Richtig gaga wird es allerdings, wenn somnambule EU-Influencer*:innen des Nachts in ihrer Küche schlafwandelnd, einen koffeinfreien Instant-Espresso in aufgeschäumte Hafer- oder Sojamilch schütten, der Welt hernach in einer Art veganen Bulle verkünden, dass diese Plörre von nun an die einzig zulässige, quasi amtliche Latte macchiato sei, und wenn das EU-Parlament dies auch noch in einen Gesetzestext gießt.
Nun, liebe Kaffeefreundinnen und Kaffeefreunde, dies war natürlich nur ein schräges Gedankenspiel, insofern besteht kein Grund zur Panik. Die sympathische Neigung der Italienerinnen und Italiener, derart geschmackliche Entgleisungen, mit mediterraner, anarchischer Gelassenheit zu ignorieren, machte einem solchen Frevel den Garaus, noch bevor er von der somnambulen Kommissionspräsidentin auf die Tagesordnung gesetzt würde und es im EU-Parlament zu blutigen Handgreiflichkeiten käme. Insofern kann man getrost davon ausgehen, dass eine derartige Attacke auf ein Kulturgut, wie eine Latte macchiato, gottlob nur besagtes Gedankenspiel bleibt.
Kein Gedankenspiel, aber gleichermaßen schräg, sind die Forderungen aus dem Lager der bellizistisch somnambulen Friedensrichter*:innen, alles Russische a priori zu verachten, zu verteufeln, zu verbieten, zu schreddern, auf einem ideologischen Scheiterhaufen zu verbrennen, und weiß der Geier, was noch alles damit anzustellen, seit die russischen Armee völkerrechtswidrig die Ukraine überfallen hat.
Öhm, ob es eine völkerrechtskonforme Art gibt, sein Nachbarland zu überfallen … weiß ich jetzt allerdings nicht so genau. Da müsste vielleicht mal jemand Recep Tayyip Erdoğan, Annalena Baerbock, Norbert Röttgen, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Omid Nouripour, oder Jens Stoltenberg fragen, falls sie ihr somnambules Wachkoma je unterbrechen und zufällig mal hellwach sein sollten.
Ich wüsste nämlich zu gerne, ob ich noch Russisch Brot, Russische Eier, Piroggen, Soljanka, oder, oder, essen darf, oder Wodka trinken, Schostakowitsch und Rachmaninow hören, Pasternak und Tolstoi lesen, ohne sogleich von Amts wegen in Guantanamo leben und einen orangenen Overall tragen zu müssen. Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen: Wird alleine schon der Besitz einer CD von Anna Netrebko jetzt tatsächlich schon mit Sicherheitsverwahrung bestraft? Wie krass ist das denn?
Wie, das wäre ja lächerlich? Hallo? Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als vor ziemlich genau 20 Jahren, eine andere Atommacht völkerrechtswidrig den Irak überfiel und man keine Levis, kein Wrigley’s Spearmint, keine Coca Cola, keine Harleys, keine Kellogs Cornflakes und weiß der Geier, was man noch nicht alles kaufen durfte, ohne sich der Gefahr auszusetzen, auf einem ideologischen Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Hä, das durfte man? Echt jetzt? Ohne, dass Recep Tayyip Erdoğan, Annalena Baerbock, Norbert Röttgen, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Omid Nouripour, oder Jens Stoltenberg heftig protestierten? Ach so, stimmt ja. Der Irak ist ja kein Nachbarland von den USA. Dann gilt das Völkerrecht ja nicht. Das hatte ich völlig vergessen. Insofern…
An dieser Stelle halte ich es für geboten, mein Pamphlet über das Schlafwandeln und die daraus folgenden schrägen Phantasien mit einem Aphorismus von Hermann Hesse zu beenden:
„Es gibt die Wirklichkeit, und an der ist nicht zu rütteln. Wahrheiten, nämlich in Worte gefasste Meinungen über die Wirklichkeit, gibt es unendlich viele. Und alle sind sie ebenso richtig, wie sie falsch sind.“
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