Vor einigen Tagen fielen mir sehr hübsche Postkarten mit Hundemotiven in die Hände.
Wie ich recherchieren konnte, stammen sie von dem zu seiner Zeit recht bekannten Maler Paul-Egon Mahler.
Doch wer war dieser Paul-Egon Mahler?
Paul-Egon Mahler um 1908
Paul Egon Mahler war ein bekannter Maler von Tier- und Jagdszenen, Wetterkundler und Erfinder.
Zu seinen wohl bekanntesten Werken zählen seine für Jagdhefte zur Unterhaltung angefertigten Zeichnungen vom berühmten Salatdackel. (Siehe Titelbild und folgendes:)
Der Salatdackel – Paul Egon Mahler – um 1915 – gemeinfrei – in Privatbesitz
Am 18.02.1862 wurde er in Straßburg unter dem Namen Paul Eugene Mahler geboren. Seine Eltern waren der Rauchwarenhändler Maximilian Mahler und dessen Frau, die damals sehr bekannte Pilz- und Kräuterkundige Elfriede Mahler, geb. Lutzenbuch.
Paul Egon Mahler besuchte in Straßburg die Schule bis einschließlich der dortigen Mittelschule, wo sein Talent von einem väterlichen Kunstlehrer (Robert Clairegall) gefördert wurde.
Württemberger Bracke von Paul-Egon Mahler um 1900
Ebenso wie das Elsass während der Zeit seine Zugehörigkeit zu den Nationen wechselte, wurde Mahler auch ein Wanderer zwischen Deutschland und Frankreich. Zunächst begann er 1878 in Freiburg eine Lehre zum Xylographen, was seinen künstlerischen Neigungen sehr entgegenkam. Seine Ausbildung beendete er 1881/1882 in Paris bei einem anderen Meister als Gebrauchsxylograph. In seiner Freizeit widmete sich der multibegabte Künstler auch der Entwicklung des seelenlosen Korkenziehers1. Bis dahin wurden Korkenzieher zum Öffnen von verkorkten Weinflaschen aus angespitzten Drähten mühsam um einen Dorn gewickelt. Das in der Mitte dieser Wendel verbliebene Loch wird als Seele bezeichnet.
Links „Seelenloser Korkenzieher“ nach Paul Mahler. Rechts: Gewendelter Korkenzieher
Solche Korkenzieher konnten nur manuell gefertigt werden, was sie zu der damaligen Zeit recht teuer machte. Mahler revolutionierte die Korkenzieherherstellung, indem er den Korkenzieher auf eine Art Schraube mit Griff ohne die Seele reduzierte. Korkenzieher können seitdem wesentlich günstiger maschinell hergestellt werden. Dadurch wurde der Konsum von in verkorkten Flaschen gelieferte Weinen durch die ärmere Bevölkerung ermöglicht.
Martha-Luise Mahler
Ende 1882 kehrte er für einige Jahre ins Elsass zurück und lernte dort Martha-Luise Kuritzon (anderen Quellen zufolge Curizon) (1869-1936), die Tochter eines Oberpostbeamten, kennen. Die beiden heirateten 1888 und zogen gemeinsam nach Paris.
Dort machte Paul Mahler sich zunächst nebenberuflich, dann hauptberuflich als freier Künstler einen Namen als Landschaftsmaler. Leider sind nahezu sämtliche Werke aus der Pariser Zeit verschollen. Sein Schaffen in Frankreich wurde durch den heraufziehenden Ersten Weltkrieg unterbrochen, da er als Deutsch-Franzose beiden Parteien verdächtig war. Daneben befasste sich Mahler auch autodidaktisch mit der Wetterkunde. An allen seinen Wohnorten betrieb er, wie Zeitgenossen berichten, kleine Wetterhäuschen zur Erfassung der aktuellen Wetterdaten, die er akribisch in über 200 Wetterbüchlein notierte.
Aus der Pariser Zeit erhalten ist diese wunderschöne Postkarte anlässlich der Pariser Weltausstellung von 1889 – Paul Mahler2
Das Ehepaar Mahler emigrierte in der Folge 1914 nach Lausanne in die Schweiz, wo Mahler in seiner zweiten großen Schaffensperiode vor allem Jagdszenen und Hunde3 malte. Weiterhin arbeitete er noch bis 1919 immer wieder als Xylograph und schuf vor allem Illustrationen für Lexika, Kataloge und andere Druckschriften. In dieser Zeit schrieb Mahler auch wetterkundliche Aufsätze für örtliche Zeitungen. Er gilt als Schöpfer des Begriffs „heiter“ für regen- und wolkenfreie Wetterlagen.
Wohnhaus der Mahlers in Lausanne/Schweiz
Vor allem seine Landschaftsbilder, bei denen sehr oft Tiere im Vordergrund standen, weckten zeitlebens das Interesse diverser Verleger. Seine Werke wurden in zahlreichen Büchern über die Jagd als Illustrationen eingesetzt, wobei sein Name oft ungenannt blieb. Bekannt wurde er zu seiner Zeit, als immer mehr wohlhabende Industrielle an ihn herantraten, um die in Mode kommenden Jagdsalons auszuschmücken. Der Schwerpunkt waren, wie bei seinen Illustrationen, das einheimische europäische Jagdwild, aber auch das lebende Handwerkszeug des Jägers, die Hunde, aber auch Akteure der Beizjagd, angefangen von den Falken bis hin zum Steinadler.
Paul Mahler verstarb am 27.12.1924 kinderlos an den Folgen eines Lungenleidens. Man nimmt heute an, dass es sich um Tuberkulose handelte.
Ausschnitt aus der Patentschrift von Paul Egon Mahler: Seelenloser Korkenzieher
Sein Werk geriet noch vor dem Zweiten Weltkrieg nahezu gänzlich in Vergessenheit. Auch wenn Paul-Egon Mahler sicher keiner der ganz großen Künstler war, so erfreuen seine Bilder auch heute noch viele Liebhaber von Jagd- und Hundeszenen. Sie bestechen durch ihren Detailreichtum, ihre heitere Ruhe und die Leichtigkeit der Farben. Wenn heute in Wettervorhersagen von „Aufheiterung“ oder „heiterem Wetter“ die Rede ist, geht diese Formulierung auf Paul Mahler zurück und wird uns immer an ihn erinnern. Auch alle Weinliebhaber der Welt können sich dank Mahlers Erfindung des „seelenlosen Korkenziehers“ ihrer Genussvorliebe erfreuen.
- jagdhund-paul-egon-mahler: Paul Egon Mahler
- paul-egon-mahler: unbekannt
- curizon: Fotograf unbekannt
- Salatdackel-Paul-Egon-Mahler-gemeinfrei: Paul Egon Mahler - Salatdackel, gemeinfrei - in Privatbesitz
- Paul-Egon-Mahler-Exposition_Universelle_de_Paris_1889_-_Universitaets-_und_Landesbibliothek_Darmstadt: Paul-Egon-Mahler, Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Gemeinfrei, wikimedia.org
- Paul-Egon-Mahler-Bracke: Pinakothek
Fußnoten:
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Korkenzieher, Mahler, Maler, Paul Egon, Salatdackel, Wetterkunde