Satire

Neckarnixen schwimmen an Maria Lichtmess nackt

Neckarnixen Pixabay

Die bekannten Neckarnixen sind um diese Jahreszeit besonders aktiv. In den frühen Morgenstunden tauchen sie aus den Tiefen der Fluten auf und nähern sich den Ufergefilden.

Völlig unbekleidet tanzen sie umher und lassen den Vollmond auf ihre prächtigen und ansehnlichen nackten Körper scheinen. Neckarnixen wurden das erste Mal im Jahre 1876 vom Edinger Fischer Klaus Brömmelkötter erwähnt, der glaubte, einen kapitalen Waller an der Angel zu haben, stattdessen aber eine jener Nixen an Land zog. Über dieses Zusammentreffen war er so erschrocken, daß er über diesen Vorfall seinen Verstand verlor und laut schreiend im nahegelegenen Dossenwald verschwand, der damals noch bis an die Gemarkung Edingen heranreichte. Er ward nie wieder gesehen, doch Bauern aus der Umgebung berichteten noch Jahre später von einem wild gestikulierenden bärtigen Mann, der schreiend am Waldesrand gestanden haben soll. Dieses ist der Beginn der Legende vom „Wilden Mann vom Dossenwald“.

Neckarnixen kommen ursprünglich aus Skandinavien. Man nimmt an, daß sie an Boote angehängt unter Wasser zunächst bis in den Unterlauf des Rheins und dann im Verlaufe von Jahrzehnten in den Neckar gelangten. Die allerersten Berichte gehen sogar auf das Jahr 1689 zurück. In der Stadtchronik eines Dorfes bei Heilbronn wird im Dezembereintrag des Jahres 1689 berichtet:

Eyn wysse Frouw met Fiess vunn Fisch het den Jungmann Haribert vun Sulm untern Wassern gezogen un vertränkt.

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Ob es sich bei dieser spätmittelalterlichen Sichtung auch um eine echte Neckarnixe handelt, darf vor dem Hintergrund neuester Forschungen bezweifelt werden. Prof. Dr. Immengard-Luise Böckelstieg-Leutershausen aus Heidelberg schreibt nämlich in einem Aufsatz für die „Global Medical Research“:

…unterscheiden sich die Berichte über Neckarnixen einheitlich dadurch von Berichten über Seejungfrauen und andere Nixen, als dass stets eindeutig und stringent das Fehlen eines Fischschwanzes angegeben wurde. Demnach ist festzustellen, dass Neckarnixen normale Beine und Füße haben und ihr Torso nicht in einen Fischschwanz endet.

Seit Jahrzehnten sind vor allem um die Zeit von Mariä Lichtmess (Anfang Februar) am ganzen Neckarlauf frühmorgens zahlreiche Nixenjäger unterwegs. Allerdings ist nicht das Jagdgewehr ihre Waffe, sondern der Fotoapparat. Im Morgengrauen liegen sie auf der Lauer, um der Welt endlich eine Sensation zu bescheren, das erste Foto einer badenden nackten Neckarnixe.

Dr. Markus Breitenbusch aus dem niederen Hochschwarzwald reist mit sechs seiner Freunde alljährlich um diese Zeit kurz vor oder nach Fastnacht ins idyllische Edingen. Eine ganze Busladung elektronischer Geräte bauen die sieben Männer in den folgenden Tagen am Neckarufer entlang auf. Darunter befinden sich hochempfindliche Dämmerungskameras, Sensoren, Funkgeräte und vollautomatische Nixenlinsen.
Doch obwohl die jungen Burschen ihre Suche jeden Morgen mit einem Stoßgebet an den heiligen Nepomuk beginnen, war ihnen in den letzten vier Jahren kein Erfolg vergönnt. Das Sensationsbild aus dem Jahre 2005 entpuppte sich bei näherer Betrachtung als die Aufnahme eines ins Wasser gefallenen Nordic Walkers, der an der Neckarhausener Fähre falsch abgebogen war.

Inzwischen hat der Edinger Bürgermeister Roland Wasser-Marsch einen Preis ausgeschrieben. Ein fulminantes Abendessen in der „Neckarperle“ will er demjenigen stiften, der den ersten Beweis für die Existenz der Neckarnixen liefert.

Dass es Neckarnixen gibt, bezweifelt in der Umgebung allerdings niemand. Tausende von Berichten hat Altgemeinderat Gustav Erblasser in den vergangenen zwanzig Jahren gesammelt. Für seine außerordentlichen Forschungsarbeiten über die nackten Neckarnixen wurde ihm sogar das Bundesverdienstkreuz am Strick verliehen.
Sein kleines, enges Arbeitszimmer ist übervoll mit Artefakten seiner Neckarnixen-Sammlung. Besonders stolz ist er auf eine Haarlocke, die eine badende Neckarnixe 1968 bei ihrer Flucht zurück ins Wasser verloren haben soll, als zwei junge Burschen sie am Ufer erwischt haben.

Bis heute ist nicht ganz klar, warum es die Nixen alljährlich ans Ufer zieht. Experten vermuten, dass es Teil ihres Balzverhaltens ist. Völlig ungeklärt hingegen sind die Fragen hinsichtlich der Ernährung, Fortpflanzung und Lebensweise.

Es bleibt viel zu tun in der Neckarnixenforschung.

(recycled aus 2007)

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    Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

    Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

    Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 28. Februar 2015

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