Gesundheit / Haushalt

Mindeshaltbarkeitsdatum oder Tödlichkeitsdatum?

Mhd

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) sorgt immer wieder für Verwirrung und hitzige Diskussionen – sowohl offline als auch besonders im Internet. In Foren und sozialen Netzwerken kursieren unzählige Mythen darüber, ob Lebensmittel sofort nach Erreichen dieses Datums ungenießbar werden oder ob ein kurzzeitiges Verlassen des Kühlschranks ein Produkt automatisch unbrauchbar macht. Doch wie so oft gilt: Nicht alles, was dort steht, stimmt.

Bei meiner Reise durchs Netz stoße ich auf die Frage einer Unbedarften: „Neulich habe ich vergessen, alles sofort in den Kühlschrank zu räumen. Die Sachen (Milch, Joghurt, Käse, Salami) lagen mindestens eine Stunde bis zwei Stunden auf dem Küchentisch herum. In der Küche war es sehr kühl, aber muss ich sie entsorgen oder besser gleich wegwerfen?“

Ein anderes Gehirnfrettchen fragte: „Hab im Kühlschrank einen Becher Quark entdeckt, der einen Tag vor dem Ablaufdatum war. Da ich so etwas Ekliges nicht mehr esse, will ich von Euch wissen, ob ich das dem Hund geben kann oder ob der von dem fast abgelaufenen Produkt versterben wird???“

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Die Antworten muss ich Euch nicht wiedergeben, sie waren genauso blöd, wie die beiden Fragen und reichten von „sofort entsorgen“ bis „auf keinen Fall mehr genießbar“. Nur zwei von über 100 Antworten sagten aus, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum kein Ablaufdatum ist.

Was bedeutet das Mindesthaltbarkeitsdatum wirklich?

Zunächst einmal: Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt an, bis zu welchem Zeitpunkt der Hersteller garantiert, dass das Produkt bei richtiger Lagerung seine volle Qualität behält. Dabei geht es um Geschmack, Konsistenz und Nährwert. Es bedeutet jedoch nicht, dass das Lebensmittel am Tag nach diesem Datum automatisch schlecht wird oder gesundheitsschädlich ist. Es geht um die Mindesthaltbarkeit, nicht die maximale Genießbarkeit.

Lebensmittel, die ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, sind also keineswegs automatisch verdorben. Viele Produkte wie Nudeln, Reis, Konserven oder sogar Milchprodukte halten sich oft noch lange darüber hinaus, sofern sie gut gelagert wurden. Der richtige Umgang mit Lebensmitteln und das Vertrauen auf unsere eigenen Sinne sind dabei entscheidend.

Früher gab es gar kein Mindesthaltbarkeitsdatum und die Menschheit hat trotzdem überlebt. Der gesunde Menschenverstand und unsere Sinne helfen mit, dass wir verdorbene Lebensmittel erkennen können. Darauf sollten wir uns immer verlassen.

Mythos: Einmal ungekühlt, immer verdorben?

Ein besonders weitverbreiteter Irrglaube besagt, dass Lebensmittel, die „mal kurz“ nicht gekühlt wurden, ungenießbar werden. Zwar gibt es empfindliche Lebensmittel wie frisches Fleisch, Fisch oder Milchprodukte, die stets kühl gelagert werden sollten, aber viele Produkte sind robuster, als wir denken. Eine Packung Butter oder Käse, die für ein paar Stunden draußen stand, ist in der Regel nicht gleich verdorben – vor allem nicht bei moderaten Temperaturen. Entscheidend sind hier die Dauer und die Umgebungstemperatur. Ein Transport im warmen Sommerauto ist sicherlich problematischer als ein kurzes Stehenlassen auf der Arbeitsfläche.

Was tun, wenn das Datum überschritten ist?

Anstatt bei Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums panisch den Müllbehälter zu öffnen, sollte man den gesunden Menschenverstand walten lassen. Unsere Sinne sind wunderbare Helfer: Riecht, schmeckt oder sieht ein Lebensmittel noch gut aus, kann es in den meisten Fällen bedenkenlos verzehrt werden. Die meisten Lebensmittel verderben nicht „schlagartig“ über Nacht. Ein Joghurt, der gestern noch gut war, ist es am nächsten Tag meist auch noch. Gerade trockene Produkte wie Mehl, Reis oder Nudeln haben oft eine erstaunlich lange Haltbarkeit über das Datum hinaus.

Aufgepasst: Verbrauchsdatum ist etwas anderes!

Auch das sogenannte Verbrauchsdatum, das meist auf leicht verderblichen Lebensmitteln wie (Hack)Fleisch und Fisch zu finden ist, sorgt häufig für Verwirrung. Häufig steht da „zu verbrauchen bis“. Hierbei handelt es sich um eine wichtige Orientierungshilfe, die man nicht ignorieren sollte. Nach Ablauf dieses Datums sollte man das Lebensmittel tatsächlich nicht mehr verzehren, da es dann gesundheitsschädlich sein könnte.

Verschwendung vermeiden durch mehr Vertrauen in die Sinne

In einer Zeit, in der Lebensmittelverschwendung ein enormes Problem darstellt, ist es wichtiger denn je, die Haltbarkeit von Produkten richtig zu verstehen. Laut Studien landen bis zu 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr allein in Deutschland im Müll, viele davon völlig unnötig. Ein Großteil dieser Abfälle entsteht, weil Verbraucher das Mindesthaltbarkeitsdatum als „Wegwerfdatum“ missinterpretieren.

Fazit: Ruhe bewahren und die Sinne schärfen

Statt sich von Mythen und Fehlinformationen in Foren oder sozialen Netzwerken verunsichern zu lassen, sollten wir mehr auf unsere eigenen Sinne vertrauen.
Ich habe einen Becher Quark gegessen, der sehr lecker geschmeckt hat und noch eine tolle Konsistenz hatte. Erst nach dem Verzehr habe ich gesehen, dass der Becher schon 3 Monate abgelaufen war.
Erstaunlich, dass er so lange gehalten hat und nicht schlecht geworden war. Aber das zeigt doch, dass Lebensmittel auch sehr weit über das MHD hinaus noch ohne weiteres verzehrt werden können.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein starrer Endpunkt, sondern lediglich eine Orientierungshilfe. Mit dem richtigen Wissen und einer gesunden Portion Vernunft können wir nicht nur den Geldbeutel schonen, sondern auch etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun.

Bildquellen:
  • mhd: Peter Wilhelm ki


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 3. Oktober 2024

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