Wenn ich eine ganze Stadt, sagen wir mal die Stadt Mannheim, an der Nase herumführen wollte, dann würde ich mich um ein lukratives, am besten beamtenbesoldetes Amt bewerben. Danach würde ich recht viele teure Dienstreisen machen, in den besten Hotels absteigen, alle möglichen Leute fürstlich bewirten und das natürlich alles auf städtische Kosten.
Habe ich dann ein recht hohes Sümmchen in den Sand gesetzt oder verbraten, dann droht mir sicherlich die Ablösung von meinem Postem, damit ist zu rechnen. Aber das macht mir dann nichts, ich bin ja verbeamtet und so schnell schießen die Preußen bekanntlich nicht.
Dann fahre ich erstmal weg, suche mir eine Postfachadresse in Berlin, lasse mich mal gepflegt krankschreiben und harre der Dinge die da kommen. Man wird mir, weil man mich als Beamten nicht so einfach vor die Tür oder gar auf die naßkalte Straße setzen kann, einen Ersatzposten anbieten, mit toller Vergütung, schönem Büro, Personal und Ausrüstung. Ja und wenn diese neue Stelle dann eingerichtet ist, dann zeige ich denen erst einmal die ebenso naßkalte Schulter, gebe mich zugeknöpft und bummele so fast zwei Jahre herum. Immer mal wieder eine Krankmeldung hinschicken, parallel dazu schön meine Bezüge weiterkassieren und ab und zu mal durchblicken lassen, daß man vielleicht bald eine Kündigung schickt oder sich woanders bewerben möchte oder vielleicht doch die stets freigehaltene Stelle und das schön vorgewärmte Büro annehmen möchte… Jedenfalls muß man die Stadtoberen immer schön im Unklaren lassen, denn bevor die sich gänzlich blamieren, warten die erfahrungsgemäß immer ab.
Man meint, daß ginge nicht? Man könne nicht über Jahre hinweg bei vollen Bezügen so eine Eulenspiegelei veranstalten?
Ha, geht doch!
Seit über einem Jahr ist der frühere Direktor der Mannheimer Kunsthalle, Dr. Rolf Lauter, krankgeschrieben.
Lauter ist städtischer Beamter, wurde aber im Oktober 2007 von seinem Direktorenposten suspendiert. Der damals neue Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz hatte Lauter ins Kulturamt versetzt und wie es heißt mit „allgemeinen Aufgaben der Kulturplanung im Bereich der Bildenden Kunst“ beauftragt. Mannheimer Bürger meinen dazu: „Eine Schande! Wer wegen Unfähigkeit suspendiert wird, der gehört weg und nicht in eine solche Stellung, das müssen wir doch alles bezahlen!“
Für Lauter bedeutete die neue Stelle eine Degradierung und vermutlich beleidigt trat der 54-jährige sie niemals an. Stattdessen war er mal krankgeschrieben, mal nahm er seinen Resturlaub, dann den neuen Urlaub, jedenfalls wuchs sich die Sache zu einem Skandal ohne Beispiel aus. Statt Nägeln mit Köpfen zu machen, ließ sich die Stadt vom ehemaligen Kunsthallendirektor auf der Nase herumtanzen un finanzierte den ganzen „Spaß“ auch noch.
Und das alles passiert in einer Stadt, in der die finanziellen Rahmenbedingungen nach Sparkassenskandal und angesichts hoher Arbeitslosigkeit sowieso nicht die Besten sind. Da treibt es manchen Mannheimer vor Wut die Röte ins Gesicht, wenn er sieht, wie hier wirklich Geld verpulvert wird, während ihm der Strom abgestellt wird oder er vom Lehrer seiner Kinder einen zettel nach Hause geschickt bekommt, er solle doch bitte bei der Renovierung des Klassenzimmers mithelfen, weil dafür von städtischer Seite kein Geld vorhanden sei…
Seit Oktober 2007 geht das also mit diesem Herrn Lauter so und diese Eulenspiegelei hat immer noch kein Ende. Jetzt war Lauter zwar bei einem Amtsarzt, der erstaunlicherweise feststellte, daß Lauter wohl gesund genug ist, um seinen Dienst anzutreten, aber Lauter macht das trotzdem nicht. Erst jetzt (hallo, wir schreiben mittlerweile 2009!) kommt man bei den Verantwortlichen auf die Idee, mal richtig aktiv zu werden.
Es ist schon ziemlich erstaunlich, daß man es hingenommen hat, daß Herr Lauter einen ersten Termin beim Amtsarzt im September 2008 einfach nicht wahrgenommen hat. Ich möchte nicht wissen, wie harsch die Mannheimer Verwaltung ansonsten mit ihren Bürgern umgeht, wenn sie einer Aufforderung nicht fristgemäß nachkommen.
Noch erstaunlicher ist es, daß der arme Herr Lauter ja sooo krank gar nicht gewesen sein kann. Immerhin berichtet der Mannheimer Morgen: „… kam aber erneut eine Krankmeldung … Er soll aber mehrfach bei Ausstellungseröffnungen in Berlin, Karlsruhe oder Frankfurt gesehen worden sein.“
Unsereins hat schon Scheu, in die Apotheke zu gehen, wenn man krankgeschrieben ist!
Tja, man darf gespannt sein, wie lange sich die Stadt dieses Possenspiel noch bieten lässt. Falls Herr Lauter, was zu erwarten ist, den tollen Posten im Beamtenstatus mit eigenem, warmem Büro doch nicht antritt, ich wäre bereit ihn zu übernehmen, den Job, nicht den Herrn Lauter.
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