Gestern habe ich ein lebendes Tier gekauft. Es war eine kleine weiße Maus, die einen schnellen Tod fand, als unsere kleine Kornnatter sie erlegt hat. Das mag dem einen oder anderen brutal vorkommen, aber das hat der liebe Gott nunmal so vorgesehen.
Während ich darauf wartete, daß Rudi der Schlangemann, mir die Maus in eine Schachtel packte, näherte sich eine deutlich übergewichtige Oma mit einen deutlich doofen Opa. Da man als Rentner ja heute nicht mehr warten muß, bis man an der Rehe ist, brabbelte die Alte, obwohl ich mich gerade mit Rudi unterhielt, einfach dazwischen:
„Was habt ihr denn da?“
Rudi hat ein Gemüt, wie ein vollgefressener Leguan und nickte einfach nur freundlich, um das Gespräch mit mir fortzusetzen. Das veranlasste die dicke Alte, sich einfach zwischen mich und Rudi zu stellen und nochmals zu fragen:
„Habt ihr was da?“
„Was sollen wir da haben?“, fragte Rudi zurück. Ich nickte ihm zu, was heißen sollte: Bedien‘ die Alte, ich hab‘ Zeit.
„Na irgendwas zu Weihnachten“, sagte die Alte und fügte hinzu: „Für mein Enkele.“
Der doofe Opa meldete sich nun auch zu Wort: „Der is jo so goldisch“, und zeigte mit der rechten Hand, wie groß sein ‚Enkele‘ ungefähr sein muß.
Rudi war immer noch nicht klar, was die Rentner von ihm wollten und erkundigte sich:
„Was möchten Sie denn gerne haben?“
Dabei machte er eine Handbewegung in die Runde, denn in seiner Verkaufshalle türmen sich Aquarien, Terrarien, Dutzende Tierfuttersorten und zahlreiche Behältnisse mit Schlangen, Echsen, Futtertieren usw.
„Was fir dä Klääne.“
„Ja, an was hatten Sie da gedacht?“
„Ei, Sie misse doch wisse, was sie do hebbe.“
„Wir haben Vieles, Sie müssten schon etwas genauer sagen, was sie wollen.“
„Der Klääne will ä Schlang‘, ä g’fährlische!“
„Wir haben eine ganze Reihe Schlangen, aber keine gefährlichen. Nur kleine Würgeschlangen.“
„Wirgeschlang‘, des is gut!“
„Wie alt ist denn das Kind?“
„Siwwene.“
„Für ein siebenjähriges Kind ist das aber noch nichts. Ich würde einem Kind sowieso kein Tier zu Weihnachten schenken.“
„Der will awwa was G’fährlisches“, beharrte die Oma und der Opa warf ein: „Habt ihr auch Spinnen. Vogelspinnen?“
Rudi wollte gerade antworten, doch die Alte schubste ihren doofen Mann einfach ein bißchen an die Seite und sagte: „Nä, kä Spinn‘, do hebb isch Angst vor, Igitt.“ Dann deutete sie mit ihren wurstigen Fingern auf ein Terrarium und fragte: „Was’n des do?“
„Das ist eine Bartagame.“
„Sind die g’fährlisch?“
„Nein, die sind harmlos.“
„Sehen aus wie große Eidechsen.“
„Hören Sie“, meinte Rudi, „am Besten wird es sein, wenn Sie mit ihrem Enkel mal herkommen und ich mir den Jungen ansehe und mich mit ihm unterhalte, vielleicht finden wir ja ein Tier, das für ihn geeignet ist.“
„Nä, der will zu Weihnachte‘ was G’fährlisches.“
„Ja, also, wie soll ich Ihnen das jetzt sagen; ich verkaufe gerne, da lebe ich schließlich von, aber ich werde Ihnen heute kein Tier verkaufen.“
„Ei, warum dann net?“
„Weil die Pflege dieser Tiere ein gewisses Spezialwissen erfordert, weil man da ein Händchen für haben muß und weil ich nicht an ein siebenjähriges Kind was G’fährliches verkaufe.“
Da nahm die Alte ihren Mann bei der Hand und sagte: „Komm Oskar, jetzt holen wir doch den kleinen Hund bei dem polnischen Züchter wo wir vorhin waren.“
Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß es die kleine Maus, die ich gerade gekauft hatte, besser hatte, auch wenn sie bald gefressen werden würde…
Leute, kauft keine Tiere zu Weihnachten!
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