Notiz für mich selbst

Kann man einen wilden Hasen im Stall halten?

Hase pixabay 800x500

Michael hat einen Hasen großgezogen. Genauer gesagt: seine vollbusige Frau. Er beharrt darauf, dass er tatsächlich einen echten, klitzekleinen, von der Mutter verlassenen Wildhasen gefunden habe, den seine Frau mühsam großgezogen habe.

Schließlich sei das ein „Riesenviech“ geworden, den sie viele Jahre in einem Hasenstall gehalten haben wollen.

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Ich kann das nicht glauben und erkundige mich bei einem Förster aus dem Odenwald. Nach meinen Erkundungen komme ich zu folgendem Ergebnis, das ich mit Euch hier im Dreibeinblog teilen möchte.

Kann man einen Wildhasen zähmen?

Der Förster sagt, dass ich mit meiner Vermutung, dass es sich nicht um einen Wildhasen, sondern um ein Kaninchen gehandelt haben muss, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit richtig liege – und zwar aus gleich mehreren biologischen und praktischen Gründen.

Hasen lassen sich praktisch nicht im Stall halten

Was viele Menschen umgangssprachlich „Hasen“ nennen, sind in fast allen Fällen Kaninchen. Echte Hasen (Lepus europaeus) sind Wildtiere mit besonderen Ansprüchen und eignen sich überhaupt nicht für die Haltung in Gehegen oder Ställen.

Ein paar klare Unterschiede:

  1. Hasen sind Wildtiere – Kaninchen können domestiziert sein

    • Hasen sind nicht domestiziert, extrem scheu und reine Einzelgänger.
    • Hauskaninchen stammen vom Wildkaninchen ab und sind an Menschen gewöhnbar.
  2. Optik: Große Ohren, lange Beine

    Ein echter Hase ist viel größer, mit:

    • sehr langen Hinterbeinen
    • langen, schmalen Ohren mit schwarzer Spitze
    • hochbeiniger, sportlicher Körperform

    Ein Kaninchen dagegen ist kompakter, rundlicher, kurzbeiniger.

  3. Verhalten und Lebensweise

    • Hasen bauen keine Ställe oder Höhlen. Sie leben in flachen „Sassen“ im Feld.
    • Kaninchen graben Höhlensysteme und leben in Gruppen.
    • Deshalb kann man Kaninchen problemlos in Ställen oder Gehegen halten – Hasen nicht.
  4. Fortpflanzung und Nachwuchs

    Das allein verrät es fast immer:

    • Hasenbabys werden voll behaart, sehend und mobil geboren – „Nestflüchter“.
    • Kaninchenbabys kommen nackt, blind und hilflos zur Welt – „Nesthocker“.

    Wenn Michael also ein nacktes, blindes, knopfaugenloses kleines Tierchen großgezogen hat, war es definitiv ein Kaninchen.

  5. Gesetzliche Lage

    Das sollte man nicht unterschätzen:

    • Die Aufzucht eines Hasen ist nur Notfallstationen oder Auswilderungsprojekten erlaubt.
    • Ein Hase gehört nie in einen Stall, schon gar nicht dauerhaft.

Fazit

Wenn Michael sagt, er habe einen „kleinen Hasen“ großgezogen und im Stall gehalten, dann war es in 99 von 100 Fällen, also zu 99 %, ein Kaninchen. Dieser Sprachfehler ist so verbreitet, dass viele Menschen den Unterschied gar nicht kennen. Vor allem im hiesigen Dialekt ist Hase gleich Hase, egal, ob die Leute einen wilden Hasen oder ein Kaninchen meinen. Schließlich spricht man beim Kaninchen ja auch von einem Stallhasen.

Ein echter Hase wäre niemals zahm geworden, hätte Panik im Stall bekommen und wäre nach kurzer Zeit krank geworden oder gestorben.

Bildquellen:

  • hase-pixabay_800x500: NathalieBurblis auf pixabay.com

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(©si)