Johannes Heesters, eigentlich Johan Marius Nicolaas Heesters (* 5. Dezember 1903 in Amersfoort, Niederlande) wird heute 103 Jahre alt. Alle Achtung!
Leben
Nach seiner Schulzeit begann Johannes Heesters eine kaufmännische Lehre. An seinem 16. Geburtstag fasste er den Entschluss, Schauspieler zu werden. Er absolvierte eine Gesangs- und Schauspielausbildung und erhielt eine Reihe von Engagements. 1921 hatte er seinen ersten Bühnenauftritt. 1924 spielte er eine Nebenrolle in seinem ersten Film, dem Stummfilm „Cirque Hollandais“, unter der Regie von Theo Frenkel. Im Dezember 1927 sang er bei Harry Frommermann vor, der die Gesangsgruppe Comedian Harmonists gründete, wurde aber nicht in die Gruppe aufgenommen.
1930 heiratete Johannes Heesters die belgische Schauspielerin Louise H. Ghijs, mit der er bis zu ihrem Tod 1985 verheiratet blieb. Aus der Ehe entstammen zwei Töchter, Wiesje Herold-Heesters (Pianistin in Wien) und Nicole Heesters (Schauspielerin in Hamburg).
1932 übernahm er seine erste Gesangsrolle und spielte in der Folge in diversen Operetten. 1934 debütierte er mit Millöckers „Der Bettelstudent“ an der Wiener Volksoper. Das Publikum war begeistert. 1936 wechselte Heesters nach Berlin, wo er in zahlreichen Operettenverfilmungen und Musikfilmen mitwirkte. Ab 1938 sang er erstmals die Rolle des Grafen Danilo in der „Lustigen Witwe“, eine Rolle, die er 35 Jahre lang behalten und die seine Paraderolle werden sollte.
Heesters‘ Rolle im Dritten Reich ist auf Grund der Vielzahl seiner Arbeiten in den 1930er und 1940er Jahren nicht unumstritten. Obgleich er sich mit Sympathiebekundungen für das Regime zurückhielt, hat er sich zeitgenössisch nicht explizit vom Nationalsozialismus distanziert wie etwa Hans Albers. Nichtsdestotrotz hat er weder die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen, noch war er NSDAP-Mitglied. Noch 1938 hat er mit einer aus Deutschland geflüchteten jüdischen Theatergruppe in den Niederlanden gastiert. Adolf Hitler besucht in den 1930er Jahren mehrmals Heesters‘ Aufführungen, als dieser die Hauptrolle in der Operette „Die lustige Witwe“ singt. Hitler bezeichnete Heesters ob seiner Darstellung als besten Danilo-Darsteller. Heesters‘ Bild des Publikumslieblings sieht in seinem Heimatland, den Niederlanden, etwas anders aus, wo man ihn als Kollaborateur ansieht, der in deutschen Diensten stand, als das Land von der Wehrmacht kriegsbedingt besetzt war. Es gibt eine Aufnahme Heesters‘ aus dem KZ Dachau im Jahr 1941. Ob er die SS-Angehörigen dort unterhalten hat, ist letztlich nicht beweisbar. Heesters‘ Filme wurden nach dem Krieg von der alliierten Militärregierung nicht als Nazipropaganda eingestuft, hatten dem NS-Regime aber zur Ablenkung und Ruhigstellung der Bevölkerung gedient.
Nach dem Krieg setzte Johannes Heesters seine Karriere fort und sang in Wien, München und Berlin. Das Auftrittslied des Grafen Danilo „Heut geh‘ ich ins Maxim“ aus der Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár wird durch Heesters ein Evergreen. In dieser Rolle stand Heesters 1.600 Mal auf der Bühne.
1953 engagierte ihn Otto Preminger für den Film „Die Jungfrau auf dem Dach“ nach Hollywood. In den 1960er und 1970er Jahren ist er in zahlreichen Fernsehfilmen, Theateraufzeichnungen und TV-Shows zu sehen. 1978 erschienen seine Memoiren: „Es kommt auf die Sekunde an“.
1992 heiratete Heesters die 46 Jahre jüngere Simone Rethel. Von 1996 bis zum Sommer 2001 spielte Johannes Heesters neben seiner Frau in dem von Curth Flatow für ihn geschriebenen Stück „Ein gesegnetes Alter“. Dies trug ihm 1997 sogar einen Vermerk im „Guinness-Buch der Rekorde“ ein – als weltweit ältester Schauspieler, der über 250 Mal en suite in der Hauptrolle eines Drei-Stunden-Stücks auf der Bühne stand. Im Jahr 2005 ging Heesters auf umjubelte Tournee mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg und gastierte in sieben deutschen Großstädten. Zudem war er gefeierter Stargast im November, unmittelbar vor seinem 102. Geburtstag, bei einer Feierveranstaltung zum 140-jährigen Bestehen des Theater am Gärtnerplatz in München. Hier sang Heesters zwei seiner bekanntesten Stücke.
Johannes Heesters bekam fünf Mal den Bambi verliehen (1967, 1987, 1990, 1997, 2003). Im Jahr 2001 wurde er mit der Platin Romy für sein Lebenswerk geehrt. 2004 trat Heesters in Köln vier Mal in der Rolle des Herrn im „Jedermann“ von Hofmannsthal auf. Bei den Elblandfestspielen Wittenberge wurde ihm der Titel Kammersänger verliehen.
Seit August 2006 findet die erste Ausstellung über Heesters in der Berliner Akademie der Künste statt, die er persönlich mit einem Liederabend eröffnete.
Mittlerweile beinahe erblindet, ist er trotz seines hohen Alters noch aktiver Sänger und begeistert in seinen Auftritten seine Zuhörer. Er lebt heute im oberbayerischen Landkreis Starnberg.
Filme (Auswahl)
* Cirque hollandais, 1924
* Der Bettelstudent, 1936
* Gasparone, 1937, mit Marika Rökk
* Nanon, 1938, mit Erna Sack, Kurt Meisel
* Hallo Janine!, 1939, mit Marika Rökk
* Das Abenteuer geht weiter, 1939
* Die Lustigen Vagabunden, 1940, mit Rudi Godden, Rudolf Carl, Rudolf Platte, Carola Höhn, Mady Rahl
* Rosen in Tirol, 1940, mit Elfriede Datzig (Christl von der Post), Hans Holt (Adam, der Vogelhändler), Hans Moser, Theo Lingen
* Immer nur … Du!, 1941
* Illusion, 1941
* Glück bei Frauen, 1944
* Hochzeitsnacht im Paradies, 1950
* Im weißen Rössl, 1952, mit Johanna Matz
* Die Jungfrau auf dem Dach, 1953, mit Hardy Krüger, Johanna Matz
* Gestatten, mein Name ist Cox, 1955
* Opernball, 1956, Regie: Ernst Marischka, mit Josef Meinrad
* Heute heiratet mein Mann, 1956, mit Liselotte Pulver und Paul Hubschmid
* Bel Ami, 1957
* Am grünen Strand der Spree (Teil 5), 1960 mit Helen Vita und Günter Pfitzmann
* Junge Leute brauchen Liebe, 1961, mit Cornelia Froboess, Waltraut Haas, Peter Weck, Bill Ramsey, Senta Berger, Boy Gobert
Literatur
* Johannes Heesters: Es kommt auf die Sekunde an (aufgezeichnet von Willibald Eser), Blanvalet Verlag, München, 1978, ISBN 3442038790
* Johannes Heesters: Ich bin gottseidank nicht mehr jung (aufgezeichnet von Willibald Eser), Edition Ferency bei Bruckmann, München 1993, ISBN 3765427055
* Johannes Heesters, Beatrix Ross: Johannes Heesters. Auch hundert Jahre sind zu kurz. Langen/Müller Verlag, 2003, ISBN 3784429343
* Ingo Schiweck: Johannes Heesters – „Ich bin Holländer!“ In: Ingo Schiweck: „Lass dich überraschen …“ Niederländische Unterhaltungskünstler in Deutschland. agenda Verlag, 2005, S. 15-49. ISBN 3896882554
* Jürgen Trimborn: Der Herr im Frack – Johannes Heesters. Aufbau Taschenbuchverlag, 2005, ISBN 3746621534
* Ursula Meyer: Johannes Heesters. Verlag Ursula Meyer, 2003, ISBN 3000106847
Auszeichnungen
* 1967: Ehrenpreis der Stadt Wien
* 1967: Bambi
* 1975: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
* 1982: Johannes Heesters-Ring des Theaters an der Wien
* 1982: Ehrenmitgliedschaft des Theaters des Westens Berlin
* 1983: Medaille München leuchtet
* 1983: Ehrenmitgliedschaft des Gärtnerplatztheaters München
* 1984: Ehrenmitgliedschaft der Volksoper Wien
* 1984: Bayerischer Verdienstorden
* 1987: Bambi
* 1990: Bambi
* 1993: Verdienstorden des Landes Berlin
* 1996: Publikumspreis Goldener Vorhang von Berlin als beliebtester Schauspieler der Spielzeit 95/96
* 1997: Bambi
* 1999: Silbernes Blatt der Dramatiker Union
* 2000: DIVA-Award
* 2001: Platinerne Romy für sein Lebenswerk
* 2002: Goldene Kamera für sein Lebenswerk
* 2003: Bambi
* 2004: Verleihung des Ehrentitels Kammersänger
* 2006: Ehrenpreis des Radio Regenbogen Award
Weblinks
* www.johannes-heesters.de
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