Ich frage mich, ob die ganzen Polit-Katastrophen-Touristen, die sich in den überfluteten Hochwassergebieten gerade (mal wieder) als hemdsärmelige Macher, medienwirksam in Szene setzen, die den Abgesoffenen das Blaue vom grauen Himmel versprechen, die staunend auf Tausende Sandsäcke starren und den Helferinnen und Helfern von THW, DLRG, Polizei und Feuerwehr (mal wieder) im Wege stehen…
ich frage mich, ob sie die Kosten für ihre Outdoorjacken und ihre Gummistiefel als Berufsbekleidung steuerlich geltend machen können. Vielleicht sind Markus Söder, Hubert Aiwanger, Olaf Scholz, Robert Habeck & Co, ja aber auch Endorser und bekommen ihren Survival-Dress von Jack Wolfskin für lau gestellt, wie John McLaughlin, oder Carlos Santana ihre Gitarren von PRS. Wer weiß?
Es wäre ein Zeichen von Aufrichtigkeit und Integrität, würden gerade Markus Söder und Hubert Aiwanger, die den Hochwasserschutz in Bayern aus Kostengründen in der Prioritätenliste nach hinten durchreichten, „weil so ein Hochwasser ja nur alle Hundert Jahre mal vorkommt“ (Aiwanger), unverzüglich ihre Ämter niederlegten, statt im ARD-Brennpunkt, oder im zdf-Spezial ihre tiefste Betroffenheit zu heucheln.
Aber wer würde ausgerechnet von Markus Söder und Hubert Aiwanger ernsthaft so etwas wie Aufrichtigkeit und Integrität erwarten?
Eben!
Allerdings müssen sich auch Olaf Scholz und Robert Habeck die unangenehme Frage gefallen lassen, welche Prioritäten die Bundespolitik setzt, und zu wessen Gunsten? Weshalb ein US-Konzern, wie die Intel Corporation, die für das Geschäftsjahr 2024, schon heute einen Gewinn von satten 8 Milliarden US-$ prognostiziert, 10 Milliarden € an Subventionen aus den Portemonnaies der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für die „Ansiedlung“ einer Chipfabrik in Magdeburg erhält. Aber für Hochwasserschutz ist kein Geld da? Qui Bono?
Oder weshalb die deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, die Öl-, Gas- und Kohleindustrie 2024 mit 46 Milliarden € subventionieren, obwohl es, außerhalb der zahllosen Schwachmaten-Bubbles im Netz, längst wissenschaftlicher Konsens ist, dass die uferlosen CO2-Emissionen, auch und gerade dieses Industriesektors, für den Klimawandel und somit letztendlich auch für Wetterphänomene, wie die unfassbaren Regenmengen verantwortlich zeichnen, deren katastrophalen Auswirkungen, Söder, Aiwanger, Scholz, Habeck & Co, gerade zutiefst „schockiert“ bestaunten. Aber für Hochwasserschutz ist kein Geld da? Qui Bono?
Ich habe keine Ahnung, was es kostet, so einen Polder zu bauen, oder wie viele es davon benötigt hätte, um die aktuelle Katastrophe im Vorfeld zu verhindern, oder sie zumindest abzumildern. Aber erstens ist es nicht mein Job, und zweitens lassen sich die Damen und Herren in der Politik schließlich mit dem hehren Anspruch in die Parlamente wählen, um Deutschland nach vorne zu bringen, oder nicht? Zudem legten der Bundeskanzler, jede Ministerpräsidentin und jeder Ministerpräsident und jede Ministerin und jeder Minister einen Amtseid ab, in dem sie unter anderem schworen, ihre Kraft dem Wohle des deutschen Volkes zu widmen und „Schaden von ihm zu wenden“ – also auch Markus Söder und Hubert Aiwanger.
Natürlich bin ich nicht naiv. Ich weiß sehr wohl, dass Parteien ihre Klientel bedienen müssen, um von ihr gesichert wieder einen „Wählerauftrag“ zu bekommen. Geschenkt! Wenn ich jedoch alleine an das Rheinische Braunkohlerevier denke und daran, dass dafür, gegen den Willen der Bevölkerung, rund 300 Dörfer und mit ihnen über Jahrhunderte gewachsene Gemeinschaften weggebaggert wurden und dass ca. 100.000 Menschen umgesiedelt wurden, um ausgerechnet Braunkohle (!) abzubauen und in Kraftwerken zu verfeuern, frage ich mich, weshalb man die Landwirte, die sich in Bayern gegen den Polderbau auf ihren Äckern zur Wehr und Hubert Aiwanger offensichtlich die Pistole auf die Brust setzen, weshalb man diese aufgrund „übergeordneter Interessen“, nicht ebenfalls entsprechend abfindet und zwingt, ihr Land aufzugeben. „Weil so ein Hochwasser nur alle Hundert Jahre mal vorkommt“…? Echt jetzt?
Am 12./13. August 2002 ging im Grenzgebiet zwischen Deutschland (Osten, Mitte und Süden), Österreich (Nordalpen und Donauraum) und Tschechien innerhalb 24 Stunden die unfassbare Regenmenge von über 300 Liter pro Quadratmeter nieder. Es entstand ein Schaden von etwa 15 Milliarden €, und 45 Menschen kamen ums Leben.
Im Mai und Juni 2013 kam es durch sintflutartige Regenfälle in Deutschland, in Polen, in Österreich, in der Schweiz, in der Slowakei, in Tschechien und Ungarn zu schwersten Überschwemmungen mit mindestens 25 Todesopfern.
Bei einer Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen am 14. und 15. Juli 2021, entstand ein Sachschaden von 54 Milliarden €, und alleine an der Ahr starben mindestens 135 Menschen.
Ich habe zur Veranschaulichung über deren vermeintliche Seltenheit, hier lediglich drei von Dutzenden katastrophalen Hochwassern seit der Jahrhundertwende aufgelistet, und mir ist auch durchaus bewusst, dass „Jahrhunderthochwasser“, eher ein medialer Hashtag, denn eine seriöse wissenschaftliche Bezeichnung ist.
Allerdings ist dies auch Hubert Aiwanger bewusst; denn dumm, ist er definitiv nicht! Wenn er, als verantwortlicher Fachminister, den Hochwasserschutz in Bayern derart vernachlässigte, oder ihn gar sabotierte, wie die Opposition im bayerischen Landtag nun konstatiert, nahm er im Umkehrschluss, sowohl die Sachschäden, als auch die Todesopfer, „billigend in Kauf“, wie es im Juristensprech heißt. Ergo: Vorsatz?
Im Gegensatz zu solch apokalyptischen Unwetterereignissen, die sich in Zukunft definitiv häufen werden, jedoch immer wieder von Phasen schönen Wetters abgelöst werden, damit die Kamerateams bei ihren Dreharbeiten adäquate Lichtverhältnisse vorfinden, wird das unterirdische Jahrhundertgeschwätz, wie jenes von Hubert Aiwanger, und von dem Darwinschen Selbstheilungseffekt der Märkte, die alles regeln, leider nicht durch erhellende Momente der Erkenntnis unterbrochen.
Nachtrag: In einer ad hoc veröffentlichen Stellungnahme zu den ehrabschneidenden Vorwürfen der Opposition im bayerischen Landtag, Hubert Aiwanger habe den Bau bereits beschlossener Polder auf Druck der Bauernverbände obstruiert, wies er diese auf das Schärfste zurück. Es läge ursächlich an den aufwendigen Verfahren, dass die meisten Polder sich noch in der Planung befänden, oder die im Bau befindlichen noch nicht fertiggestellt seien. Zudem habe man kleinere Donau-Nebenflüsse nicht auf dem Schirm gehabt.
Nachtrag zum Nachtrag: Jahrhundertgeschwätz!
- hochwasser: Peter Wilhelm ki
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: DLRG, Feuerwehr, hemdsärmelige Macher, Hochwassergebiete, Hochwasserschutz, Medienwirksam, Polit-Katastrophen-Touristen, Polizei, Subventionen, THW