Gleich zwei neue Bücher von Peter Wilhelm erscheinen im ersten Quartal 2024.
Es sind zwei Ratgeber. Der erste ist jetzt im Februar erschienen und heißt „Nicht senil, nur schwerhörig und ich will kein Hörgerät!“
Das ist ein Ratgeber für Schwerhörige und deren Angehörige.
Im März kommt dann „Wenn die Trauer kommt – so geht sie wieder“ in den Buchhandel. Hiermit legt der Publizist ein Buch vor, das ein Ratgeber für Bestattung und Trauer ist.
Ich habe mit Peter Wilhelm gesprochen.
NS: Herr Wilhelm, gleich zwei Bücher in so kurzer Zeit, wie kam es dazu?
Peter Wilhelm: Das ist den Umständen geschuldet. Eigentlich schlummerten beide Ratgeber schon zu 90 % fertig auf meiner Festplatte. Sie mussten nur noch zu Ende gebracht werden. Und das ist ja meist das Schwierigste, dem Ganzen den letzten Schliff zu geben.
NS: Aber weshalb zwei Bücher so kurz hintereinander?
Peter Wilhelm: Ich bin im September heftig erkrankt, war im Krankenhaus und musste anschließend fast ein halbes Jahr quasi als Pflegefall flach liegen. Glücklicherweise habe ich ein gutes Notebook, auf dem ich wenigstens halbwegs gut arbeiten konnte. Immer, wenn es mir etwas besser ging, habe ich ein, zwei Stündchen halb auf der Seite liegend etwas arbeiten können. Ja, ich habe irgendetwas tun müssen, das Herumliegen hat mich verrückt gemacht.
NS: Andere schauen dann Netflix, Sie schreiben Bücher? …
Peter Wilhelm: Netflix habe ich fast rund um die Uhr geschaut, und Prime, und YouTube… Das hängt einem aber irgendwann zum Hals heraus. Ich fühle mich nur wohl, wenn ich kreativ sein kann. Und ich konnte es lange nicht, weil die Starken Medikamente, unter anderem Morphium, das gar nicht zuließen.
NS: Aber Ratgeber? Sie schrieben bisher eher belletristisch.
Peter Wilhelm: Das stimmt nur zum Teil. Fast alle bisher erschienenen Werke sind zwar Erzählungs-Sammlungen mit Kurzgeschichten, aber sie sind immer als Sachbuch herausgekommen. Es sind Ratgeber, bei denen der gute Rat unterhaltsam verpackt ist. Ich wollte aber zu zwei Themenschwerpunkten noch richtige Ratgeber mit Fakten und Checklisten veröffentlichen.
NS: Das bringt mich direkt zur nächsten Frage: Zwei so unterschiedliche Themenbereiche, Schwerhörigkeit und Trauer, wie kommt man denn auf sowas?
Peter Wilhelm: Das Thema Bestattung und Trauer begleitet mich schon mein ganzes berufliches Leben. Hier habe ich ausreichend Expertise und teile diese seit 20 Jahren in meinen Büchern und meinem Bestatterweblog.de. Vor vielen Jahren wurde bei mir eine Hörbehinderung diagnostiziert, zu deren Ausgleich ich als medizinisches Hilfsmittel Hörgeräte tragen muss. Und ich kann mich nicht auf irgendetwas einlassen, ohne mich zwanghaft auch näher damit beschäftigen zu müssen.
NS: Ich las in Fachmagazinen und Zeitungsberichten, dass Sie sogar Vorträge bei der Hörgeräteindustrie und bei Hörakustikern und Betroffenenverbänden halten. Woher beziehen Sie da die Expertise?
Peter Wilhelm: Lernen, lernen, lernen und wissbegierig alles aufsaugen, was es an Informationen gibt. Ich habe einen sehr guten Hörakustikmeister und eine exzellente Pädakustikerin, sowie weitere Audiologen lange in ihrem Beruf und Arbeitsalltag begleitet, um mir das notwendige Fachwissen anzueignen. Mittlerweile kenne ich mich richtig gut aus. Aber Lernen ist nichts, was irgendwann abgeschlossen ist, sondern geht immer weiter.
NS: Ich habe gesehen, dass die beiden neuen Bücher bei BoD als Self-Publishing herausgegeben werden. Weshalb diesmal ohne Verlag?
Peter Wilhelm: Ich habe die Manuskripte noch nicht einmal an meinen Literaturagenten geschickt. Dass ich diese Bücher selbst verlegen würde, stand für mich schon lange fest. Ich bin ja kein großer Literat, dessen Werke sich millionenfach verkaufen. Und als kleiner Autor profitiert man kaum davon, wenn ein Verlag die Herausgabe eines Buches übernimmt. Ich will das nicht schlechtreden, um Himmels Willen, meine Zusammenarbeit mit Droemer-Knaur war klasse. Aber irgendein Marketing oder verkaufsfördernde Maßnahmen waren bei keinem meiner Bücher vom Verlag übernommen worden. Zumindest habe ich nichts davon mitbekommen. Den gesamten Erfolg habe ich durch eigene Werbemaßnahmen, durch zahllose Buchlesungen und Klinkenputzen erzielt.
NS: Aber der Verdienst bei einem Verlag dürfte ja dann doch um ein Vielfaches höher sein.
Peter Wilhelm: Wenn ein Buch 10 Euro kostet, bekommt der Buchhandel die Hälfte. Bleiben 5 Euro übrig. Davon werden die Druckkosten von vielleicht 2,50 Euro bezahlt. Den riesigen Rest von 2,50 Euro teilen sich dann der Verlag und der Autor, wobei der Verlag oft noch den Löwenanteil bekommt. Da wirste nicht reich, es sei denn dein Titel geht ab wie die Luzzie und die Verkaufszahlen schießen durch die Decke, dann macht’s die Masse.
NS: Und das ist bei Self-Publishing anders? Oder lassen Sie mich so fragen: Was ist besser?
Peter Wilhelm: Die hohe Marge für den Buchhandel entfällt. Mein Anteil am Verkaufserlös ist größer, es entfällt ja auch der Anteil für den Verlag. Und wenn ich sowieso allein für den Erfolg des Buchverkaufs verantwortlich bin, weshalb sollte ich dann einen Verlag dafür bezahlen, dass er nichts macht? Niemand macht mir Druck, ich schreibe, lasse dann den Satz und die Titelgestaltung machen und gebe das Buch bei BoD oder einem anderen Anbieter frei. Dann kann ich mich zurücklehnen und abwarten, was passiert. Ich muss nicht bestimmte Verkaufszahlen erzielen.
NS: Dann laufen jetzt also ein Teil ihrer Werke über Verlage und ein anderer Teil über Self-Publishing?
Peter Wilhelm: Sofern im Buchhandel noch verfügbar, können die Verlagsausgaben meiner Bücher immer noch gekauft werden. Aber inzwischen habe ich die Rechte an allen meinen Werken wieder zurück und werde sie auch nutzen.
NS: Wie meinen Sie das?
Peter Wilhelm: Nun, ganz einfach: Es ist ja bei den Verlagen so: Ich schreibe ein schönes Buch und die bringen das auf den Markt. Dieses Buch sollte meiner Meinung nach immer verfügbar sein. Meine Erzählungen und Sachbücher haben ja kein Ablaufdatum. Aber im Verlagswesen ist es so, dass irgendwann die Belieferung des Buchhandels und der Nachdruck eingestellt werden. Es heißt dann überall: Titel nicht mehr verfügbar. Das ist doch Mist! Es gibt immer wieder Leute, die meine Bücher jetzt erst neu entdecken und ganz begeistert sind. Sie möchten weitere Bücher von mir kaufen, der Verlag macht aber keine mehr. Und hier kommt die große Stärke der Self-Publishing-Plattformen zum Tragen: Wenn der Leser ein Buch haben will, machen die ihm eins und er erhält es druckfrisch zugesandt oder in seine Buchhandlung geliefert. Das geht genauso schnell, als wenn ein physisch vorhandenes Buch ab Lager versandt würde.
NS: Das hat ja sogar etwas mit Nachhaltigkeit zu tun, wenn ich das richtig verstehe.
Peter Wilhelm: Genau, Nele, Sie sprechen da einen wichtigen Punkt an. Früher wurden mit jeder Auflage meiner Bücher tausende gedruckt und in die Regale der Buchhandlungen gestellt. Bis jetzt ist noch jedes Exemplar auch verkauft worden, Gott sei Dank. Aber ich möchte nicht wissen, wie viele Bücher, die sich nicht verkaufen ließen, hinterher im Papiermüll landen. So etwas gibt es beim On-Demand-Druck nicht. Es wird nur das produziert, was auch gebraucht wird.
NS: Wann kommen die nächsten Bücher?
Peter Wilhelm: Das wird gar nicht so lange dauern. Denn da ich die Rechte an meinen Werken komplett wieder zurück habe, kann ich jedes bisher erschienene Buch erneut als On-Demand-Buch und parallel auch als eBook herausbringen. Damit sind die Bücher dann über eine lange Zeit bestellbar und auch in Jahren werden die Menschen sie noch bestellen können. Man darf nicht vergessen, dass das erste Bestatterweblog-Buch „Gestatten, Bestatter – Geschichten, die das Sterben schrieb“ ja auch in gemeinsamer Arbeit mit meinen Blogleserinnen und -lesern als Self-Publishing-Buch herausgekommen ist. Es war der Grundstein, auf dem dann alles aufbaute.
NS: Kann man sagen, dass Sie Titel-Recycling betreiben?
Peter Wilhelm: Ja und nein. Recycling ist ja zunächst einmal etwas Gutes. Aus etwas Altem, das noch verwertbar ist, wird etwas Neues gemacht. Aber ich will das anders machen. Auch wenn jetzt das eine oder andere Buch unter bereits bekanntem Titel neu erscheint, dann wird es sich immer um eine komplett überarbeitete und ergänzte Neuauflage handeln. In einer Geschichte bezeichnet sich ein Sinti selbst als „Zigeuner“. Die Sprachpolizei hat mir deshalb schon mal Rassismus vorgeworfen, obwohl es sich nur um ein Zitat aus dem Mund eines Betroffenen handelte. Da ich mit zunehmendem Alter immer mehr dazu tendiere, meine Ruhe und meinen Frieden haben zu wollen, würde ich diese Geschichte z.B. durch eine andere ersetzen, dann fühlt sich kein nichtbetroffener Besserschwätzer mehr auf den Schlips getreten.
NS: Cancel Culture als Schlagwort?
Peter Wilhelm: Nee, eine der beliebtesten Kurzgeschichten heißt „Schneewittchen einst im Sarge lag“. Egal, wo ich lese, die Zuhörer wollen immer unbedingt auch diese Geschichte hören. Und jedes Mal, wenn ich sie vorlese, stolpere ich über einige ungeglättete Sätze und lasse einen bestimmten Abschnitt immer weg. Er ist nur im Kontext des gesamten Buches und des Bestatterweblogs sinnvoll und verstehbar. Solche Dinge kann ich nun, aufgrund der Erfahrungen, die sich im Laufe der letzten zehn, zwölf Jahre ergeben haben, ausmerzen und noch schönere Texte abliefern.
NS: Außer den recycelten Titeln und den beiden jetzt erschienenen Ratgebern, kommt da noch was?
Peter Wilhelm: Ja, ich sagte ja, dass die beiden Ratgeber nahezu fertig auf der Festplatte schlummerten. Sie waren aber nicht alleine. Ich habe noch eine ganze Reihe von solchen Fast-Fertig-Projekten. Nach und nach, so habe ich es mir zumindest mal vorgenommen, werde ich die alle fertigschreiben und dann veröffentlichen. Besser sie stehen als On-Demand-Buch zum Bestellen bereit, als dass sie irgendwann ungenutzt von meinen Erben als Buchleichen gefunden werden.
- Peter-Wilhelm-gross: Peter Wilhelm
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