Schon geil, wenn Geld überhaupt keine Rolle spielt, nicht wahr? OK, ich bin noch nie in einer solch vermeintlich komfortablen Situation gewesen und werde es vermutlich auch nie sei. Aber mal ehrlich: Wer hat noch nie davon geträumt?
Roland Emmerich, gerne auch als der schwäbische Stephen Spielberg betitelt, befand sich 1996 genau in diesem wohligen Gefühl, nicht aufs Geld achten zu müssen, als er bei der Produktion des Science-Fiction-Krachers „Independence Day“ Regie führte und ein für damalige Zeiten geradezu astronomisches Budget von 75 Millionen Dollar verballern durfte. Klotzen, nicht kleckern war die Devise, und Emmerich schöpfte mit Wonne aus dem Vollen.
Ein Kulturpessimist würde natürlich rumnölen, bei dem Blockbuster handele es sich ja lediglich um ein schnödes, aufgemotztes Hochglanz-Star-Vehikel, ohne besonderen kulturellen Anspruch. Einzig und alleine zu dem Zweck produziert, durch infernalische Pyrotechnik und die Präsenz der beiden Heroen Will Smith und Jeff Goldblum den Umsatz des üblichen Merchandising-Gedöns zu pushen und jenen an Cola, Popcorn und Nachos an den Kinokassen sicherzustellen.
Ganz so weit würde ich jetzt persönlich nicht gehen wollen. Der Streifen hat durchaus Unterhaltungswert…wenn man kein dogmatischer Cineast ist, für den alles unterhalb des Niveaus eines Carlos Saura Missachtung verdient, und wenn man nach einem stressigen Tag einfach nur die Füße hochlegen und sich berieseln lassen möchte.
Aber der fiktive Kulturpessimist hätte natürlich auch ein Stück weit recht. Das klebrige, waffenstarrende Spektakel, an dessen Happy-End der alles überragende, heldenhafte US- Präsident…wer sonst …die ganze Welt rettet, überschreitet zuweilen schon die Grenze des Erträglichen. Und dass er nach der geglückten Eliminierung der bösen Aliens, die die ganze Menschheit vernichten wollten, ausgerechnet den 4. Juli zum Independence Day für die ganze Welt erklärt…Hollywood eben.
Doch, wenn ich mir es genau überlege…vielleicht steckt hinter dem großen Getöse ja eine subversive Botschaft des schwäbischen Master of Desaster, die er sehr subtil und selbstredend ohne Wissen der Finanziers in der Story verwoben hat. Das wäre schon ziemlich abgefahren, oder? Hallo? Bitte kein vorschnelles Pfeifkonzert; ist ja nur ein Gedankenexperiment. Also beruhigt Euch wieder. Dröseln wir das Sujet mal auf und ersetzen die Aliens …meinetwegen durch die USA. Wirklich nur so zum Spaß. Mal schauen, was rauskommt.
In Emmerichs Krawall-Orgie sind die Aliens seit Tausenden von Generationen mit riesigen Raumschiffen und High-End-Waffen im Weltall unterwegs, überfallen einen Planeten nach dem anderen, greifen sich ab, was sie wollen, ohne zu fragen, oder gar zu bezahlen, den Rest äschern sie ein und ziehen weiter. Kommt Euch das nicht auch irgendwie bekannt vor? Korea? Vietnam? Kambodscha? Jugoslawien? Afghanistan? Irak? Libyen? Syrien…und, und, und…?
Auf der Erde wären in diesem fiktiven Gedankenexperiment die USA quasi das Pendant zu den Aliens in Emmerichs Independence Day, oder? Auch die USA sind seit Generationen mit riesigen Schiffen und High-End-Waffen…OK, zwar nicht im Weltall, aber auf dem kompletten Globus unterwegs, überfallen ein Land nach dem anderen, greifen sich ab, was sie wollen, ohne zu fragen, oder gar zu bezahlen. Den Rest äschern sie zwar nicht ein, lassen aber rauchende Trümmer, verbrannte Erde und Millionen von Toten zurück und ziehen weiter.
Und dies seit dem 4. Juli 1776, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag. Will sagen: Ständig auf dem Planeten irgendwo Kriege gegen souveräne Staaten führen, die ihnen nichts getan haben. Und komme mir jetzt bitteschön keiner mit so abgedroschenen Phrasen wie Menschrechten, Demokratie, Freiheit, Mädchenschulen und all dem anderen Blabla. Das ist alles nur fadenscheinige, gequirlte Hochglanz-Kacke aus der PR-Abteilung des Pentagon, die uns gut dressierte Journallisten-Darsteller wie Claus Kleber auftischen, wenn die USA mal wieder ein Land zum Zwecke des Regime-Change destabilisieren. Um einen „Machthaber“ zu ersetzen, damit Uncle Sam dort, weit weg von amerikanischem Boden, für lau…
OK in den 243 Jahren seit dem 4. Juli 1776 gab es zwischendurch auch mal ein paar Jahre, in denen die USA keinen Krieg führten. Nicht viele, aber immerhin. Ich weiß zwar nicht genau, weshalb, aber das muss man den Amis der Ehrlichkeit halber auch zugute halten, nicht wahr? Muss man? Tatsächlich? Einen Scheiß muss man!
Es wird höchste Zeit für einen Independence Day…und zwar für die ganze Menschheit! Allerdings ohne riesige Schiffe und High-End-Waffen, sondern nur durch die Kraft der Überzeugung, des Respekts und eines fairen Umgangs miteinander und mit der Natur.
Denn es kann nicht angehen, dass von insgesamt 328 Millionen US-Amerikanern eine Handvoll durchgeknallte superreiche Psychopaten das eigene Volk und die restlichen 7,3 Milliarden Menschen auf dem ganzen Planeten bis zum Sankt Nimmerleinstag wie Vasallen behandeln, dass sie sich mit Gewalt nehmen, was und wo immer sie wollen, dass sie der Weltbevölkerung ihren Willen aufzwingen und sich benehmen, als gehörte ihnen der Globus.
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