Angeregt durch eine Diskussion bei Gerlinde schrieb ich in einem Kommentar:
So etwas wie ‘Hausmann’ gibt es hier unter anständigen Eingeborenen nicht.
Da ich ja vorwiegend zu Hause arbeite, muß ich mich oft der Frage stellen, was ich denn so mache. Beim Amt steht in den Unterlagen als Beruf “Schriftsteller”, aber das versteht hier sowieso keiner. (”Wie, sie setzen so Bleibuchstaben zusammen, oder?”) Deshalb sage ich meistens, daß ich Autor bin, das klingt irgendwie mehr nach echter Arbeit. Trotzdem ernte ich nur unverständliche Blicke. Dann füge ich meist noch hinzu, daß ich mich, so ganz nebenbei auch noch um den Haushalt und die beiden Kinder kümmere. Jetzt kommt es auf das Geschlecht des Fragenden an, wie er/sie reagiert. Ist es eine Frau, ernte ich mitleidige Blicke, weil Haushalt und zwei Kinder viel Arbeit sind. Ist es hingegen ein Mann, folgt garantiert die Frage, seit wann ich denn “nix mehr schaffe”.
Da gibt es noch ein bißchen was dazu zu sagen:
Der anständige Kurpfälzer geht jeden Morgen ins „Geschäft“. Er geht auch ins Geschäft, wenn er gar nicht in einem Geschäft oder einem Laden arbeitet, sondern z.B. bei Daimler-Chrysler am Fließband oder in einem Büro. Er geht eben ins Geschäft, weil man da ja nicht arbeitet, sondern schafft.
Wer aber nicht ins Geschäft geht, der schafft auch nix.
Ich bin Schriftsteller und als solcher schreibe ich Bücher. Und die schreibe ich zu Hause, gehe also folglich nicht ins Geschäft. Also ist für die Eingeborenen sonnenklar, dass ich sowieso nix schaffe. Dieser Eindruck wird für die Außenstehenden noch dadurch verstärkt, dass ich zu bestimmten Zeiten absolut dekadent und bohemien in einem Kaffeehaus sitzen kann, um mir einfach nur die Leute anzuschauen.
Frau Ruckdäschl vom Parterre lauert mir neulich auf und sabbelt mich voll:
„Sie, sagen Sie mal, könnten Sie nicht für mich einkaufen gehen?“
Freundlich, wie ich bin, würde ich sie am liebsten mit einem kurzen, heftigen Stoß in ihre Wohnung schubsen, besinne mich aber und sage stattdessen:
„Geht’s Ihnen nicht gut? Natürlich kann ich Besorgungen für Sie machen, wenn’s Ihnen zu beschwerlich ist.“
„Nein, Sie, mir geht es gut. Aber ich dachte, Sie haben doch bestimmt Langeweile, wenn Sie so den ganzen Tag, ohne was zu schaffen, oben in Ihrer Wohnung hocken.“
„Aber Frau Ruckdäschl, Sie wissen doch, daß ich Bücher schreibe.“
„Ja, das hat mir Ihre Tochter schon erzählt, gelle, Sie schreiben Witze auf, oder?“
„Nein, ich schreibe unter anderem humoristische Geschichten.“
„Von solchem Schweinkram verstehe ich nichts. Schade, daß so ein netter Mann keine Arbeit hat.“
„Aber, das IST Arbeit, harte Arbeit sogar und ich verdiene Geld damit.“
„Ich geh‘ nur schnell die Liste holen, dann können Sie gleich los, die Einkäufe für mich machen…“
Herr Ofenloch von nebenan spricht mich kürzlich an:
„Sie, ich hab in der Zeitung Ihr Bild gesehen, Sie sollen Schriftsteller sein, stimmt das?“
„Ja“, sage ich und denke, er will vielleicht ein Autogramm oder ein Buch mit Widmung (wie überhaupt jeder zu denken scheint, ein Autor habe tausende seiner Bücher in der guten Stube liegen und nichts Besseres zu tun, als die Dinger zu verschenken, quasi weil er ja froh sein muss, die Dinger loszuwerden… aber das ist wieder eine andere Geschichte.)
„Kann man da heute denn noch was mit verdienen?“, will Ofenloch wissen und fährt fort: „Die machen doch heute die Zeitungen gar nicht mehr aus Bleibuchstaben, sondern am Computer, da hat so ein Schriftsteller doch gar nichts mehr zu tun.“
„Was Sie meinen, Herr Ofenloch, das ist ein Schriftsetzer“, belehre ich den Kretin, doch da habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Ganz altklug klopft er mir auf die Schulter und meint: „Ist mir doch egal, ob Sie bei der Arbeit sitzen oder stehen!“
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