Es vergeht kaum ein Tag, an dem man aus unberufenem Munde nicht geistig umnachtete Statements in Sachen „wie umgehen mit der AfD“ vernehmen kann.
Immer wieder melden sich Stimmen vom Unterdeck der sogenannten etablierten Parteien der Mitte und fordern ein Verbot dieses Polit-Urinals. Kann ich sogar ein Stück weit nachvollziehen, wenn ich mir die Logorrhoe dieses unappetitlichen Furunkels in der deutschen Parteienlandschaft so betrachte. Ein Destillat solcher „Belege intellektueller Erbärmlichkeit“ (Wolfgang Kubicki, FDP), hat die Initiative „Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus“ zusammengetragen und auf ihrer Homepage veröffentlicht:
https://www.goslar-gegen-rechtsextremismus.de/html/afd-sprueche.php
Alleine damit schon könnte jeder, der sich wirklich aufrichtig dem moralischen Abgrund für Deutschland stellen möchte, dies auch tun, so er sich denn traute, und er könnte den Wählerinnen und Wählern zeigen, was die AfD im Grunde genommen ist: Eine Sammelbecken niederträchtiger Demagogen ohne einen Funken von Respekt, Anstand und Substanz. Allerdings auch mit einem brandgefährlichen Feedback bei der erschreckend schnell wachsenden Anzahl von Verliererinnen und Verlierern unseres wertebasierten Systems, die dem rechtsradikalen Mob gerade in Scharen in die Arme laufen, respektive ihm auf den Leim gehen.
„Der zentrale Konflikt unserer Zeit, ist der Krieg zwischen Reich und Arm. Meine Klasse, die Klasse der Reichen, hat diesen Krieg angefangen, und sie wird ihn auch gewinnen.“Warren Buffet
Vielleicht hat der Molkerei-Mogul, Theo Müller (alles-Müller-oder-was?), deshalb nun auch der NPD, seiner mittlerweile chancen- und bedeutungslosen alten Liebe, schweren Herzens Lebewohl gesagt, und sucht für seine Parteispenden nun einen neuen Heimathafen, im Sinne eines deutschnationalen Joghurts ohne Raum. Deshalb beteiligt er sich womöglich schon bald als Mäzen, beim zweiten Versuch eines Relaunch der NSDAP. Bei einem „rein privaten“ Dinner, in einem schnieken Restaurant im schnieken Cannes, soll Müller mit der steuerzahlenden Wahl-Schweizerin und Co-Vorsitzenden der AfD, Alice Weidel, allerdings nur ein wenig ungezwungen geplaudert haben. Worüber wohl? Vielleicht über laktosefreie H-Milch vom arischen Hornvieh, als PR-Knaller für seine mit allerlei Chemie gepimpte Plörre? Wer weiß?
Wie dem auch sei. Man sollte doch eigentlich davon ausgehen können, dass bei CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne, genügend Grips vorhanden sein müsse, um die AfD anhand besagter intellektueller Erbärmlichkeit zu stellen, statt drittklassigen Amokschwätzern auf der parteieigenen Ersatzbank, zu gestatten, den Medien die hirnrissige Idee eines AfD-Verbots in die Mikrofone zu delirieren. Gerade heute konnte man wieder lesen, dass auch Wolfgang Thierse, SPD, in die gleiche blöde Kerbe haut. Nun ja, was soll man sagen? Mit seinen aberwitzigen Pensionsansprüchen als ex-MdB und ex-Präsident des Deutschen Bundestages, kann er derart unüberlegten Stuss locker von sich geben. Auf den Gedanken, dass man durch ein solches Verbot, bei so manchen Wählerinnen und Wählern gar einen Märtyrer-Reflex in Richtung „jetzt erst recht“ auslösen könnte, kommt die genannte Über-GroKo aber anscheinend nicht. Zu beurteilen, ob man dies im Duktus von Wolfgang Kubicki, gleichermaßen als intellektuelle Erbärmlichkeit bezeichnen mag, sei den geschätzten Leserinnen und Lesern überlassen.
Ein Gastroenterologe hat mir aufgrund einer bei mir gelegentlich auftretenden Pyrosis, nahegelegt, mir keine der niveaulosen Tourette-Runden (vulgo: Politische Talkshows) aufzubürden, da er als Folge dessen, sogar die Gefahr eines Ulcus Ventriculi nicht gänzlich ausschließen könne. Da ich mich strikt an seine Empfehlung halte, kann ich folgerichtig auch nur mutmaßen, inwieweit und wie oft man Chrupalla, Weidel und Konsorten bisher schon ein solches Podium bot, um ihre völkische, xenophobe Hysterie über das Wahlvolk zu erbrechen, oder, wen die Redakteurinnen und Redakteuren, die bei Lanz, Maischberger, & Co, das Sagen haben, als vermeintlichen Antipoden in diese befremdlichen Formaten einluden, um den Zuschauerinnen und Zuschauern ausgewogenen Journalismus zu simulieren.
Ging jedoch irgendwie alles brachial in die Hose. Was haben sich gerade die Granden der Union in den letzten Monaten doch abgemüht, den lieben Mitbürgerinnen und Mitbürgern das Gedankengut der AfD via Copy& Paste einfach als ihres zu verkaufen und auf deren Bullshit sogar noch eins draufzusetzen. Keine noch so hirnrissige Niedertracht war ihnen zu flach, um zu versuchen, die ungebremste Abwanderung ihrer Wählerinnen und Wähler in die völkische Gosse zu stoppen.
Anscheinend reichte die sprichwörtliche Bauernschläue eines Markus Söder jedoch nicht aus, um zu erkennen, dass der Schuss aber sowas von nach hinten losgehen könnte. Dass selbst sein Trumpf-Ass im dauerwahlkämpfenden Ärmel, ein okkulter Bruder seines Busenfeindes, Hubert Aiwanger, nicht zog, um den niederbayrischen Behelfs-Goebbels am Wahlabend staatsmännisch jovial in die Schranken weisen zu können. Ganz im Gegenteil: Die Freien Wähler konnten nämlich ihr Ergebnis gegenüber der Landtagswahl von 2018 sogar noch um satte 4,6 Prozentpunkte verbessern, und der Aiwanger Hubert läuft seither in der dicksten aller Lederhosen breitbeinig umher. Hier zog der Märtyrer-Reflex beim Wahlvolk aber sowas von.
Dass der Höhenflug der Freien Wähler möglicherweise zulasten der AfD ging, spielt jedoch keine Rolle. Ist ja eh nur rechte Tasche, rechte Tasche. Denn das Gedankengut der Freien Wähler und der AfD ist ohnehin nahezu deckungsgleich widerlich. Es wird auch Theo Müller nicht anfichten. Es wird seine Ambitionen, in der Traumwelt eines vierten Reiches ohne Raum zu schwelgen, keinen Abbruch tun, und er wird deshalb auch um so mehr auf die AfD setzen. Die CSU ist ihm ohnehin zu provinziell, ihr Einfluss in Brüssel einfach zu marginal, um zum Gelingen der Big Shots im großangelegten EU-Subventions-Karussell, für die der Euter-Reichsmarschall europaweit berühmt und berüchtigt ist, substantiell etwas beizutragen.
Wat nu, Leute? Ich sag Euch was: Wir leben im 21. Jahrhundert. Da reicht es halt nicht mehr aus, sich die Welt in Bierzelten und auf Hauptversammlungen schönsaufen zu wollen, oder im Wahlkampf billige China-Kugelschreiber zu verschenken. Dat Ding ist gelaufen, ein für alle Mal! Die Clique, die Euch über Jahrzehnte generös das Wasser tragen ließ, bei der Ihr am Katzentisch sitzen und auch mal an den Langusten schnuppern durftet, denkt heute global. Um die AfD zu halbieren, oder sie gar in die Bedeutungslosigkeit ignorieren zu wollen, wie einst Müllers NPD, macht es auch keinen Sinn, Bäume zu umarmen, oder diese an Weihnachten als Teil der deutschen Leitkultur zu verhohnepiepeln. Hallo? Ganz so blöd sind Micheline und Michel nun auch wieder nicht.
Da müssen Fakten auf den Tisch. Ihr fabuliert doch sonst auch immer davon, man müsse die Menschen irgendwo abzuholen und sie irgendwo hin mitnehmen. Wie wäre es damit: Ihr fangt bei den Verliererinnen und Verlierern unseres wertebasierten Systems an und erklärt ihnen den Zusammenhang zwischen immer mehr mies bezahlten Jobs auf der einen, und den geradezu explodierenden, obszönen Vermögen einiger wenigen, auf der anderen Seite. Ihr kümmert Euch darum, dass Krankenschwestern und Krankenpfleger, Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrleute, Kita-Erzieherinnen, Reinigungskräfte, die Leute bei der Müllabfuhr, Lehrerinnen und Lehrer…kurzum: Dass all diejenigen, die den Laden, im Gegensatz zu den von Euch gehätschelten Milliardenerbinnen und Milliardenerben, wirklich am Laufen halten, einen ganz, ganz großen Schluck aus der Pulle bekommen. Und das nicht nur einmalig, sondern nachhaltig, wie es in Eurem Wahlkampfsprech immer so schön heißt. Dass sie ehrlich gemeinte und gelebte Wertschätzung für ihren Knochenjob erfahren. Dass die Interessen der lohnabhängig Beschäftigten Vorrang haben, vor Dividenden. Dass deren Mieten nicht die Einkommen auffressen, bevor der Kühlschrank gefüllt ist. Dass die Grundversorgung eine Bringschuld des Staates gegenüber den Bürgerinnen und Bürger ist, wie das Gesundheits- und das Bildungswesen, der ÖPNV, die Wasser- und Energieversorgung und vieles mehr von dem, was von Euch über Jahrzehnte den „Märkten“ zum Fraß geworfen wurde.
Wie, systemimmanent? Wie, linke, alt 68er-Phantastereien? Wie, da kann man nichts dran ändern? Ach so, ich verstehe: Jetzt kann ich das große Hosenflattern in Berlin, in Sachsen, in Thüringen, in Brandenburg und anderswo auch nachvollziehen: Ihr sorgt Euch nämlich gar nicht um das Wiedererstarken des Faschismus in Deutschland, sondern einzig um Euren Platz an den Fleischtöpfen. Na dann ist ja alles klar! Denn die AfD hat mit den sogenannten etablierten Parteien der Mitte, CDU, CSU, FDP, SPD und Grüne, nämlich ohnehin eines gemein: Sie stellt das System als solches nicht infrage, und sie alle betrachten die rasant wachsende Anzahl von Verliererinnen und Verlierern als leider alternativlos, oder so ähnlich.
Und wo genau die Abgehängten und die Almosenempfänger an den Wahlurnen letztendlich ihr Kreuzchen machen, geht den Nutznießern des wertebasierten Systems ohnehin meilenweit am Milliarden-gepolsterten Arsch vorbei. Hauptsache, sie machen ihr Kreuzchen bei der CDU, CSU, FDP, SPD, den Grünen, oder ihretwegen auch bei der AfD.
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