Ich bin ja eher so ein Anhänger der Monarchie, wie wir sie z.B. in England haben. So ein Winkekönig mit etwas Pomp und Drumherum, das fände ich schön. Und glaubt man den Umfragen, so fände das die Mehrheit der Deutschen schön. Zumindest mal so lange, bis wir einen König hätten, denn dann würde der tumbe Sozialneid wieder unter der royalistischen Kruste hervorbrechen und man würde jeden müden Euro, den unser Königsgeschlecht ausgeben würde, auf die Goldwaage legen.
Aber nun haben wir mal keinen König mehr, den letzten Kaiser haben wir an die Holländer als Gärtner verschenkt, und deshalb müssen wir uns mit dem zufrieden geben, was uns die Alliierten nach dem Krieg im föderalistischen Gefusel übrig gelassen haben, nämlich mit dem Bundespräsidenten. Auch eine Winkefigur ohne besondere Machtbefugnisse. Allenfalls mal durch mahnende Reden oder durch das Verzögern einer Unterschrift unter ein Gesetz kann der Präsident einwirken, ansonsten sollte er Würde ausstrahlen, Glanz in die Hütten der Besuchten bringen und schön aussehen.
Dafür bekommt er schmale 199.000 Euro im Jahr, ein Salär, das im Vergleich zu irgendwelchen Fernsehwinkern oder gar Managern eher lächerlich wirkt. Ein paar Milliönchen gehen noch drauf, weil um den Präsidenten ein ziemlich aufgeblasener Apparat arbeitet. Aber angesichts der Billionen, die wir Deutschen so jedes Jahr in den Wind schreiben, weil überall in Politik und Verwaltung ungeheure Summen verschwendet werden und weil ständig irgendwelche Leute Entscheidungen treffen, die bar jeden gesunden Menschenverstandes sind, ist das nur eine sehr geringe Summe, die wir gut verschmerzen können, ja die nicht einmal besonders auffällt.
Da gibt eine durchschnittliche Stadtverwaltung für Porto mehr aus.
Das gilt im Übrigen für den ganzen aufgeblasenen Berliner Apparat, inklusive Abgeordnete, Minister und Kanzlerin. Nur aus dem Blickwinkel des Sozialneides heraus kann man denen ihre Diäten und Einkommen neiden. Verglichen mit Gehältern in der Wirtschaft stehen die alle eher am unteren Ende der Lohnskala. Und ich bin ja auch nach wie vor der Meinung, daß die alle ruhig viel Geld bekommen sollen, wenn sie anständig arbeiten. Ich glaube sogar, daß die meisten Abgeordneten sich wirklich bemühen und tatsächlich einen übervollen Terminkalender haben, der eine so gute finanzielle Abdeckung gerechtfertigt.
Ich finde es übrigens auch schon fast normal, daß Politiker nach dem Ende ihrer politischen Karriere in irgendwelchen Aufsichtsräten oder politischen Stiftungen oder gar in Brüssel in die Endverwendung gehen und sich das gut bezahlen lassen. Nur müsste dann meiner Meinung nach die staatliche Altersversorgung wegfallen oder sehr gering ausfallen. Sie ist ja schließlich dafür gedacht, jemandem, der für die Politik auf eine andere berufliche Karriere verzichtet hat, ein gutes Auskommen zu bieten. Bekommt er hingegen nach dem Ablegen seiner Ministerämter ein gutes Geld von der Wirtschaft, ja dann braucht er unsere Steuergelder wahrlich nicht auch noch.
Den Vogel hat ja Altkanzler Schröder abgeschossen, der sich, so empfinden das viele, während seiner Amtszeit auf Steuerkosten das russisch-britische Bett geschaffen hat, in dem er sich jetzt fürstlich entlohnt bequem aushalten lässt. So offensichtlich hat sich noch keiner (außer Berlusconi vielleicht) zur Korruption bekannt, meinen böse Zungen.
Und dennoch grummelt es in mir, wenn ich das Theater um unseren derzeitigen Bundespräsidenten betrachte.
Der Vorgang an sich, der alles ins Rollen brachte, nämlich dieser dämliche Hauskredit, der hat für mich nichts Besonderes. Es ist für mich auch noch zu verschmerzen, daß Wulff darüber kaum, oder nur halbrichtige Angaben gemacht hat. Aber nachdem die Presse daraus nun eben eine Meldung gemacht hat, muss ein Staatsmann wie Wulff eben auch entsprechend reagieren. Wäre sein Tun über jeden Zweifel erhaben, hätte er sich sogleich der Öffentlichkeit gestellt, Ross und Reiter genannt und die Sache wäre erledigt gewesen.
Aber stattdessen macht unser Bundespräsident den Eindruck eines pubertierenden Dümmlings, der bei hartnäckiger Befragung immer nür stückchenweise das zugeben mag, was ihm sowieso bereits nachgewiesen werden kann.
Da hilft es auch nicht, daß unsere Bundesphysikerin Frau Merkel, ihm immer wieder den Rücken stärkt.
Der Bundespräsident hat eine Vorbildfunktion. Er sollte so würdevoll und überragend sein, daß sein mahnendes Wort in Politik und Gesellschaft Gewicht hat.
Die Bürger sollten so etwas wie Ehrfurcht und Respekt empfinden, wenn vom Bundespräsidenten die Rede ist und er sollte parteiübergreifend als höhere Instanz eine ganz besondere Position einnehmen.
Aber das, meine lieben Leserinnen und Leser, das hat Wulff verspielt. Er hat keine saubere Weste mehr. Die hat er deshalb nicht, weil er einfach schlecht mit der Krise umgegangen ist. Christian Wullf beschädigt durch das Bleiben im Amt das Amt des Bundespräsidenten, denn auch jeder Nachfolger wird jetzt erst einmal daran zu messen sein, ob er irgendwann, irgendwo, irgendwie mal einen Kredit, ein Geschenk oder sonstwas angenommen hat. Wiegesagt, es geht nicht darum, DASS Wulff den Kredit genommen hat. Es steht ja offensichtlich auch fest, daß die Kreditgeber keine besonderen wirtschaftlichen Vorteile aus der Sache gezogen haben. Es geht auch nicht darum, daß Wulff die Sache mit dem Kredit nicht bekannt gegeben hat. Es geht darum, daß er in dieser Krise so schlecht agiert und reagiert, daß solche Dinge überhaupt nun als Thema auf der Tagesordnung stehen, wenn es um einen Bundespräsidenten geht. Das ist der Schaden, den er dem Amt zufügt.
Die einzige Konsequenz kann überhaupt nur sein: Jetzt sofort zurücktreten!
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