Geschichten

Heinz Erhardt schnappt sich die Allerliebste

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Gestern waren die Allerliebste und ich zu Gast bei „Heinz bleibt Heinz“, dem Soloprogramm des Schauspielers Gerhard Piske.
Piske, bekannt vom Nationaltheater in Mannheim, Synchronsprecher, Regisseur und Komödiant ist einem größeren Publikum durch div. Nebenrollen im „Tatort“ bekannt, genießt aber vor allem in der Kurpfalz und im Rhein-Neckar-Raum nahezu Kultstatus. Seine Gernhardt-Abende haben so viel Eindringliches, daß es ein wahres Vergnügen ist, ihm zuzuhören.

Seit einigen Jahren spielt Gerhard Piske das Solo-Programm „Heinz bleibt Heinz“ mit Texten und Liedern des unvergessenen Heinz Erhardt. Hierbei imitiert Piske weder Heinz Erhardt, noch parodiert er ihn, sondern er spielt ihn. Eine Brille genügt ihm dabei als einziges Requisit, den Rest macht er durch Sprechweise, Mimik und Gestik. Es dauert stets keine 10 Sekunden und das Publikum hat vergessen, daß da ein Schauspieler vor ihnen steht und man sieht, hört und erlebt nur noch Heinz Erhardt pur. Dabei versteht es Piske meisterhaft, als Interpret nicht hintenan zu stehen.

Gestern war Gerhard Piske alias Heinz Erhardt bei brütenden 30 Grad im Freigelände des Schloss Seckenheim zu Gast. Wie das so ist, wenn Künstler aufeinander treffen, hatte man uns ganz vorne direkt am Platz des Auftrittes an einen Tisch gesetzt, weil Gerhard Piske später mit uns zu Abend essen wollte. So konnten wir aus nächster Nähe dabei sein. So ein bißchen peinlich ist es mir immer, wenn ich ungewollt und überraschend ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werde, aber es hat mich nicht gewundert, daß der Schauspieler ausgerechnet die Allerliebste, mich und eine Bekannte als „Rhythmusgruppe“ auserkor, die seine Lieder durch rhythmisches Klopfen etwas unterstützen durfte.

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Aber, wie es immer so ist, wenn es mir nicht gelingt peinlich zu sein, hüpft die Allerliebste stellvertretend für mich mit beiden Füssen (und sogar mit Anlauf) in die bereitstehenden Fettnäpfchen. „Jetzt mal wieder meine Rhythmusgruppe!“ forderte der Künstler uns auf, hob an zu singen und statt brav dem Takt zu folgen, hämmert meine Frau los wie ein hämmorhoidenkranker Pavian auf LSD.
Dieses Stakkato, welches meine Allerliebste mittels des Griffes eines Messers auf die Tischplatte klopfte, passte weder zum Takt des Liedes, ja übertraf an Lautstärke sogar den Sänger…
Der ist natürlich nicht mundfaul und Sekunden später hat er sich meine Frau auf die „Bühne“ geholt und die darf nun das Liedchen gemeinsam mit „Heinz Erhardt“ zum Besten geben. Dumm gelaufen, würde ich mal sagen.

Ach ja, meine Handy-Cam hatte ich ja dabei:

Ich bewundere ja diese Frau, muss ich ehrlich sagen. Sie hat die Situation souverän gemeistert und ich vermute mal, daß die meisten der anderen Anwesenden dachten, das gehöre alles zum Programm. Wahrscheinlich hielt man uns für die extra mitgebrachte „Rhythmusgruppe“, wenngleich unser Geklopfe mit Messergriff, Zippo-Feuerzeug und Schlüsselbund sicherlich eher jämmerlich geklungen haben muss. Aber den Leuten hat es offenbar gefallen.

Anschließend haben wir dann noch mit Gerhardt Piske zu Abend gegessen und zwei Stündchen über das schwere Los der brotlosen Kunst philosophiert.
Zu Hause hatte ich dann Schwierigkeiten, die Allerliebste wieder „runterzubekommen“ zu sehr hatten sich die Melodien von „Tante Wanda in Uganda“ (oder so) eingebrannt. Noch bis 2 Uhr nachts begleitete mich auf diese Weise der selige Heinz Erhardt.


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Der erfolgreiche Buchautor Peter Wilhelm veröffentlicht hier Geschichten, Kurzgeschichten, Gedanken und Aufschreibenswertes.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 16. Juli 2007 | Revision: 15. März 2015

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